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Aktueller Online-Flyer vom 13. Dezember 2024  

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Sport
Laura Feiersinger bestraft Angerers Torausflug mit Supertor
Lok erst auf den letzten Metern gestoppt
Von Bernd J.R. Henke

Lok-Torhüterin Carolin-Sophie Härling verhinderte Schlimmeres. Härlings beherzte Abwehrparaden gegen die Essener Angreiferinnen offenbarten ihre Sonderklasse. Trotzdem verlor Lok Leipzig auch sein viertes Heimspiel, ohne ein Tor erzielt zu haben. Diese Bilanz ist bitter und erschreckend zugleich, da die Leipziger Offensive durch häufige Fehlpässe nicht zum Rollen kam. Cheftrainer Jürgen Brauße samt Co-Trainer Frank Tresp haben bisher trotz spielerischem Umbau und Systemwechsel noch kein taktisches Rezept gefunden, gegen kompakt spielende Mannschaften notwendige Tore zu platzieren.

Leipziger Jungs beim Frauenfußball
Foto: Annemarie Fischer (Archiv) 
 
Immerhin: das Spiel gestaltete Lok bis zur 75. Minute dank der überragenden Torhüterin Härling insoweit offen, dass man mit etwas mehr Glück wenigstens ein Remis hätte schnappen können – denn nur der zweite Treffer der Ruhrpott-Frauen nach einer Unaufmerksamkeit entschied an diesem Tag über das Weh und Glück der Lokomotive. Die Lok-Abwehr wirkte danach nervenschwach und konsterniert. Zu sehr lastete der mentale Druck auf den Spielerinnen, endlich einmal zu Hause vor den eigenen, zahlreich erscheinenden Lok-Fans zu punkten. Eine Schraube nach unten mit Ursachen, die nicht an den Füßen, sondern in den Köpfen zu lokalisieren sind. Cheftrainer Brauße wird sicher konsequent das Einzelgespräch mit den Spielerinnen suchen müssen, um mental gegenzusteuern.
 
Klassenverbleib
 
Das Spiel des Aufsteigers Lok Leipzig gegen die SG Essen-Schönebeck endete durch überraschende Gegentreffer in der Schlussphase ziemlich erfolgreich und letztlich deutlich mit 0:4 (0:1). Die SG Essen-Schönebeck setzte ihre einmalige Erfolgsserie in der laufenden WM-Nachsaison fort. Nach dem 4:0 (1:0) sind die Grugastädterinnen mit 13 Zählern Fünfter in der Tabelle und im oberen Drittel der Liga nunmehr Stammgast. Charline Hartmann war in der achten Minute zum 1:0 erfolgreich, danach hatte auch Lok Chancen zu einem Ausgleich und Punktgewinn, in der Schlussviertelstunde erhöhten Linda Dallmann (75.), Jessica Bade (87.) und Sabrina Bemmelen (88.). Essen galt Anfang der Saison bei etlichen Insidern und Bundesligatrainern als möglicher Abstiegskandidat. Die überraschend positive Entwicklung der SG Essen-Schönebeck nach der vergangenen Zittersaison kommt nicht von ungefähr. Weiterentwickelt hat sich das Team, in der Vorbereitung wurde hart gearbeitet, einige Neuzugänge kamen hinzu, die sich sehr rasch in das Gesamtgefüge gut integriert haben. Dies signalisiert Harmonie in der Mannschaft. Lok Leipzig dagegen kriselt.
 
