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Duisburg und Frankfurt verlieren endgültig den Kontakt zur Spitze
Alles Knorke - 50 Punkte Turbine
Von Bernd J.R. Henke
"Nischt jenauet weeß man nich." Nichts genaues weiß man - aber der Berliner Ausdruck entstand wohl aus knorrig und bedeutet kraftvoll und widerstandsfähig. Neudeutsch transformiert: That´s Knorke, that´s cool. So empfanden nämlich die Berlin-Brandenburger Fußballfans das erste Maiwochenende. Zuerst schaffte die "Große Hertha" dank Trainerlegende Otto Rehagel (73) im Abstiegstaumel die Relegation gegen Zweitligist Fortuna Düsseldorf, tags drauf eroberte Trainer Bernd Schröder (70) mit Turbine Potsdam durch einen 3:1 (2:0) Sieg gegen den Erzrivalen 1.FFC Frankfurt die Tabellenspitze zurück und marschiert fast unangefochten mit seinen Spielerinnen dem vierten deutschen Meistertitel in Folge entgegen.
Online-Flyer Nr. 353 vom 09.05.2012
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Duisburg und Frankfurt verlieren endgültig den Kontakt zur Spitze
Alles Knorke - 50 Punkte Turbine
Von Bernd J.R. Henke
"Nischt jenauet weeß man nich." Nichts genaues weiß man - aber der Berliner Ausdruck entstand wohl aus knorrig und bedeutet kraftvoll und widerstandsfähig. Neudeutsch transformiert: That´s Knorke, that´s cool. So empfanden nämlich die Berlin-Brandenburger Fußballfans das erste Maiwochenende. Zuerst schaffte die "Große Hertha" dank Trainerlegende Otto Rehagel (73) im Abstiegstaumel die Relegation gegen Zweitligist Fortuna Düsseldorf, tags drauf eroberte Trainer Bernd Schröder (70) mit Turbine Potsdam durch einen 3:1 (2:0) Sieg gegen den Erzrivalen 1.FFC Frankfurt die Tabellenspitze zurück und marschiert fast unangefochten mit seinen Spielerinnen dem vierten deutschen Meistertitel in Folge entgegen.
Spielentscheidend: Bianca Schmidt (Turbine) neutralisierte Dzsenifer Marozsán (FFC)
Alle Fotos Jan Kuppert
Mentaler Mitplayer
Ein Novum, das selbst Erzrivale 1.FFC Frankfurt noch nicht gelang. Turbine Potsdam schlug die international stark aufgestellten Kickerinnen vom Main mit 3:1 (2:0), die damit ihre direkte Chance auf einen zweiten Platz und eine wichtige Champions League-Versicherung für nächstes Jahr verloren. Denn nicht einmal Platz Zwei liegt mehr in Reichweite, da auch der bisherige Ligazweite Wolfsburg einen Sieg verbuchen konnte. Ein gewisser Vergleich zur deutschen Nationalmannschaft mit der verpassten Olympia-Qualifikation drängt sich auf. Es sind die letzten Reserven der Top-Spielerinnen - die Nerven, die Anspannung - vielleicht die zu starke Einflußnahme durch das Umfeld, was bei Top-Spielen zur Folge haben kann, dass sich das Unterbewußtsein zu einem mentalen Mitplayer, einem unberechenbaren Durcheinanderbringer, entwickelt. Die vom Frankfurter Triumvirat (Präsident, Manager,Trainer) ausgegebene Mission - "Wir kennen jetzt nur noch Endspiele und werden alle gewinnen" - behinderte wohl eher in den entscheidenden Minuten den Kopf der Spielerinnen. Auch das Weiterkommen der ambitionierten deutschen Nationalmannschaft bei der WM 2011 auf dem Weg ins Endspiel misslang durch Überforderung.
