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Sport
Sachsens Frauenfußball startet gut gerüstet ins Abenteuer 1. Bundesliga
Blau-Gelbe Leipzig Lok – Teil 3
Von Bernd J. R. Henke

„Aus der Zweiten nehme ich Kathrin Patzke mit, die eigentlich beim HSV in der Bundesliga hätte spielen sollen“, erklärte Claudia von Lanken schon recht früh, als sie sich als neue Trainerin in Leipzig vorstellte. Kathrin Patzke ist ein besonderer Fall. Sie ist Tochter des Fußballers Roland Patzke, der beim 1. FC Bocholt in der 2. Bundesliga spielte. Ihr war berufliches Fortkommen trotz Fußballtalent in der Regel wichtiger. Sie hat dem HSV über viele Jahre hinweg in der ersten und zweiten Bundesliga viel Freude bereitet. Bis zuletzt konnte sie mit herausragenden Leistungen überzeugen und sich wiederholt die Torjägerkrone schnappen.

 
Kathrin Patzke, vertraut mit Medien und Toreschiessen
Foto: Christoph Lippold 
 
Torinstinkt
 
Die 29-jährige studierte parallel zum Fußball in Kiel die Fächer Deutsch und Sport fürs Lehramt. Aus diesem Grund ist sie in den letzten Jahren überwiegend für die HSV-Reserve in der 2. Bundesliga aufgelaufen. Heute arbeitet sie schon im Lehramt an einer Eliteschule für Sport in Hamburg. Für sie wurde mit Lok Leipzig eine Sonderregelung vereinbart. „Ich bin Lehrerin an einer Eliteschule des Fußballs. Die Kombination aus Trainer und Lehrer ist immer mein Traum gewesen. Jetzt hat es geklappt, und die haben dort extra eine Stelle für mich geschaffen. Diesen Traumjob will ich natürlich nach vier Monaten nicht schon wieder aufgeben", erklärte sie.
 
Das bedeutet ein halbwöchentliches Pendeln zwischen Hamburg und Leipzig. Donnerstags bis sonntags wird sie in Leipzig weilen, während sie die restliche Zeit im Norden verbringt. Dort trainiert Patzke bei einer Oberliga-Mannschaft der Männer mit. Sie gilt als eine enge Vertraute der Trainerin. Für die 1. Mannschaft des HSV absolvierte sie 49 Spiele in der Frauen-Bundesliga und erzielte dabei 14 Tore. Als Stürmerin der HSV-Reserve in der zweiten Liga eroberte Kathrin Patzke nach dem 3. Platz (14 Saisontreffer) 2007/08 und dem 4. Platz (10 Saisontreffer) 2008/09 in der Spielzeit 2009/10 die Torjägerkanone mit 25 Toren vor Marie Pollmann.


Christina Nauesse, Stürmerin Lok Leipzig, genannt "Checker", auf dem Weg zur Rückkehr in die 1. Mannschaft
Fotoagentur Jan Kuppert
 
Teamgeist
 
In der Spielzeit 2010/2011 war sie mit 21 Toren wiederum überragende Schützenkönigin der 2. Bundesliga-Staffel Nord. „Ich erwarte auf jeden Fall, dass wir gegen den Abstieg spielen", blickt sie der bevorstehenden Erstliga-Saison entgegen. "Ich glaube, dass wir trotzdem eine akzeptable Rolle spielen werden, und dass einige Mannschaften auch Respekt haben werden. Ich hoffe, den können wir uns in der Hinrunde erarbeiten." Mit Blick auf die sportliche Blamage des letztjährigen Aufsteigers Herforder SV, der in der ersten Liga lediglich 5 Punkte sammeln konnten und direkt wieder abstieg, schätzt Patzke ein: "Wir werden nicht so naiv sein wie viele Aufsteiger, die meinen, weil sie in der 2. Liga dominant waren, einfach weiter den gleichen Fußball spielen können. Dadurch, dass Herford diesen Absturz erlebt hat, sind wir alle gewarnt. Das wird uns einfach nicht passieren." Sie sieht den 1.FC Lok für diese Herausforderung bestens gewappnet. "Ich weiß, dass Lok Leipzig andere Tugenden hat, die gerade für den Abstiegskampf wichtig sind: Kampfgeist, Teamgeist und auch mal eine gesunde Härte. Da ich schon häufiger gegen Leipzig gespielt habe, weiß ich, dass da ein anderer Wind weht".