Teamspirit                                                                                                                         
 
„Die Beurlaubung der Cheftrainerin deutet auf Chaos, der Zusammenhalt muss noch stärker im Mittelpunkt stehen. Chaos bedeutet aber Urknall und somit Entwicklung", meinte Fußballexperte Joe Blaha in seiner direkten Art. Lok-Vorstand Wickfelder forderte eine mentale Aufrüstung. Essens Momentaufnahme sieht dagegen positiver aus. „Es passt bei uns zurzeit. Wir haben viele talentierte Spielerinnen, die Moral stimmt, der Teamspirit auch. Dazu kommt, dass wir in Torhüterin Ursula Holl einen tolle Verstärkung bekommen haben", so Essens Cheftrainer Markus Högner. In der Tat war im Bruno-Plache-Stadion lautstark zu verspüren, wie engagiert die erfahrene Torhüterin ihrer jungen Hintermannschaft zu geordnetem Stellungsspiel verhalf und wie sie mit Inbrunst dirigierte. Die 29-Jährige, die nach der WM 2011 aus der Nationalmannschaft zurückgetreten war, kam vom FCR 01 Duisburg nach Essen und ist für die Ruhrpott-Frauen eine wichtige Führungsspielerin geworden – als Ansprechpartnerin für Junge im Team, ein Vorbild an Einsatz und Willenskraft. Als eine der kämpferischsten Leipzigerinnen, die Mittelfeldspielerin Angelina Lübcke, kurz vor Ende der Partie einen Freistoß in den linken Winkel setzte, glänzte Holl mit einer Weltklasse-Leistung. Sie fischte den Ball mit souveräner Sprunggewalt aus dem Eck. Holl ließ erst fünf gegnerische Tore zu in dieser Saison. Es gehen die knappen Siege der SGS-Frauen der letzten Spiele sicherlich auf ihr Konto. Ja, es war ein Tag famoser Leistungen beider Schlussfrauen.

SG Essen-Schönebeck-Torhüterin Ursula Holl
Foto: SGS (Archiv) 
 
Rückpass
                                                                                                                                        
Bereits nach zwei Minuten klärte Leipzigs Torfrau Carolin-Sophie Härling einen schnellen Ball von Ex-Nationalspielerin Melanie Hoffmann zur Ecke. In der 6. Minute rettete sie erneut, als Isabelle Wolf frei zum Kopfball kam, aber den Ball nicht voll erwischte. In der 8. Minute war Leipzigs Torfrau schließlich machtlos, als Charline Hartmann nach einem Flankenlauf von Linda Dallmann einen Rückpass bekam bekam und das runde Leder aus zentraler Position zum 0:1 in das Netz beförderte. Die erst sechzehnjährige Isabelle Wolf, die glücklicherweise zu Saisonbeginn vom SG Lütgendortmund nach Essen wechselte, hatte danach mindestens fünf große Chancen zum Ausbau der Führung. Die kleine, pfeilschnelle 17-jährige Linda Dallmann, die zu Anfang der Saison den Weg von Bayer Leverkusen nach Essen fand, beschäftigte ebenfalls die Leipziger Hintermannschaft. Erst in der 40. Minute gelang Lok Leipzig durch seine 17-jährige Sturmspitze Lyn Meyer die erste Tormöglichkeit, aber ohne Erfolg im finalen Abschluss.
 
Kontertor                                                                                                                                        
Nach dem Wechsel versuchten die Frauen aus Probsthaida, die Gäste mehr unter Druck zu setzen und den ersehnten ersten Heimsieg zu erringen. Bis zum Strafraum sah das nun zuweilen ganz gut aus, doch spätestens beim finalen Pass endete die Herrlichkeit der Blau-Gelben. Spielerisch gelangen nun durchaus ansehnliche Aktionen, eine kompakte Essener Hintermannschaft ließ aber keine nennenswerten Chancen zu. Die SGS mit ihren optimistisch pink-schwarzen Trikots agierten da erfolgreicher. Eine Viertelstunde vor dem Ende begrub die „kleine“ Dallmann mit pfiffigem Pferdeschwanz und einer Körpergröße von 158 cm mit ihrem Kontertor zum 0:2 alle Leipziger Hoffnungen auf Punktgewinn. Diese schon international erfahrene U-16 und U-17-Nationalspielerin schoss damit ihr erstes Bundesligator. „Nach dem zweiten Tor war die Ordnung weg", stellte Lok-Trainer Jürgen Brauße fest. Diese Tatsache nutzten Jessica Bade (86.) und die eingewechselte Sabrina Bemmelen (88.) für zwei weitere Gäste-Tore und somit für eine deutliche 0:4-Pleite des 1.FC Lok. Die 23-jährige Sabrina Bemmelen spielte die vorige Saison noch in der Regionalliga West bei Alemania Aachen. Spielerisch war sie eigentlich schon in der Ligastufung viel weiter, denn schon eine damalige ehemalige Jugendtrainerin namens Neid bemühte sich um sie, nur Mutter und Tochter Bemmelen entschieden sich für den Weg guter Schulleistungen, für einen Einstieg in eine gründliche Berufsausbildung und nunmehr am Ende der Entwicklung für ein Lehramtsstudium. Nun erntet die Spielerin nach schulischer, beruflicher und nunmehr beginnender universitärer Entwicklung wieder sportliche Höhepunkte – und dass nun in der besten Liga der Welt. Sie ist ein Musterbeispiel dafür, dass der Leistungssport nicht alles im Leben einer deutschen Bundesligaspielerin sein sollte.
 