Da freuen sich die Turbienen, nach dem 3:1 durch Genoveva Anonma
Spitzenteam
Es begann explosiv im Karl-Liebknecht-Stadion vor 3860 Zuschauern. Nicht der amtierende deutsche Meister hatte anfänglich als Heimmatador die klaren Chancen, die Anfangsminuten gehörten Frankfurt. Mit mehr Glück als Verstand klärte Turbine-Torfrau Alyssa Naeher einen Schuss der Ex-Nationalspielerin und "ungekrönten Weltfußballerin" Kerstin Garefrekes (7.), um zwei Minuten später schön wieder ihr ganzes Können aufzuzeigen, indem sie einen gefährlichen Kopfball der Verteidigerin Gina Lewandowski (US-Meisterin 2011) an die Latte lenkte. Doch der Umschwung kam mit zwei Paukenschlägen durch die trickreiche Afrikanerin Geneveva Anonma, die im Doppelpack in der 24. und 28. Minute zur 2:0 Führung einnetzte. Odebrecht hatte Isabel Kerschowski steil geschickt (24.). Die pfeilschnelle Angreiferin spielte den Ball scharf und flach in den Strafraum, wo Anonma lauerte und zum 1:0 einschob. Hierbei spielte Anonmas Bewacherin Saki Kumagei keine gute Rolle. Die führenden Potsdamerinnen zeigten bis zur Pause, dass sie „zu den Spitzenteams gehören“, so die viel umjubelte Turbine-Spielmacherin Viola Odebrecht, die Ende der Saison zur VW-Werksmannschaft nach Wolfsburg ziehen wird.
Denkzettel
Und redegewandt ergänzte die Sportwissenschaftlerin: „Es war ein interessantes Spiel. Wir haben Frankfurt einen Denkzettel verpasst und den Kritikern gezeigt, dass wir nach oben gehören.“ Odebrecht räumte gewohnt souverän vor der Abwehr ab. Nur das war es nicht allein, was die Potsdamer Überlegenheit ausmachte. In der Analyse nach dem Spiel verriet Bernd Schröder den für ihn wichtigsten Teil seiner Taktik. Er zollte in der Pressekonferenz der Gäste-Spielmacherin Dzsenifer Marozsán ausdrücklich höchstes Lob. Ihre wachsende Spielstärke in den letzten Spielen seien auch der Antrieb und entscheidende Schlüssel der exzellenten internationalen Siegesserie von Frankfurt gewesen, bemerkte er mit Bewunderung gegenüber seinem Trainerkollegen. Nationalverteidigerin Bianca Schmidt, die nach der Saison an den Main wechseln wird, wurde zur Trumpfkarte der Schröder-Taktik. Sie hatte die Aufgabe, die FFC-Spielmacherin Dzsenifer Marozsán permanent zu stören. Es gelang ihr ohne Fehler.
Erfahrene Spielmacherin in der Nationalmannschaft und bei Turbine Potsdam: Viola Odebrecht
Angefressen
„Es lief alles nach Plan. Wir haben wenig zugelassen und aus fünf Chancen drei Tore gemacht", führte Turbine Spielmacherin Odebrecht weiter aus. Realist Schröder reduzierte mit Bianca Schmidts Einsatz den spielerischen Einfluß der genialen Frankfurterin auf ein Minimum. Auf die Frage der NRhZ in der Pressekonferenz, was man wohl gedenke zu tun, um die offenkundigen Schwächen des FFC Spielaufbaus in den Griff zu bekommen, damit der FFC im UEFA Women Champions League Finale (UWCL) gegen Titelverteidiger Olympique Lyonnais (OL) bestehen könne, reagierte Frankfurts Trainer Sven Kahlert etwas "angefressen". Sofortiges Ziel sei nicht das UWCL-Finale im Münchner Olympiastadion, sondern Nahziel sei jetzt ausschließlich das Pokalfinale in Köln gegen FC Bayern München. Zu weh tat in diesem Moment dem Frankfurter Trainer die Enttäuschung ob der Niederlage. Zu übermächtig erschien ihm wohl in diesem Augenblick der Gedanke an die Herkules-Aufgabe zu sein, gegen den französischen OL-Trainerfuchs Patrice Lair und seiner seit drei Jahren zusammengeschweissten transnationalen Truppe eine spielentscheidende Taktik zu finden, um seiner strategisch sehr wichtigen Spielmacherin mehr Gestaltungsfreiheit zu geben.
