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Lokales
BAYER AG schweigt Verbrechen des Konzerns immer noch tot
CBG-Gegenantrag zur Hauptversammlung
Von Peter Kleinert

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren hat einen Gegenantrag zur nächsten Hauptversammlung der BAYER AG am 26. April in Köln eingereicht. Wegen der „verfälschenden Darstellung der Firmengeschichte“ fordert die CBG eine nicht-Entlastung des Vorstands. Der Gegenantrag wurde am 15. März sogar auf der website der BAYER veröffentlicht.


 
Die Firma BAYER organisiert in diesem Jahr zu ihrem 150-jährigen Bestehen zahlreiche Festveranstaltungen mit prominenten Gästen. Ein eigens gebautes Luftschiff macht in allen fünf Kontinenten Werbung für den Konzern. Bei den Publikationen von BAYER werden jedoch die unangenehmen Teile der Firmengeschichte nach wie vor ausgeblendet. Themen wie Umweltverseuchung, Pestizid-Vergiftungen, Arbeiterproteste oder die Kollaboration mit dem Dritten Reich fallen in der Firmen-Chronik unter den Tisch.
 
Philipp Mimkes vom Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren: „BAYER war als Teil der IG Farben an den grässlichsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte beteiligt. Die Firma lieferte Zyklon B für die Gaskammern, beteiligte sich an grausamen Menschenversuchen und ließ sich in Auschwitz eine riesige Fabrik von Sklavenarbeitern bauen. Im konzerneigenen Konzentrationslager Auschwitz-Monowitz kamen Zehntausende ums Leben“. Anders als viele Unternehmen habe BAYER nie eine unabhängige Untersuchung der Firmen-Historie veranlasst.
 
Einige weitere Hintergründe zur BAYER-Historie:
 
In keiner Unternehmens-Broschüre fehlt der Hinweis auf die Erfindung von ASPIRIN. Verschwiegen wird jedoch, dass BAYER fast zeitgleich das Präparat HEROIN auf den Markt brachte, u.a. als Hustenmittel für Kinder. Ärzte hatten frühzeitig auf das Suchtpotential des neuen Präparats hingewiesen.
 

Ehemaliger BAYER-Generaldirektor Carl Duisberg
Foto: Nicola Perscheid
Der langjährige BAYER-Generaldirektor Carl Duisberg beteiligte sich im 1. Weltkrieg persönlich an der Entwicklung von Giftgas und setzte den völkerrechtswidrigen Einsatz an der Front durch. Duisberg war mitverantwortlich für die Deportation zehntausender belgischer Zwangsarbeiter, auch forderte er die Annexion großer Gebiete Osteuropas.
 
Über Jahrzehnte hinweg betrieb Duisberg den Zusammenschluss der deutschen Chemie-Industrie zur IG Farben. Der im Jahr 1925 gegründete Konzern war der größte Europas. Die Firma stand der Weimarer Republik ablehnend gegenüber; hohe Spenden gingen an nationalkonservative Parteien und später an die NSDAP.
Über Jahrzehnte hinweg betrieb Duisberg den Zusammenschluss der deutschen Chemie-Industrie zur IG Farben. Der im Jahr 1925 gegründete Konzern war der größ-te Europas. Die Firma stand der Weimarer Republik ablehnend gegenüber; hohe Spenden gingen an nationalkonservative Parteien und später an die NSDAP.
Die IG Farben war im Dritten Reich an den grässlichsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte beteiligt. Sie lieferte Zyklon B für die Gaskammern und baute in Auschwitz eine riesige neue Fabrik. Zur Unterbringung der Sklavenarbeiter betrieben die IG Farben ein eigenes Konzentrationslager. Zehntausende kamen darin ums Leben.
Die IG FARBEN waren eng in den Eroberungskrieg des Dritten Reichs eingebunden. Der Konzern folgte der Wehrmacht in die eroberten Länder Europas und übernahm meist innerhalb weniger Wochen die dortige Chemie-Industrie, Kohlegruben sowie die Ölförderung. Der spätere BAYER-Vorstandsvorsitzende Kurt Hansen spielte bei diesem Raubzug eine zentrale Rolle.
In den Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozessen beschäftigte sich ein eigenes Verfahren mit den IG Farben. Hierin wurde z.B. festgestellt: „Unstreitig sind verbrecherische Experimente von SS-Ärzten an Konzentrationslager-Häftlingen vorgenommen worden. Diese Experimente sind zu dem ausdrücklichen Zweck erfolgt, die Erzeugnisse der IG Farben zu erproben.“
 
In den Laboren von BAYER wurde auch im Dritten Reich an chemischen Kampfgasen geforscht. Der Erfinder von SARIN und TABUN, Dr. Gerhard Schrader, leitete nach dem Krieg die Pestizidabteilung von BAYER. Während des Vietnam-Kriegs war BAYER an der Entwicklung von AGENT ORANGE beteiligt. Die Produktion erfolgte bei der gemeinsam von BAYER und MONSANTO gegründeten Firma MOBAY.
 

Nicht nur Vorstands-
sondern 1984 auch
Ehrenvorsitzender:
Kurt Hansen
Quelle:
http://www.bayer.de/
Symptomatisch für den Umgang von BAYER mit seiner Geschichte ist die Verleihung des Familie-Hansen-Preises im März 2013. Der von Marijn Dekkers in Berlin übergebene Preis wurde von dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Kurt Hansen gestiftet. Hansen war bereits 1931 in die NSDAP eingetreten. Bei den IG FARBEN stieg er zum Leiter der kriegswichtigen „Zentralstelle für Rohstoffbeschaffung“ auf (siehe oben). In der Person von Kurt Hansen wird einmal mehr der bruchlose Übergang der IG FARBEN zum BAYER-Konzern deutlich.
 
Die 150-jährige Unternehmensgeschichte von BAYER wurde von Beginn an von Protesten begleitet. Bereits im 19. Jahrhundert gab es massiven Widerstand von Anwohnern und Belegschaft gegen die anhaltende Luft- und Wasserverschmutzung. In vielen Fällen konnte hierdurch ein besserer Arbeits- und Umweltschutz erkämpft werden. Bis heute hat BAYER jedoch keine unabhängige Untersuchung der Firmen-Historie veranlasst.
 
Die in Nürnberg verurteilten Manager konnten nach Verbüßung ihrer Haftstrafe ihre Karriere ungehindert fortsetzen. So wurde Fritz ter Meer Aufsichtsratsvorsitzender von BAYER. Bei seiner Vernehmung in Nürnberg hatte er geäußert, den Zwangsarbeitern in Auschwitz sei „kein besonderes Leid zugefügt worden, da man sie ohnedies getötet hätte“. 

Wie der aktuelle BAYER-Chef Marijn Dekkers mit der Konzerngeschichte umgeht
NRhZ-Archiv

Für die verfälschende Darstellung der Unternehmens-Geschichte im Jubiläumsjahr ist der Vorstand mit seinem aktuellen Chef Marijn Dekkers verantwortlich. Daher sei ihm die Entlastung zu verweigern. Vertreter der Coordination gegen BAYER-Gefahren werden in der Hauptversammlung zur Weißwaschung der BAYER-Historie sprechen.
 
Die CBG hat eine Kampagne zu den Schattenseiten der Firmengeschichte initiiert. Alle Veröffentlichungen finden sich unter www.cbgnetwork.org/4871.html
(PK)
 


Online-Flyer Nr. 398  vom 20.03.2013

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