Einzelaktionen
 
„Es waren zu viele Ungenauigkeiten im Passspiel und auch zu viele Einzelaktionen“, resümierte der enttäuschte Lok-Trainer Jürgen Brauße. „Wir müssen schleunigst wieder zu einer Einheit werden, wenn wir Erfolg haben wollen.“ „Das wird eine ganz harte Aufgabe“, urteilte Frank Tresp über die Lok-Aussichten für die kommenden Begegnungen. „Für uns steht im Vordergrund, die neu formierte Mannschaft zu festigen und an Sicherheit zu gewinnen. Wenn dies gut funktioniert, besteht vielleicht auch die Möglichkeit, etwas Zählbares herauszuholen.“ Loks personelle Situation hat sich nach Angabe des Vereines bis auf den Ausfall von Yvonne Wutzler (Pfeiffersches Drüsenfieber) mittlerweile entspannt: „Die lange Zeit verletzten Gabriella Toth und Safi Nyembo sind im Training wieder voll belastbar, ein Bundesliga-Einsatz wird sicher spätestens zum DFB-Pokalspiel gegen den FV Löchgau möglich sein.“ 
 
Zusammengeschweißt
                                                                                                                        
Der Weg Essens begann mit einem Auftaktspiel bei dem Nonplusultra-Team in Frankfurt. Da hatten die Ruhrpott-Frauen auf verlorenem Posten gekämpft, aber was für die Moral wichtig wahr, spielerisch und konditionell mitgehalten. Das Auftaktspiel der Saison gegen den Deutschen Pokal- und Rekordmeister 1. FFC Frankfurt ging zwar glatt mit 0:3 verloren, dann folgten aber Siege gegen Jena (1:0), Bad Neuenahr (3:2), gegen den FC Bayern München (1:0). Das 1:1 Remis gegen Spitzenclub FCR 01 Duisburg war der kämpferische Höhepunkt und zeigte in einer Momentaufnahme das Team an der oberen Leistungsgrenze. Es sind die knappe Erfolge, die das Team zusammen- geschweißt haben. „Wir mussten oft an unsere Leistungsgrenze gehen, das zeigt aber, dass die Moral stimmt, sonst hätten wir diese Riesenkraftakte nicht bewältigt," meinte Cheftrainer Markus Högner jüngst in einem Interview mit DFB-Online. Gegen Jena gelang das Siegtor erst in der Nachspielzeit, gegen Bad Neuenahr führte man 0:2, musste den zwischenzeitlichen Ausgleich hinnehmen, um dann doch kurz vor Schluss noch zu triumphieren.
 
Klassenverbleib                                                                                                                           
Gegen die Bayern wurde das 1:0 schon in der dritten Minute erzielt. Danach wurde die Führung erbittert gehalten, eine kämpferische Glanzleistung der gesamten Mannschaft. „Jeder Zähler ist wichtig gegen den Abstieg. Denn darum geht es. So frühzeitig wie möglich den Klassenverbleib zu schaffen. Wenn die eine oder andere Überraschung auf diesem Wege gelingt, um so besser", so Cheftrainer Markus Högner. Dass es geht, beweist die starke Leistung der Mannschaft von der SG Essen-Schönebeck. Lok Leipzig hingegen befindet sich nun im fußballerischen Tiefpunkt. Die Arbeit der ehemaligen Cheftrainerin Claudia von Lanken brachte immerhin einen Sieg und drei Punkte, die beiden Spiele unter den beiden neuen Trainern wurden klar verloren. Zugegeben waren Essen und der VfL Wolfsburg stärker als der HSV (Lok verlor zu Hause 0:3) und der SC Freiburg (Lok verlor zu Hause 0:1).

