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Lokales
Die gefährliche CO-Pipeline von Leverkusen nach Dormagen
Strafanzeige gegen den BAYER-Konzern
Von Peter Kleinert

Der Kölner Pädagoge Gottfried Schweitzer hat bei der Staatsanwaltschaft Strafanzeige gegen den Bayer-Konzern Leverkusen erstattet, weil dieser "wissentlich über 11 Jahre hinweg mit dem Betreiben der oben genannten Pipeline das Leben zehntausender Menschen gefährdet hat". Außerdem erstattete Schweitzer auch Strafanzeige gegen die Kölner Bezirksregierung, "weil diese vor 11 Jahren dem Konzern gestattete, in einem damals bereits 34 Jahre alten, ursprünglich für relativ ungiftige Gase ausgelegten Rohr das hochgiftige CO zu transportieren". Damit habe sie "ihre Aufsichtspflicht in erheblichem Maß verletzt".


Gottfried Schweitzer
Quelle: LAUF
In seinem Schreiben an die Staatsanwaltschaft fordert Gottfried Schweitzer, "mit einer einstweiligen Verfügung den sofortigen Stopp dieses lebensgefährlichen Gas-Trans- ports zu veranlassen und mit geeigneten Mitteln durchzu-setzen". Der Bezirksregierung wirft er vor, diese hätte "spätestens nach der Ausein-andersetzung um die neue Pipeline von Dormagen nach Uerdingen erkennen müssen, dass der hier zugrunde gelegte Stand der Technik in keinster Weise mehr dem Stand der Technik vor 11 Jahren entsprach: Die Genehmigung hätte also von der Bezirksregierung zurück gezogen werden müssen." In dem Genehmigungsverfahren vor 11 Jahren habe sich die Bezirksregierung "auf Aussagen des Antragsstellers selbst, nämlich 'Experten' von Bayer, gestützt und dadurch ihre Sorgfaltspflicht grob verletzt". Das habe aus diesem Verfahren "eine Farce, aber kein sachliches Genehmigungsverfahren" gemacht.

Seinem Brief an die Staatsanwaltschaft konnte Schweitzer sogar einen unterstützenden Artikel des Kölner Anzeiger in der Ausgabe für Leverkusen vom 4.11.13 beilegen, in dem man unter der Schlagzeile "Giftiges Gas seit elf Jahren unterwegs" u.a. lesen konnte: "Die Kohlenmonoxid-Pipeline von Leverkusen nach Dormagen fördert seit Jahren giftiges Gas. Niemand regt sich darüber auf. In Essen treffen dagegen am Dienstag Bayer-Konzern und Gegner wegen einer geplanten neuen Pipeline aufeinander. Hier heiße Gefechte, dort völlige Gleichgültigkeit. Während der Kampf um die geplante Kohlenmonoxid-Pipeline von Bayer Material Science, die die Chemparks Uerdingen und Dormagen verbinden soll, mit harten Bandagen und auf allen Ebenen geführt wird, herrscht andernorts Ruhe. Schon immer. Seit gut einem Jahrzehnt schickt Bayer Kohlenmonoxid durch ein Rohr zwischen Dormagen und Leverkusen…." Daraufhin. schickte Schweitzer am 18.11. einen Leserbrief an den KStA, den dieser am 20.11. korrekt sogar mit dessen Überschrift veröffentlichte":
 
KStA: "CO-Pipeline Dormagen - Leverkusen: Sofort abschalten!"
                                
"Am 5.11.13 deckte der Leverkusener Anzeiger einen Skandal auf, dessen Tiefe noch gar nicht abzuschätzen ist. Vor 45 Jahren baute Bayer eine Pipeline zum Transport für das ungiftige Kohlendioxid von Dormagen nach Leverkusen. Man kann annehmen, dass dieses Rohr mit 15 cm Durchmesser nach dem damaligen "Stand der Technik" geeignet war für den Transport ungiftiger Substanzen; dafür benötigte man wahrscheinlich auch keine besonderen Schutzmaßnahmen.
Jetzt plötzlich erfährt die Öffentlichkeit aber, dass Bayer seit 11 Jahren das hochgiftige Kohlenmonoxid durch diese Rohre pumpt! Ganz sicher sind diese Rohre in den letzen 45 Jahren nicht stabiler geworden, sondern verrottet - wie sehr? Und ebenso sicher sind diese Rohre nicht annähernd auf dem technischen Stand und in jeder Beziehung so abgesichert wie die neue CO 2-Pipeline, die Bayer von Dormagen nach Uerdingen gebaut hat; und selbst deren Sicherheit wird vor Gericht noch angezweifelt, - sie durfte noch nicht in Betrieb genommen werden. In dieser neuen Pipeline soll das Gas nur mit 13,5 Bar Überdruck gepresst werden; in der alten verrotteten Pipeline wird es bereits jetzt mit bis zu 18 Bar Überdruck gejagt!
In der tödlichen Reichweite von 590 Metern an der Pipeline leben zigtausende Menschen in Worringen, Langel, Rheinkassel, Merkenich und Wiesdorf. "Störungen hat es bisher nicht gegeben" - sagt Bayer. Zum großen Glück - aber will man denn erst handeln, wenn es eine Katastrophe gegeben hat? Diese Pipeline muss sofort geschlossen werden! Die Bezirksregierung muss ihre Genehmigung von 2001 sofort zurück ziehen - dieses 45 Jahre alte Rohr entspricht nicht im mindesten z.B. dem Stand der Technik, wie sie bei dem Rohr nach Uerdingen angewandt wurde!
Bei der Bezirksregierung ist zu überprüfen, ob sie nicht bewusst fahrlässig und strafbar gehandelt hat, als sie erstens 2001 gestattete, in einem für ungiftige Stoffe ausgelegten relativ alten Rohr jetzt Gift zu transportieren; und sich zweitens ebenso strafbar verhielt, als sie nach dem Bekanntwerden der neuen Standards der Rohre nach Uerdingen nicht sofort von sich aus den Gift-Transport nach Leverkusen stoppte. Schluss mit diesem unverantwortlichen und menschengefährdenden Leichtsinn!"