Alleingang
Der 1. FFC Frankfurt hat sich mit einer 1:3-Pleite im Spitzenspiel in Potsdam aus dem Meisterschaftsrennen verabschiedet. Außer der super Leistung von Bianca Schmidt in der Defensive, entschied praktisch nur eine Turbine-Stürmerin in der Offensive das Spiel im Alleingang. Die afrikanische "Weltfußballerin" Genoveva Anonma war von der FFC-Abwehr nicht in den Griff zu bekommen und besiegelte quasi die Pleite mit ihren drei Treffern (24. Minute, 28., 87.). Marozsan hatte bei der schönsten Aktion der ersten Hälfte nicht das Glück auf ihrer Seite. Die 20-jährige Stürmerin nahm das Leder (23.) nach einer Stafette über Melanie Behringer und Kerstin Garefrekes volley und verfehlte den Kasten von Alyssa Naeher nur um die berühmten Zentimeter. Besonders bitter für den FFC: Im direkten Gegenzug traf Anonma zum 1:0 für die Heimelf, als sie sich entschlossen in eine flache Hereingabe von Saki Kumagei stürzte und Frankfurts Torfrau Desiree Schumann zur Führung überwand (24.). Den Frankfurterinnen blieben keine vier Minuten, den Rückstand zu verarbeiten, da klingelte es schon wieder: Erneut hatte Anonma den Ball über die Linie befördert (28.). Anonma besiegelte Frankfurts Schicksal in der Meisterschaft.
Genovea Anonma (Turbine) überwindet Torfrau Desirée Schumann (FFC): 1:0 für Potsdam
Gleichwertig
Trainer Sven Kahlert schien seinen Schützlingen in der Halbzeit die richtigen Worte mit auf den Weg gegeben haben, denn nach Wiederanpfiff präsentierte sich der 1. FFC Frankfurt gleichwertig. Nach einer Stunde wurden die Hessinnen für ihre Bemühungen belohnt: Melanie Behringer brachte eine Flanke in den Strafraum, wo Bartusiak das Leder mit dem Kopf ins lange Eck verlängerte (58.). Gegen Ende der Partie in den letzten 25. Minuten setzte der FFC dann alles auf eine Karte – und wurde in Person von Anonma bestraft. Die 23-Jährige überwand Schumann mit einem Distanzschuss - ihr 20. Treffer in dieser Saison 2011/2012. Danach war Schluss mit dem Aufbäumen, der FFC muss noch mindestens ein weiteres Jahr auf seine erste Deutsche Meisterschaft seit 2008 warten. Mit den Final-Spielen im DFB-Pokal und in der UEFA Womens Champions-League (UWCL) ist die Chance international gesehen auf einen sehr erfolgreichen Saison-Abschluss weiterhin sehr stark. Dass eine Ausnahmespielerin wie Anoma einen so guten Tag erwischte, war Schicksal. "Den ganzen Winter schiesst Anonma keine Tore, und kaum wird es Sommer trifft sie wieder", so raunzte mit leicht enttäuschtem Unterton der FFC-Trainer. Über die Ursache gab Kahlert sehr offen zu Protokoll: „Potsdam ist als Mannschaft aufgetreten wir nur in Einzelfällen.“
Im Trainer Fernduell mit Ralf Kellermann (43) vom VfL Wolfsburg gelang es Schröder innerhalb einer Woche den alten Ein-Punkte Vorsprung wiederherzustellen. Mannschaft der Stunde, neben Titelverteidiger Turbine Potsdam, ist der VfL Wolfsburg. Die "Wölfinnen" feierten ihren achten Heimsieg in Folge. Im Endspurt der Frauen-Bundesliga bleibt es an der Spitze weiterhin spannend. Die Elf von VfL-Trainer Ralf Kellermann besiegte den Sportclub Freiburg mit 3:0 (2:0). Die Ex-Frankfurterin Conny Pohlers markierte in der zwölften Minute die Führung, bevor die Ungarin Zsanett Jakabfi (24.) mit ihrem neunten Saisontor zum 2:0 noch vor der Pause traf. Im zweiten Durchgang erhöhte die Ex-Potsdamerin Nadine Keßler per Foulelfmeter (70.) zum 3:0 Endstand. In der Tabelle bleiben die Grün-Weißen auf Rang zwei mit nur einem Zähler Rückstand auf Spitzenreiter Turbine Potsdam. In der VfL-Startelf gab es nur eine Veränderung. In der Viererkette vor Torfrau Alisa Vetterlein lief Verena Faißt auf der linken Seite neben Rebecca Smith, Josephine Henning und Maren Tetzlaff auf. Die Doppelsechs bildeten unverändert Lena Goeßling und Nadine Keßler, auf der linken Außenbahn startete Zsanett Jakabfi und auf der rechten Seite spielte Anna Blässe von Beginn an. Im Angriff bot Ralf Kellermann Conny Pohlers und Martina Müller auf. Im nächsten Spiel zuhause wird der VfL Wolfsburg den 1.FFC Frankfurt empfangen. Sollte hier die Werkself wiederum einen Dreier einfahren und Frankfurt demütigen, käme dies einer Revolution in der Emtwicklung der Frauenbundesliga gleich.