Jennifer Cramer rettet Turbine
Foto: Jan Kuppert, Potsdam
 
Weiße Westen
                                                                                                                               
Der 1. FFC Frankfurt und der Deutsche Meister 1. FFC Turbine Potsdam haben auch am siebten Spieltag der Frauen-Bundesliga ihre weiße Weste gewahrt. Die Hessinnen feierten ein 7:1 (5:1) gegen Bayern München. Potsdam zog mit einem zitterigen 1:0 (0:0) gegen den SC 07 Bad Neuenahr nach, liegt wegen des minimal schlechteren Torverhältnisses aber nur noch auf Platz zwei. Es bleibt spannend bei den Fußball-Gigantinnen. In Lauerstellung bleibt mit zwei Punkten Rückstand der FCR 2001 Duisburg, der den FF USV Jena 3:0 (0:0) besiegte. Die „Torbienen“ mussten gegen die noch sieglosen Ahrtalerinnen vor 2050 Zuschauern im Karl-Liebknecht-Stadion allerdings lange auf den erlösenden Führungstreffer warten. Erst in der 70. Minute traf Jennifer Cramer für die Mannschaft von Trainer Bernd Schröder. Damit verlor man den ersten Platz durch das Spiel gegen den Tabellenletzten, und die Spitzenstellung in der Bundesligatabelle an den Rivalen aus Frankfurt.

Ex-Nationalspielerinnen in Hochform - Kerstin Garefrekes feiert Hattrick-Sandra
Bildagentur A2 Hartenfelser
 
Anerkennung   
 
Der Kassierer des Rivalen mit Weltfußballerinnen aus vier Kontinenten, der 1.FFC Frankfurt, konnte an diesem Spieltag gegen den FC Bayern München frohlocken – laut Angabe von SIDI-Sportmanagement Geschäftsführer Siegfried Dietrich fanden 3230 Zuschauer ins heimische Brentanobad Stadion. Es gehört zum Treppenwitz der nachweltmeisterlichen Frauenbundesliga, dass die Frauenmannschaft des FC Bayern München in Auswärtsspielen für alle Heimmannschaften der absolute Publikumsmagnet der Bundesliga geworden ist und derselben Mannschaft in den weltberühmten roten Bayern-Trikots die große Zuschauer-Anerkennung zu Hause in München-Aschheim versagt bleibt. In der Saison 2010/2011 kamen im Durchschnitt nur knapp 500 Zuschauer zu den Spielen. Auswärts lebt die Münchner Frauenmannschaft vom Nimbus der Herrenmannschaft des FC Bayern, zu Hause hat die Marke FCB sehr wenig Fanbindung. Es ist sicherlich nicht von der Hand zu weisen, dass hier Fehler in der regionalen Öffentlichkeitsarbeit im Münchner Einzugsgebiet zu finden sind. Der FC Bayern München erhielt erwartungsgemäß eine herbe Niederlage gegen Frankfurt. Absoluter Knaller des Spieles war ein Sechs-Minuten-Hattrick der unermüdlichen 34-jährigen Ex-Nationalspielerin Sandra „Smi“ Smisek. Es war wie aus dem Lehrbuch ein lupenreiner Hattrick. Nicht nur in der 29., 32. und 35. Minute musste DFB-Nationaltorhüterin Katrin Längert dreimal hinter die Linie greifen, sondern im Laufe des gesamten Spieles sieben Mal. „Der 7:1 (5:1) Kantersieg der Frankfurterinnen zeigt, dass der FC Bayern München in dieser laufenden Saison für jede Mannschaft aus der unteren Hälfte der Liga zu schlagen ist – auch für 1. FC Lok Leipzig,“ erklärte Fußballexperte Joe Blaha in gewohnter Verschmitztheit.
 
Rekord
 
Kompetenz liegt vor, denn der ehemalige Bayern-Liga Spieler Joe Blaha hat schon gegen Fußballlegende Franz Beckenbauer in einem Spiel auf einem Platz gestanden. Seinen Torwarttrainer-Schein besitzt der 64-Jährige immer noch. Sein geübtes Auge, seine Ohren und sein taktisches Verständnis stellt er schon seit Jahren dem NRhZ-Redaktionsteam zur Verfügung, vor allem wenn er die Spiele des 1. FFC Frankfurt, der Nationalmannschaft und Pressekonferenzen in der Sportstadt Frankfurt besucht. „Sandra Smisek wird nach Lage der Dinge“, so bemerkte Joe Blaha, „nicht im Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen werden können.“ Den schnellsten Hattrick im deutschen Frauenfußball, der durch Spielberichte belegt ist, erzielte die jetzt in Zürich spielende Nationalspielerin Inka Grings, die am 27. Februar 2005 im Duisburger Dress nur ganze fünf Minuten für ihren Hattrick (31., 33. und 35.) benötigte. Dieses Spiel endete zwischen SC 07 Bad Neuenahr und FCR 2001 Duisburg klar 0:8, Grings schoss insgesamt sechs Tore in diesem Spiel. Der Münchner Spielerin Laura Feiersinger gelang im aktuellen Match in der 41. Minute aus Sicht des FC Bayern zumindest eine Ergebniskorrektur und damit zugleich ein besonderes Kunststück: Es war in dieser Saison der erste Gegentreffer für Nationaltorhüterin Nadine Angerer nach knapp 600 Spielminuten. Frankfurts Cheftrainer Sven Kahlert war das gar nicht unrecht: „Da sind mir drei Steine vom Herzen gefallen. Jetzt hört das Minutenzählen endlich auf “, sagte der 41-jährige Cheftrainer der Nonplusultra-Elf mit dem leisen Lächeln eines Siegers. Sein Verein ist derzeit überragender Tabellenführer. Manager Siegfried Dietrich schwebt auf Wolke sieben.