Brief an den Bayer-Vorstand
 
Einen Brief, den er am 26.11. an den Vorstand der Bayer AG schickte, heißt es u.a.: "Sehr geehrte Damen und Herren, ich fordere Sie auf, diese Pipeline sofort still zu legen. Wie Sie selbst am besten wissen, entspricht dieses vor 45 Jahren installierte Rohr nicht mehr im Entferntesten dem heutigen Stand der Technik; Sie brauchen nur den damaligen Stand der Technik mit dem heutigen zu vergleichen, den Sie selbst Ihrer geplanten neuen CO-Pipeline von Dormagen nach Uerdingen zugrunde gelegt haben. Dazwischen liegen Welten…


Auch gegen die geplante neue CO-Pipeline von Dormagen nach Uerdingen protestieren die Anwohner
Quelle: wikipedia
Dass Sie diese alte Pipeline nicht längst still gelegt haben, ist eine bewusste Inkaufnahme der Gefährdung zehntausender Menschen, die in der Nähe dieser Pipeline leben und im Fall eines Bruchs/Lecks dieser Pipeline um ihr Leben fürchten müssen. Dass Sie jetzt angekündigt haben, einen neuen Düker mit neuen Rohren für die verschiedensten Stoffe, u.a. auch für CO, bauen zu wollen, beweist zwar, dass Sie wissen, wie gefährlich die alte Pipeline ist. Aber richtiger wäre es gewesen, diese Pipeline überhaupt nicht erst in Betrieb zu nehmen.
 
Vorsorglich möchte ich auf Ihren gebetsmühlenartig zu erwartenden Einwand hinweisen, dass eine sofortige Stilllegung Arbeitsplätze kosten würde: Nein, die sofortige Stilllegung würde keinen einzigen Arbeitsplatz kosten, denn CO kann auch anders als durch diese Pipeline transportiert werden. Das ist allerdings teurer und kostet Sie etwas von Ihren Super-Profiten - aber keinesfalls Arbeitsplätze!
 
Ferner werde ich Strafanzeige gegen Sie stellen: Sie hätten diese Anlage nie in Betrieb nehmen dürfen, Sie hätten sie längst abschalten müssen, denn damit haben Sie wissentlich das Leben Zehntausender Menschen gefährdet und gefährden es noch. Das muss bestraft werden!"

KStA-Redakteur zurückgepfiffen?
 
Natürlich hat der Bayer-Vorstand bisher noch nicht auf seinen Brief reagiert, stattdessen aber offenbar auf den im KStA veröffentlichten Leserbrief. Gottfried Schweitzer teilte der NRhZ auf eine entsprechende Anfrage nämlich mit: "Der KStA hat meinen Brief sofort voll veröffentlicht - aber da wusste der zuständige Redakteur offenbar noch nichts über meinen politischen Standort. Inzwischen hat Bayer das offensichtlich bekannt gemacht, mit dem Hinweis, zu schweigen. Das geht aus einer kurzen Notiz der Rheinischen Post hervor und der Tatsache, dass nach einem Telefongespräch des KStA-Redakteurs Käding mit mir, nach dem dieser eigentlich auch über meine Anzeige gegen Bayer berichten wollte, dieser plötzlich nichts mehr von sich hören ließ. Bayer antwortet auf so etwas natürlich nicht direkt und versucht die ganze Sache zu unterdrücken. Mal sehen, wie weit der Konzern damit kommt!"
(PK)
 
Über Gottfried Schweitzer hatten wir bereits vor 4 Jahren mehrfach berichtet. Wohl noch nie hatte eine Kündigung durch seine “Arbeitgeber“ in der Geschäftsführung der stadteigenen Jugendzentren Köln gGmbH und die dafür “Verantwortlichen“ in Stadtverwaltung und Stadtrat so viel Solidarität unter den KölnerInnen ausgelöst wie die des Pädagogen und Mitbegründers des unter Kindern und Jugendlichen sehr beliebten Bauspielplatzes “Baui“ in der Südstadt. Erst nach einem halben Dutzend Arbeitsgerichtsurteilen konnte er dort weiter arbeiten.
 


Online-Flyer Nr. 435  vom 04.12.2013

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