Wachablösung
Oder einer Wachablösung von Frankfurt auf die zukünftige Nummer Zwei Wolfsburg. FFC-Trainer Sven Kahlert kündigte noch am frühen Abend im "Karli" in Babelsberg an, dass seine Mannschaft auf einen totalen Sieg in der Autostadt spielen wird - auch wenn das bedeuten würde, dass Potsdam schon frühzeitig Meister sein würde, sofern Turbine in Duisburg ebenso einen Dreier punkten würde. "Wir sind Sportler und möchten jedes Spiel gewinnen", so Kahlert. Er wußte schon zu dem Zeitpunkt, dass das Endergebnis im Spitzenspiel in München-Aschheim negativ für den Tabellendritten FCR 01 Duisburg ausgegangen war. Vor den Augen der Bundestrainerin Silvia Neid konnte der diesjährige Pokalfinalist 2012 FC Bayern München endlich zu alter Stärke zurückfinden und ein Top Team der Frauenbundesliga besiegen. Lena Lotzen und Katharina Baunach per Foulelfmeter schossen den Erfolg in der 70. und 83. Minute heraus, wobei das gesamte Bayern-Team eine sehr disziplinierte und sehr gute Leistung bot. Dies ist sicherlich für das Pokalfinale gegen den 1.FFC Frankfurt ein gutes Omen.
Kathrin Längert (FCB) - im Fokus von Bundestrainerin Silvia Neid
Hochform
Bayern-Torfrau und frisch gekürte Nationaltorhüterin Kathrin Längert rückte einige Male in den totalen Brennpunkt und wurde in der Pause von Bundestrainerin Silvia Neid dafür sehr gelobt: So hielt sie einen Kopfball von Duisburgs Nationalstürmerin Alexandra Popp nach einer Ecke sicher (12.). Nach einer Bayern-Druckphase mit einigen Ecken kamen wieder die Gäste vors Bayern-Tor: Linda Bresoniks Querschuss streifte die Bayern-Latte (25.). Auch den 18-Meterschuss der Ex-Münchnerin Simone Laudehr parierte Kathrin Längert glänzend. Nicht unerwähnt bleiben sollte, dass Katrin Längert mit der gegnerischen Mannschaft FCR 01 Duisburg in jungen Jahren schon einmal die Deutsche Meisterschaft erringen konnte. Mit ihrer derzeitigen Hochform besteht am 12. Mai in Köln für die Münchnerinnen die Chance sogar Frankfurt zu besiegen.
Klassenerhalt
Abstiegskandidat FF USV Jena verlor wieder einmal zuhause gegen den direkten Tabellennachbarn - diesmal war es der Hamburger SV - mit 0:1. Aber so richtig traurig waren die Thüringer Fans nicht. Ihr Verein hatte Glück im Unglück: die beiden Kellermannschaften der Liga - Leipzig und Leverkusen - patzten auch und blieben unverändert hinter dem FF USV Jena. Sowohl Leipzig als auch Leverkusen verloren ihre Spiele in Bad Neuenahr (5:0) und Essen (4:0) hoch. Jenas Unvermögen, den Ball ins Tor zu bringen, ist zum Dauerzustand geworden. Im gegnerischen Strafraum sahen die 410 Zuschauer ein fast schon gewohntes Spiel. Jena kombinierte sicher bis zum Strafraum, doch dann fehlte das so oft fehlende entscheidende Quäntchen zum Torerfolg. Erst verfehlte Iva Landeka das Tor im Nachschuss um Zentimeter, dann verpasste auch die Neuseeländerin Amber Hearn das Gehäuse der Gäste nur knapp. Es war kaum verwunderlich, dass eine Standardsituation für die Entscheidung des Spiels sorgen sollte.