Laura Feiersinger (FCB), dahinter Ria Percival (FFC)
Bildagentur A2 Hartenfelser
 
Nervenstark
 
Die junge Österreicherin Laura Feiersinger erwischte frühzeitig das runde Leder, hatte sich von der Frankfurter Abwehr gelöst und steuerte ganz allein von halbrechts aufs Frankfurter Tor. Nationaltorhüterin Nadine Angerer verließ die Torlinie und versuchte durch schnelles Herauslaufen Feiersinger zu stoppen. Nervenstark lupfte Laura Feiersinger den Ball über Angerer ins Tor des Rekordmeisters. Die meisten Journalisten behaupten ja, dass die 18-jährige Laura Feiersinger ihr fußballerisches Talent von ihrem Vater Wolfgang „Sali“ Feiersinger in die Wiege gelegt bekommen habe, der selbst legendäre internationale Spiele im Trikot von Borussia Dortmund absolvierte. Zur Zeiten eines Matthias Sammer brachte der „Borussen-Österreicher“ es auf siebenundfünfzig Bundesligaspiele und avancierte aufgrund einer Verletzung von Matthias Sammer auch zum Standardlibero in den Champions-League-Spielen. Einzig im Finalspiel musste Feiersinger, nach Sammers Genesung, diesem Platz machen und das Spiel aufgrund taktischer Überlegungen von Trainer Ottmar Hitzfeld sogar von der Tribüne aus verfolgen.

Wolfgang "Sali" Feiersinger (4. von links), der Hüttenwirt in Kitzbühel
Bildagentur A2 Hartenfelser (Archiv)
 
Trainerstress
 
„Nur Gott ist perfekt, aber Wolfgang Feiersinger ist es als Spieler“, äußerte der ehemalige BVB-Trainer Ottmar Hitzfeld über die Nichtberücksichtigung Feiersingers im Champions-League-Finale 1997: „Das war die schwerste Entscheidung meines Lebens. Da habe ich wochenlang überlegt. Feiersinger hatte super gespielt, aber Matthias Sammer war wieder fit. Und auf der Bank brauchte ich als Joker René Tretschok. Also musste ich ihn im Finale nicht nur draußen lassen, sondern auf die Tribüne setzen. Für mich war das Stress. Aber ich habe mich für den Erfolg entschieden. Die Menschlichkeit blieb auf der Strecke.“ Unser NRhZ-Unterstützer und Profifotograf Peter Hartenfelser, Chef der A2-Bildagentur, besuchte den stolzen Vater und Hüttenwirt im September dieses Jahres auf seiner Hochwildalm in Aurach bei Kitzbühel. Hüttenwirt und Harley-Fahrer Feiersinger war auch von 2006 bis Mai 2008 Trainer und Betreuer der U17 von Red Bull Salzburg. Jeden Sonntag fiebert der Aussteiger in 1557 Meter Höhe auf die Ergebnisse der 1. Bundesliga der Frauen. (Wolfgang Feiersinger Hochwildalm A-6370 Aurach Tel:++43 (0)676/30 33 631 (Hütte) Anfrage/Reservierung) Auf die Frage hin, wem Laura Feiersinger ihren fußballerischen Weg zu verdanken hat, antwortete die begabte Tochter in einem Interview: „Das fußballerische Talent habe ich sicherlich von meinem Vater geerbt. Auf meinem sportlichen Weg hat mich meine Mutter allerdings meist mehr unterstützt.“ Fazit: Die emanzipierten Fußballmütter wirken meist im Hintergrund. Sie verdienen unsere Anerkennung. Ohne sie gäbe es weniger Talente, die den Weg zum Leistungssport Fußball finden. 
 
