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Der heilige Rock kommt zurück
Päpstin Angela I.
Von Ulrich Gellermann
Wir waren Papst. Wir werden Päpstin. So kurz lässt sich die frohe Botschaft zusammenfassen, die nach dem Rücktritt des Ratzinger-Papstes die Welt retten wird. Denn dass die Welt gerettet werden muss, daran kann kein Zweifel bestehen. Schon die bedrohliche Vision, dass der nächste Papst kein Deutscher sein könnte, jagt der Menschheit tiefe Schrecken ein:
Online-Flyer Nr. 394 vom 20.02.2013
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Glossen
Der heilige Rock kommt zurück
Päpstin Angela I.
Von Ulrich Gellermann
Wir waren Papst. Wir werden Päpstin. So kurz lässt sich die frohe Botschaft zusammenfassen, die nach dem Rücktritt des Ratzinger-Papstes die Welt retten wird. Denn dass die Welt gerettet werden muss, daran kann kein Zweifel bestehen. Schon die bedrohliche Vision, dass der nächste Papst kein Deutscher sein könnte, jagt der Menschheit tiefe Schrecken ein:
Karikatur: Kostas Koufogiorgos
Immer noch ist es das deutsche Wesen, jene Mischung aus schwäbischer Sparsamkeit und preussischem Grosskotz, an dem die Welt genesen kann wie aus Griechenland, Spanien und Portugal bekannt ist. Hatten die Südländer nicht eindeutig über ihre Verhältnisse gelebt, haben nicht griechische Bauern zuweilen vom eigenen Öl genascht, statt es dem weltläufigen deutschen Oberstudienrat für seine Salat-Saucen zu überlassen? Wurden Weißweine aus dem galizischen Ribeiro nicht viel zu häufig in spanische Kehlen gegossen, statt sie auf dem Altar deutscher Spitzenrestaurants zu opfern? Und ist diese pittoreske Altstadt von Lissabon nicht immer noch primär von Portugiesen bewohnt, statt segmentiert für den deutschen Bildungsreisenden reserviert zu sein?
Schließlich hat das deutsche Volk, geführt von Angela Merkel über Jahre gedarbt, um den diversen Ausländern ein Leben in Saus und Braus zu ermöglichen. Seit Jahr und Tag verzichten Arbeitnehmer auf Lohnerhöhungen, nehmen Jobs an, von denen sie nicht leben können, und nicht wenige sind zu den Quellen menschlicher Existenz zurückgekehrt, um Deutschlands Sozialkosten niedrig zu halten: Als Jäger jagen sie dem Dosenpfand nach, als Sammler schichten sie 25 Cent auf 25 Cent Pfandgeld auf, um an Sonntagen dicke Zeitungen zu kaufen, die ihre Blößen auf den Parkbänken bedecken können. Nicht selten sind es Blätter von einer Freundin der großen Angela, der Verlegerin Friede Springer, die ihre BILD am Sonntag für lächerliche 1,70 Euro unter die Massen wirft. Nicht nur, damit die es warm haben, auch, um ständig jene Sozialbetrüger anzuprangern, die sich mit Hartz Vier bereichern, obwohl es immer noch Supermärkte geben soll, vor denen kein einziger Bettler steht.
Es war der heilige Malachias, der irische Erzbischof von Armagh (1094 - 1148), der in seinen Prophezeiungen nicht nur voraussagte, dass es 267 Päpste geben würde (Johannes Paul II. war der 265ste Papst). Die Prophezeiung besagte auch, dass der 265ste Papst aussergewöhnlich lange im Amt bleiben wird. So war es dann auch. Zu Ratzinger, dem 266sten Papst, prophezeite Malachias, dass er nur eine kurze Amtszeit haben würde. Stimmt eindeutig. Für den letzten Papst erzählt die Prophezeiung, dass sich der letzte Papst Petrus nennen wird und mit ihm die Welt untergeht. Nun wird sich Angela Merkel ganz gewiss nicht Petrus nennen, Petra wäre denkbar. Und vom Weltuntergang hält sie sicher auch nichts. Gerade noch hat sie das Existenzrecht Israels zur Staatsräson erklärt, da wird sie doch nicht die Existenz der Welt infrage stellen lassen. Nein, kühn wird die zunehmend heiligere Angela den Hosenanzug aus- und den Rock der Päpstin anziehen. Und wenn zu Ostern demnächst der Segen "Urbi und Orbi" verkündet wird, kann die Welt mit Merkel-Weisheiten wie dieser rechnen: "Vor lauter Globalisierung und Computerisierung dürfen die schönen Dinge des Lebens wie Kartoffeln oder Eintopf kochen nicht zu kurz kommen."
Urbi und Orbi? Dass, wenn Angela einmal in Rom herrscht, die Stadt ihr gehören wird, ist sicher. Dass sie und ihr Wesen auch die Welt bereichern werden, ist schon heute an der wachsenden Zahl von fernen Ländern zu erkennen, in denen deutsche Soldaten auf der Wacht stehen. Weil aber die Menge deutscher Kämpfer nicht unendlich zu mehren ist, hat Angela mit der wahrscheinlich größten Drohne der Welt, der "Eurohawk" den Aktionsradius deutscher Waffen entscheidend erweitert. Mit einer möglichen Flugzeit von mehr als 30 Stunden könnte die Eurohawk künftig vom norddeutschen Standort Jagel aus Einsätze in Afghanistan fliegen und ohne Zwischenstopp wieder in Jagel landen. Produziert wird die Drohne im Rüstungskonzern EADS, von dem auf Weisung der Noch-Kanzlerin und Bald-Päpstin die staatliche "Kreditanstalt für Wiederaufbau" jüngst zwölf Prozent übernommen hat. So könne, meinte Angela, "die Erfolgsgeschichte dieses bedeutenden deutsch-französischen Gemeinschaftsprojekts fortgeschrieben werden."
Wenn im März die Kardinäle zur Papstwahl zusammentreten, kann es nur eine geben: Angela. Es wird nicht einfach werden, aber die künftige Päpstin weiß schon heute zu sagen: "Ein Politiker muss machtbewusst sein. Er muss ehrgeizig sein. Er muss sich selber etwas abverlangen und notfalls auch aus persönlichen Gründen zurücktreten können." Es gibt mehr als eine Milliarde Katholiken auf der Welt. Fast so viele wie es Chinesen gibt. Mit Angelas, beziehungsweise Petras Ehrgeiz und Machtbewusstsein kann diese große Zahl zu großen Taten führen. Zumindest aber zu einem besseren Fernsehprogramm. Stammt doch von der künftigen Päpstin der Satz: "Jede Woche mutet uns das Fernsehen bis zu 4.000 Leichen zu ... So was verengt das Weltbild. Und dann wird's gefährlich." So dürfen wir auf weniger virtuelle Leichen hoffen. Die Zahl der realen wird eher steigen. (PK)
Diesen Beitrag finden Sie auf Ulrich Gellermanns Webseite http://www.rationalgalerie.de/archiv/index_1_664.html
Online-Flyer Nr. 394 vom 20.02.2013
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