In der 69. Minute brachte Carolin Simon die Hanseatinnen nach einem Freistoß 1:0 in Führung. Während die Gäste diese eine Chance in ein Tor umsetzten, verschwendete Jena seine zahlreichen guten Freistoßmöglichkeiten sehr fahrlässig. Da Lok Leipzig in den nächsten Wochen zwei schwere Spiele zu Hause gegen den wieder erstarkten FC Bayern München und auswärts am Schlusstag in Potsdam zu bestreiten hat, an Punkten immer noch drei Punkte hinter Jena steht und ein weitaus negativeres Torverhältnis aufzuweisen hat, sollte Jena der Klassenerhalt sicher sein. Jena hat es selbst in der Hand, im nächsten Spiel den Klassenerhalt in Leverkusen bei Schlusslicht Bayer 04 Leverkusen zu sichern. Somit wird der Frauenfußball-Osten weiterhin zwei Vereine in der 1. Bundesliga aufweisen können, denn der HSV konnte sich durch den Sieg in Jena vom Tabellenende in die Nichtabstiegszone absetzen. Der Hamburger Frauenfußball bleibt erstklassig.
Nach dem Sieg: Bernd Schröder emotional ergriffen
Medial gesehen war der 20. Spieltag eine Enttäuschung, denn das Megaspiel zwischen Turbine Potsdam und dem 1. FFC Frankfurt, interessierte keinen TV-Sender, um darüber live zu berichten. Nur der DFB-TV Internet Kanal war vor Ort in Babelsberg. Bernd Schröder sprach vom besten Saisonspiel seiner Mannschaft in der Bundesliga-Saison - einer Mannschaft, die in Sachen Entschlossenheit und Fitness derzeit die Maßstäbe bilden würde. Er lobte ausdrücklich Nationalspielerin Bianca Schmidt sowie Torjägerin Genoveva Anonma. Er bedankte sich beim Potsdamer Publikum für die temperamentvolle Unterstützung. Völlig unverständlich erscheint deshalb die Berichterstattung der Frankfurter Rundschau (FR). Der überraschend im Stadion anwesende Pool-Journalist Hellmann (Berliner Zeitung, Kölner Zeitung, FR usw.) pikierte sich über Schröders angebliches Verhalten und schürte das übliche Feindbild.
Zitat: "In dieser ausgelassenen Atmosphäre stellte sich plötzlich Bernd Schröder auf den Rasen, ballte die Fäuste und zeigte eine Grimasse der Genugtuung. Der Erzfeind in Jubelpose – das konnten und wollten Sven Kahlert und Siegfried Dietrich nicht ertragen. Also postierten sich Trainer und Manager des 1. FFC Frankfurt ein ganzes Stück abseits, um die fatale Lage zu besprechen, in die sich ihr Verein mit einer letztlich verdienten 1:3 (0:2)-Niederlage beim Spitzenreiter der Frauen-Bundesliga manövriert hatte."
Unser obiges Foto zeigt einen tief bewegten (weinenden) Trainer Bernd Schröder, der im Gegensatz zu den Beobachtungen des Frankfurter Pool-Journalisten auf dem Rasen mit seiner Emotion niemanden anfeindete, sondern eher für Sekunden sein Inneres nach Außen kehrte und sehr bewegt zu sein schien. Seine kämpferischen "Mädchen" hatten ihn nicht im Stich gelassen. Sie folgten seiner gut durchdachten taktischen Marschroute und steigerten sich. Mit der FR-Formulierung - Zitat: "Zeitweise erweckte die für den Frauenfußball hochklassige Auseinandersetzung den Eindruck, als habe der knorrige Regent Schröder seinen Spielerinnen noch eine Pulle Zaubertrank verabreicht, so viel mehr Verve und Wucht warf die Heimelf in der entscheidenden Phase mit frenetischer Unterstützung des Publikums in die Waagschale", zeigt eher das Unverständnis eines parteiischen Beobachters über eine schmerzliche Niederlage. Unser Rat: Hört endlich auf mit dem Bedienen von überholten Feindbildern zwischen Ost und West. Das Spiel war eine hervorragende Werbung für den Frauenfußball. That was Knorke. That was cool. (PK)
Online-Flyer Nr. 353 vom 09.05.2012
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