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Lokales
Apassionata knüpft ein magisches Band zwischen Pferd und Mensch
Der Traum vom schwerelosen Glück
Von Lisa und Lena Fikentscher
An drei Tagen gab es vier Vorstellungen, vier mal „Zeit für Träume“, die Kinderaugen (und die der Erwachsenen) zum Leuchten brachten: Als „Familienshow mit Pferden“ präsentiert sich die Apassionata zum 11. und wiederholten Mal in Köln. Mit 135 Tonnen Reitsand und 100 Tonnen Einstreuspänen blicken die staunenden jüngsten Zuschauer auf einen der größten Sandkästen der Welt.
Leidenschaft und Begeisterung
Drei junge Braune wirbeln spielerisch durchs Arena-Oval. Sie preschen und steigen ohne sichtbare menschliche Hand. Hinter dem Vorhang, so erfahren wir, locken Mitarbeiter wie die 23jährige Produktionsassistentin Cosima Gagnol sie mit raschelnden Futtertrögen wieder aus der Arena heraus. Ohne Zaumzeug und Geschirr bewegen sich die Lusitanos voller Lebensfreude wie in freier Natur. Wenn entfernt eine menschliche Gestalt hineinspielt, dann ist es eines der schönsten Beispiele für Freiheitsdressur.
Apassionata. Pferde lieben klassische Musik (Beethoven)
Die angestrebten Superlative? Noch besser, noch perfekter, noch gewagter, kommt es darauf wirklich an? Natürlich, bei einer solchen Multifunktionsshow ist Perfektion angestrebt und die Freude am Überraschen und Verblüffen durch ungewöhnliches Können. Die als „spektakuläres Highlight“ angekündigte Ungarische Post (Stormrider) mit Laury Tisseur, stehend geritten auf zwei cremefarbenen Portugiesen, den Cremello-Lusitanos der Equipe Luis Valenca, steigert kontinuierlich die Spannung. Es ist schon beeindruckend, wie der ehemalige Dressurreiter Tisseur auf den Rücken von Peter und Pan durch die Arena galoppiert, da nimmt er mit Tempo ein Hindernis. Und schließlich sind noch vier Hengste nebeneinander vorgespannt, die allesamt über zwei hintereinander gestaffelte Schlagbäume (Cavaletti) fliegen.
Reiter der Voltigeurs du Monde präsentiert sich nach der Show mit allen weiteren mitwirkenden Zwei- und Vierbeinern dem begeisterten Publikum
Foto: ccaaff
Atemberaubend bis halsbrecherisch präsentieren sich die Reiter der Voltigeurs du Monde, Trickreiter aus der neu gegründeten Apassionata-Akademie mit artistischen Kunststücken, die volle Konzentration bei Kopfständen, Auf-, Ab- und Überschwung, Salti und Pirouetten, Geschick, Muskelkraft und konsequentes Training erfordern. Vom Publikum wird ihre Leistung mit brausendem Applaus bedacht.
Apassionata heißt auch Sportbegeisterung
Gummibärchen sind nicht gut für „Keks“, den Mini-Shetty aus dem Schutzbereich der 14jährigen Brynja, Tochter von Apassionata Horse Director Meike Arnason und dem Islandpferde-Weltmeister Styrmir Arnason, die „Keks“ und seinen Sohn Loulou in ihrer Freizeit dressiert. Überhaupt leben Pferde sehr gesund, haben einen großen Bewegungsdrang und Freude, sich zu beweisen. Die Crew achtet auf qualitativ hochwertiges Futter vom langjährigen Lieferanten. Müsli steht regelmäßig auf dem Speiseplan und – ganz nebenbei bemerkt – sind Pferde nicht auch Vegetarier?
Reittechniken und Reitweisen aus aller Welt
Kalt- und Vollblüter, anspruchsvolle Dressur der hohen Schule (Levada, Courbette, Kapriole, Pesade und Laufpesade der Friesen) und verblüffend einfache Vorführung der natürlichen Eleganz und Kraft mit Schenkelweichen und Traversalen oder Witz und Eigensinn der quirligen Shettys oder von Laurent Jahan’s Eseln ist die Mischung, die beim Publikum während zwei Stunden gut ankommt.