Besuch FIFA-WM 2011 Frankfurt - Nyembo (21), Nauesse (4), Ebermann, Janitzki
Bildagentur A2 Hartenfelser
 
Mission
 
Die Mission für das erste Leipziger Jahr in der 1. Bundesliga steht fest: "Klar ist Klassenerhalt das Ziel, alles andere wäre ein bisschen vermessen", so die Trainerin. In Bundesligakreisen höre sie des öfteren, dass Lok als potentieller Absteiger gehandelt würde, doch "das gibt zusätzliche Motivation, alles dafür zu tun die Klasse zu halten". Gern erinnert sich von Lanken in diesem Zusammenhang an die Aufstiegsfeierlichkeiten im Mai, und sie weiß: "Wenn man die Klasse dann hält, wird es sicherlich noch eine viel größere Sause geben". In Probstheida hätte man dagegen gewiss nichts einzuwenden. Neben der ersten Bundesliga-Saison wird bei den Lok-Frauen derzeit auch der Umzug auf das Gelände am Gontardweg geplant. Hier, in unmittelbarer Nähe zur Sportschule „Egidius Braun“, soll in Zukunft trainiert werden. Gespielt wird weiter im Bruno-Plache-Stadion. Hier hofft Frank Tresp in der Bundesliga auf einen Zuschaueranstieg: „In der Zweiten Liga hatten wir im Schnitt 150 Zuschauer, ich hoffe, dass wir den Schnitt auf 300 bis 500 erhöhen können. Dazu müssen wir in den nächsten Monaten aber noch kräftig die Werbetrommel rühren.“


Besuch Hyundai Pavillion, WM 2011 Frankfurt
Foto: Highländer
 
Hauptsponsor
 
Der mittelständische Unternehmer Bernd Wickfelder ist der wichtigste Mann im Leipziger Frauen-Fußball. Er ist im Gesamtvorstand des Traditionsvereines für die Frauen-Abteilung des 1. FC Lok verantwortlich. Sein Dienstleistungs-Unternehmen KTOW, spezialisiert auf Krankentransport, Blut- und Organ-Logistik, mobile Krankenpflege und Seniorenresidenzen, ist der seit etlichen Jahren strategisch permanent engagierte Hauptsponsor der 1. und 2. Frauenmannschaft. Bernd Wickfelder ist ein Unternehmertyp mit Realitätssinn im Personalbusiness, aber auch ein Mann mit Visionen. Beides Tugenden, die auch im Fußball-Management dringend erforderlich sind. Sein Ziel: in zehn Jahren in der Champions League mitzuspielen.
 
Er wird unterstützt durch den Sportdirektor Jürgen Brauße, zuständig für Medien, Marketing und Scouting. Der Etat für die Lok-Frauenabteilung liegt bei knapp 500.000 Euro, darin sind die 180.000 Euro des DFB enthalten. Für Brauße steht fest, dass permanentes Sponsoren-PR zur Findung weiterer aktiver Sponsoren auf Dauer die Grundlage darstellen wird, um die Vision der Champions League-Spiele zu erreichen.


Filmzene im Sponsoren PR-TV-Film - Deutsche Bank-Green Towers, Frankfurt
Foto: Diana Koppelt, Projektteam Energo East Sport WM 2011
 
Angesichts der überraschend guten Fernseh-Quoten erachtet es Bernd Wickfelder wie viele in seinem Umfeld als bemerkenswert, was sich da für ein gigantisches Interesse und bisher nicht erreichtes Zuschauer Potential gezeigt hat. „Eine Nachhaltigkeit des gestiegenen Interesses wird sich besonders darin offenbaren, wie der Frauen-Fußball in der neuen Saison im allgemeinen Bewusstsein bleibt und damit bei Sponsoren die Türen öffnen wird“, meint Fußballexperte Joe Blaha. 
 
Das Projektteam Energo East Sport WM 2011 aus Zürich produziert seit Juli zusammen mit einem Leipziger Filmteam einen TV Film zum Sponsoring des Frauenfußballs nach einer glanzvollen perfekt inszenierten Weltmeisterschaft und dem dadurch veränderten Stellenwert für Industrie, Touristik und Merchandising. Die FIFA-Abteilungsleiterin Frauenfußball Tatjana Haenni sowie maßgebliche Sponsoring-Experten aus der Wirtschaft werden dabei zu Wort kommen. Im Focus stehen dabei ebenso junge Leipziger Lok-Spielerinnen, die im Rahmen der internationalen Städtepartnerschaft der Messestädte Frankfurt und Leipzig zur FIFA-Fanmeile am Mainufer nach Frankfurt eingeladen waren. Japanische TV-Stationen und eine japanische Städtepartnerschaft zur Millionenstadt Yokohama gehören zu weiteren Unterstützern. Gedreht wird natürlich auch in Leipzig. (PK)
 
Hiermit endet unsere dreiteilige Lok Leipzig-Serie.


Online-Flyer Nr. 319  vom 14.09.2011

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