Punktgleich                                                                                                                                      
Die Fußballerinnen des Aufsteigers SC Freiburg gewannen auswärts mit 5:1 (3:0) bei Bayer 04 Leverkusen. Die Tore für den Sport-Club erzielten Kerstin Boschert (5. Minute / Foulelfmeter), Hasret Kayikci (10.), Essi Sainio (40.), Marina Makanza (80.) und Julia Zirnstein (90.). Für die Gastgeberinnen traf Carolin Dej (59.) zum 1:3. Für die SC-Frauen war es der dritte Sieg am siebten Spieltag der Frauen-Bundesliga. Durch den Auswärts-Erfolg sind die SC-Frauen wieder auf den sechsten Tabellenplatz vorgerückt. Auf Grund dieser hohen Niederlage der Bayer-Frauen liegt der 1. FC Lok Leipzig immer noch auf dem zehnten Tabellenplatz, da auch der SC 07 Bad Neuenahr in Potsdam nicht punkten konnte.
Punktgleich mit der SGS Essen-Schönebeck liegt der VfL Wolfsburg nach einem 3:1 (1:0) beim Hamburger SV auf Rang vier. Martina Müller traf früh für die "Wölfinnen" (6.), ehe Jessica Wich für den HSV in der 57. Minute ausgleichen konnte. Postwendend sicherte aber Lena Goeßling den Wolfsburger Sieg (58.). Rebecca Smith setzte den Schlusspunkt (90.). Die Partie hatte mit 15-minütiger Verspätung begonnen, da der Wolfsburger Bus im Stau stand.
 
Bei der Rückkehr an ihre alte Wirkungsstätte gab es für Trainerin Martina Voss-Tecklenburg und den FF USV Jena beim FCR 2001 Duisburg keine Geschenke. Die Thüringerinnen mussten mit einem 0:3 (0:0) im Gepäck die Heimreise antreten. Bis zur 57. Minute hielt der Außenseiter beim Titelaspiranten das Unentschieden, dann traf Mandy Islacker für die Gastgeberinnen, die weiter zwei Punkte hinter Frankfurt in Lauerstellung sind. Den Endstand stellten Nationalspielerin Linda Bresonik (79.) und Barbara Müller (86.) her.
 
Ostderby
 
Die vier männlichen Spielbeobachter des FF USV Jena, die als Kiebitze auf der Pressetribüne bei Lok Leipzig gegen Essen im Bruno-Plache-Stadion saßen, fuhren mit einem lachenden und weinenden Auge nach Jena zurück. Ihr Verein verlor ebenso und wird der nächste Gegner von 1. FC Lokomotive Leipzig sein. Die Tabellenlage beider Vereine verspricht, dass die Fans in den neuen Bundesländern ein außerordentlich spannendes und kämpferisches Spiel erleben werden. Ganz Fußball-Jena wird hoffentlich auf den Beinen sein, um zu erleben, wer die Nase vorne haben wird. Die rührigen Fangruppen aus Leipzig sollten es sich deshalb nicht nehmen lassen, ihre Mannschaft vor Ort lautstark und loktrommelnd zu unterstützen. Eins ist jetzt schon sicher: mindestens zwei oder drei Punkte werden garantiert im Gebiet des Nordostdeutschen Fußballverbandes verteilt werden können. Jeder Punkt zählt.
 
Es bleibt zu hoffen, dass bei diesem einmaligen Ostderby auf Augenhöhe im traditionsreichen Jenaer Paradies die regionale Presse in Sachsen und Thüringen sowie die informativen Sportsendungen des MDR die Zuschauerpotentiale ansprechen können. Anders als bei dem auch medial höchst erfolgreichen FFC Frankfurt, dessen Spiele beim Hessischen Rundfunk live übertragen werden, können die Spiele des USV Jena und des Lok Leipzig bedauerlicherweise noch nicht in ganzer Länge im Regionalfernsehen des Mitteldeutschen Rundfunks verfolgt werden. Angesichts der treuen Fanzahlen ist diese fehlende mediale Verbreitung des Ost-Frauenfußballs ein unerklärliches Versäumnis. (PK)


Online-Flyer Nr. 325  vom 26.10.2011

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