Dazu verläuft die Geschichte: zwei Freunde, Studenten, ein Liebespaar, das auf zauberhafte Weise die Zeitreise in eine vergangene Welt eintaucht, wird von einer weiblichen Stimme erzählt und von Tänzerinnen und Tänzern dargestellt in wechselnden Kulissen, 17 Kapiteln, Licht-, Schnee-, Nebel-Stimmungen, in die die Reiterspiele eingebettet und doch völlig eigenständig sind. Nicht von jedem Platz ist das in Zentralperspektive aufgebaute Bühnenbild mit filmbespieltem Hintergrund einsehbar, und die Darsteller verlieren sich bisweilen an den Rändern der Manege des Circus Maximus der Kölner Lanxess-Arena. Da empfiehlt sich der orientierende Blick auf die großflächigen Projektionsschirme, die mit Videoaufnahmen von Kameras aus unterschiedlichen Perspektiven bestückt werden. ... Aber eigentlich ist der häufige Blickwechsel von Theater- zu Videodarbietung eher anstrengend und ablenkend. Dafür ist das Show-Video besser geeignet, das das Erlebte zwar auf Konserve, also nicht in echt, aber mit Nahaufnahmen und eindrucksvollen Zeitlupen wiedergibt.
Der Traum vom größten Sandkasten der Welt – mit vielen schönen Pferden, lustigen Ponys und Eseln darin...
Foto: ccaaff
Das Paar, das auf unerwartete Weise die Traumreise antritt, sich verliert und wieder findet, stellt die Verkörperung der Träume dar, die einfach und elementar in der Pferdewelt gelebt wird. Ohne Vertrauen zu ihren Reitern, die die Tiere nach vollbrachter Schau in die Ställe begleiten, sie dort mit Futter und Streu versorgen, wäre die bunte Schau gar nicht denkbar. Die friedfertigen Tiere lieben Streicheleinheiten, Aufmerksamkeit – auch in Form von Applaus – und geflochtene Zöpfe ihrer wilden Mähnen. Pferdefreundschaften werden von Stallnachbar zu immergleichem Stallnachbar gepflegt. Allerdings sind unter den 53 Pferden, 2 Eseln, und einem Maultier keine Stuten, um munteren Rivalitäten aus dem Weg zu gehen...
Sensibilität und Hingabe
Was macht die Faszination dieser Tiere aus, die unzweifelhaft im Mittelpunkt des Geschehens stehen? Es ist die Zugewandtheit zum Menschen und das oft vermittelte feine Gespür. So erging es in der Partnerschaft der Apassionata mit den Projekten „Wünsch Dir was“ und der Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kuratorium für Therapeutisches Reiten, die seit 2004 besteht. Der Kontakt mit den beeindruckenden Tieren tut den oft jüngeren Patienten gut. Und „Wünsch Dir was“-Besucher berichten von höchster Sensibilität: „Tiere sind immer schon Alruns große Liebe gewesen!“, erzählt Mutter Arneke (51). Als sie ihrer unter dem seltenen Ehlert-Danlos-Syndrom leidenden 13jährigen Tochter eine Reitstunde spendierte, ahnte sie nicht, dass sie Alrun eine neue Welt eröffnen würde. „Die Nähe und der Körperkontakt zum Pferd tut unserer Tochter unglaublich gut“, berichtet Arneke. „Alruns Stute gilt zwar als nervös und unbändig, aber bei Alrun ist sie ganz zugänglich und achtsam, als ob sie spürt, dass unsere Tochter schwer krank ist!“
Mitautorin Lena Fikentscher (11) – mit Stefnir – hatte von klein auf Kontakt zu Islandpferden, begann mit sieben Jahren zu reiten und ritt mit 9 Jahren ihr erstes Tournier
Foto: Melly Fikentscher
Das Paradies auf Erden
Ja, für viele, die bei der Pferdeshow mitarbeiten und mitwirken dürfen, ging ein großer Traum in Erfüllung. Es ist das Glück, eine Arbeit mit Leidenschaft ausführen zu können. Sieben Monate ist die Mann- und Frauschaft, die sich selbst als große Familie bezeichnet, auf Tour. Selbstverständlich gibt es noch viele Möglichkeiten mit Pferden zu arbeiten – auch wenn es nicht gleich die große Show oder Artistik sein muss. Viele der Beteiligten reiten von Kind an, so Cosima Gagnol seit dem fünften Lebensjahr. Seit zwei Jahren ist die Kulturmanagerin als Assistentin der Produktion im Team. Von Pferden versteht sie ganz viel.
