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Wirtschaft und Umwelt
Bundesregierung begünstigt stromintensive Großindustrie: Keine Netzkosten
EWS Schönau denkt an Klage
Von Peter Kleinert

Als Netzbetreiber und bundesweiter Ökostromanbieter wehren sich die Elektrizitätswerke Schönau (EWS) gegen die Befreiung energieintensiver Unternehmen von den Netzkosten durch das dafür verantwortliche Bundeswirtschaftsministerium. Hintergrund: die seit August 2011 geltende neue Stromnetzentgeltverordnung befreit in § 19 Unternehmen mit einem Jahresverbrauch von mehr als 10 Millionen Kilowattstunden, die mindestens 7000 Stunden pro Jahr am Netz hängen, komplett von den Netznutzungsgebühren. Laut Ursula Sladek, vom Vorstand der Netzkauf EWS e.G. erwägt ihre Genossenschaft dagegen eine Klage.


Ursula Sladek - EWS-Mitgründerin
Quelle: blog.100-prozent-erneuerbar.de
Die bevorteilten Großunte-rnehmen, z.B. Aluhütten oder Zementhersteller, so Ursula Sladek, "müssen also überhaupt keine Entgelte mehr für die Nutzung der Stromnetze bezahlen und dies bereits rückwirkend für das laufende Jahr. Die so definierten stromintensiven Industrie-betriebe erhalten die für das Jahr 2011 zu viel bezahlten Netzentgelte zurück, ab dem Jahr 2012 fehlt ihr Beitrag zu den Netzkosten. Rund 520 Unternehmen, die 15 % des Stromverbrauchs ausmachen, könnten in den Genuss dieser kompletten Befreiung bei den Netznutzungsentgelten kommen, die Kosten sollen von den übrigen Verbrauchern in Form einer neuen Umlage übernommen werden."
 
Für Durchschnittshaushalte mit 3.500 Kilowattstunden Jahresverbrauch werde dadurch mit Kostensteigerungen von 26 bis 40 € gerechnet, und auch mittelständische Unternehmen müssten sich auf deutlich steigende Stromkosten einstellen. Im Interesse ihrer Kunden haben die Elektrizitätswerke Schönau Anwälte eingeschaltet, die sich schon dahingehend geäußert haben, dass die rechtliche Zulässigkeit der vollkommenen Befreiung von Netzentgelten sowohl nach deutschem Energiewirtschaftgesetz als auch nach EU-Recht höchst zweifelhaft ist. „Es kann nicht sein“, so Ursula Sladek, „dass Haushalte und mittelständische Unternehmen die Kosten der Großindustrie für die Stromnetzbenutzung zahlen müssen, die im Übrigen auch schon von der Beteiligung an den Kosten für die Erneuerbaren Energien befreit sind."
 
Die Elektrizitätswerke Schönau sind ein Energieversorgungsunternehmen mit Sitz in Schönau im Schwarzwald. Das Unternehmen, das aus der Anti-AKW-Bewegung nach der Katastrophe von Tschernobyl von Bürgern gegründet wurde, betreibt das örtliche Stromnetz und vertreibt in ganz Deutschland Ökostrom, wobei es für eine klimafreundliche und atomstromlose Energieversorgung eintritt. Seit Oktober 2009 hat EWS in Baden-Württemberg, Bayern und Bremen auch die Konzession für den Vertrieb von Erdgas. Strom wurde vom EWS im Jahr 2010 zu 99,6 % aus Erneuerbaren Energien herstellt - also Strom aus Sonne, Wasser, Wind, Biomasse. "Damit das Geld der Stromkunden auf keinen Fall Atom- und Kohlepolitik unterstützt, kaufen wir nur bei Produzenten, die nicht mit der Atomwirtschaft verflochten sind", so Ursula Sladek 2009 in einem Interview.

Die Mutter von fünf Kindern, ist Geschäftsführerin der bürgereigenen EWS. Seit der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 engagiert sie sich mit aller Kraft für eine atomstromlose und klimafreundliche Energieversorgung, was schließlich in die Gründung der Elektrizitätswerke Schönau mündete. Für ihr Engagement erhielt sie unter anderem 2011 den Goldman Environmental Prize in der Kategorie Nachhaltige Entwicklung für die Region Europa, 2008 den Ashoka Social Entrepreneur, 2007 den Deutschen Gründerpreis und 2003 den Europäischen Solarpreis 2003. Als Mitbegründer der Schönauer Energieinitiativen wurden sie und ihr Mann Michael Sladek 2004 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt. (PK)
 
Kontakt: http://www.ews-schoenau.de/
Fon: 07673 - 8885 0
Fax: 07673 - 8885 19
Mail: info@ews-schoenau.de


Online-Flyer Nr. 330  vom 30.11.2011

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