Das Paradies der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde und in der Gesundheit des Leibes ..., dichtete der deutsche Schriftsteller Friedrich von Bodenstedt (1819-1892). Und, so fügt er an „am Herzen des Weibes“. Sagen wir also: am Herzen eines geliebten Menschen und Tieres. (PK)
Online-Flyer Nr. 454 vom 16.04.2014
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Apassionata knüpft ein magisches Band zwischen Pferd und Mensch
Der Traum vom schwerelosen Glück
Von Lisa und Lena Fikentscher
An drei Tagen gab es vier Vorstellungen, vier mal „Zeit für Träume“, die Kinderaugen (und die der Erwachsenen) zum Leuchten brachten: Als „Familienshow mit Pferden“ präsentiert sich die Apassionata zum 11. und wiederholten Mal in Köln. Mit 135 Tonnen Reitsand und 100 Tonnen Einstreuspänen blicken die staunenden jüngsten Zuschauer auf einen der größten Sandkästen der Welt.
Leidenschaft und Begeisterung
Drei junge Braune wirbeln spielerisch durchs Arena-Oval. Sie preschen und steigen ohne sichtbare menschliche Hand. Hinter dem Vorhang, so erfahren wir, locken Mitarbeiter wie die 23jährige Produktionsassistentin Cosima Gagnol sie mit raschelnden Futtertrögen wieder aus der Arena heraus. Ohne Zaumzeug und Geschirr bewegen sich die Lusitanos voller Lebensfreude wie in freier Natur. Wenn entfernt eine menschliche Gestalt hineinspielt, dann ist es eines der schönsten Beispiele für Freiheitsdressur.
Apassionata. Pferde lieben klassische Musik (Beethoven)
Die angestrebten Superlative? Noch besser, noch perfekter, noch gewagter, kommt es darauf wirklich an? Natürlich, bei einer solchen Multifunktionsshow ist Perfektion angestrebt und die Freude am Überraschen und Verblüffen durch ungewöhnliches Können. Die als „spektakuläres Highlight“ angekündigte Ungarische Post (Stormrider) mit Laury Tisseur, stehend geritten auf zwei cremefarbenen Portugiesen, den Cremello-Lusitanos der Equipe Luis Valenca, steigert kontinuierlich die Spannung. Es ist schon beeindruckend, wie der ehemalige Dressurreiter Tisseur auf den Rücken von Peter und Pan durch die Arena galoppiert, da nimmt er mit Tempo ein Hindernis. Und schließlich sind noch vier Hengste nebeneinander vorgespannt, die allesamt über zwei hintereinander gestaffelte Schlagbäume (Cavaletti) fliegen.
Reiter der Voltigeurs du Monde präsentiert sich nach der Show mit allen weiteren mitwirkenden Zwei- und Vierbeinern dem begeisterten Publikum
Foto: ccaaff
Atemberaubend bis halsbrecherisch präsentieren sich die Reiter der Voltigeurs du Monde, Trickreiter aus der neu gegründeten Apassionata-Akademie mit artistischen Kunststücken, die volle Konzentration bei Kopfständen, Auf-, Ab- und Überschwung, Salti und Pirouetten, Geschick, Muskelkraft und konsequentes Training erfordern. Vom Publikum wird ihre Leistung mit brausendem Applaus bedacht.
Apassionata heißt auch Sportbegeisterung
Gummibärchen sind nicht gut für „Keks“, den Mini-Shetty aus dem Schutzbereich der 14jährigen Brynja, Tochter von Apassionata Horse Director Meike Arnason und dem Islandpferde-Weltmeister Styrmir Arnason, die „Keks“ und seinen Sohn Loulou in ihrer Freizeit dressiert. Überhaupt leben Pferde sehr gesund, haben einen großen Bewegungsdrang und Freude, sich zu beweisen. Die Crew achtet auf qualitativ hochwertiges Futter vom langjährigen Lieferanten. Müsli steht regelmäßig auf dem Speiseplan und – ganz nebenbei bemerkt – sind Pferde nicht auch Vegetarier?
Reittechniken und Reitweisen aus aller Welt
Kalt- und Vollblüter, anspruchsvolle Dressur der hohen Schule (Levada, Courbette, Kapriole, Pesade und Laufpesade der Friesen) und verblüffend einfache Vorführung der natürlichen Eleganz und Kraft mit Schenkelweichen und Traversalen oder Witz und Eigensinn der quirligen Shettys oder von Laurent Jahan’s Eseln ist die Mischung, die beim Publikum während zwei Stunden gut ankommt.
Dazu verläuft die Geschichte: zwei Freunde, Studenten, ein Liebespaar, das auf zauberhafte Weise die Zeitreise in eine vergangene Welt eintaucht, wird von einer weiblichen Stimme erzählt und von Tänzerinnen und Tänzern dargestellt in wechselnden Kulissen, 17 Kapiteln, Licht-, Schnee-, Nebel-Stimmungen, in die die Reiterspiele eingebettet und doch völlig eigenständig sind. Nicht von jedem Platz ist das in Zentralperspektive aufgebaute Bühnenbild mit filmbespieltem Hintergrund einsehbar, und die Darsteller verlieren sich bisweilen an den Rändern der Manege des Circus Maximus der Kölner Lanxess-Arena. Da empfiehlt sich der orientierende Blick auf die großflächigen Projektionsschirme, die mit Videoaufnahmen von Kameras aus unterschiedlichen Perspektiven bestückt werden. ... Aber eigentlich ist der häufige Blickwechsel von Theater- zu Videodarbietung eher anstrengend und ablenkend. Dafür ist das Show-Video besser geeignet, das das Erlebte zwar auf Konserve, also nicht in echt, aber mit Nahaufnahmen und eindrucksvollen Zeitlupen wiedergibt.
Der Traum vom größten Sandkasten der Welt – mit vielen schönen Pferden, lustigen Ponys und Eseln darin...
Foto: ccaaff
Das Paar, das auf unerwartete Weise die Traumreise antritt, sich verliert und wieder findet, stellt die Verkörperung der Träume dar, die einfach und elementar in der Pferdewelt gelebt wird. Ohne Vertrauen zu ihren Reitern, die die Tiere nach vollbrachter Schau in die Ställe begleiten, sie dort mit Futter und Streu versorgen, wäre die bunte Schau gar nicht denkbar. Die friedfertigen Tiere lieben Streicheleinheiten, Aufmerksamkeit – auch in Form von Applaus – und geflochtene Zöpfe ihrer wilden Mähnen. Pferdefreundschaften werden von Stallnachbar zu immergleichem Stallnachbar gepflegt. Allerdings sind unter den 53 Pferden, 2 Eseln, und einem Maultier keine Stuten, um munteren Rivalitäten aus dem Weg zu gehen...
Sensibilität und Hingabe
Was macht die Faszination dieser Tiere aus, die unzweifelhaft im Mittelpunkt des Geschehens stehen? Es ist die Zugewandtheit zum Menschen und das oft vermittelte feine Gespür. So erging es in der Partnerschaft der Apassionata mit den Projekten „Wünsch Dir was“ und der Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kuratorium für Therapeutisches Reiten, die seit 2004 besteht. Der Kontakt mit den beeindruckenden Tieren tut den oft jüngeren Patienten gut. Und „Wünsch Dir was“-Besucher berichten von höchster Sensibilität: „Tiere sind immer schon Alruns große Liebe gewesen!“, erzählt Mutter Arneke (51). Als sie ihrer unter dem seltenen Ehlert-Danlos-Syndrom leidenden 13jährigen Tochter eine Reitstunde spendierte, ahnte sie nicht, dass sie Alrun eine neue Welt eröffnen würde. „Die Nähe und der Körperkontakt zum Pferd tut unserer Tochter unglaublich gut“, berichtet Arneke. „Alruns Stute gilt zwar als nervös und unbändig, aber bei Alrun ist sie ganz zugänglich und achtsam, als ob sie spürt, dass unsere Tochter schwer krank ist!“
Mitautorin Lena Fikentscher (11) – mit Stefnir – hatte von klein auf Kontakt zu Islandpferden, begann mit sieben Jahren zu reiten und ritt mit 9 Jahren ihr erstes Tournier
Foto: Melly Fikentscher
Das Paradies auf Erden
Ja, für viele, die bei der Pferdeshow mitarbeiten und mitwirken dürfen, ging ein großer Traum in Erfüllung. Es ist das Glück, eine Arbeit mit Leidenschaft ausführen zu können. Sieben Monate ist die Mann- und Frauschaft, die sich selbst als große Familie bezeichnet, auf Tour. Selbstverständlich gibt es noch viele Möglichkeiten mit Pferden zu arbeiten – auch wenn es nicht gleich die große Show oder Artistik sein muss. Viele der Beteiligten reiten von Kind an, so Cosima Gagnol seit dem fünften Lebensjahr. Seit zwei Jahren ist die Kulturmanagerin als Assistentin der Produktion im Team. Von Pferden versteht sie ganz viel.
Das Paradies der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde und in der Gesundheit des Leibes ..., dichtete der deutsche Schriftsteller Friedrich von Bodenstedt (1819-1892). Und, so fügt er an „am Herzen des Weibes“. Sagen wir also: am Herzen eines geliebten Menschen und Tieres. (PK)
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