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Kommentar
Ein Alptraum für die Armen, traumhaft für die Reichen
Draghis Verschleuder-Trauma
Von Ulrich Gellermann
Wer am Freitag durch das Frankfurter Bankenviertel schlenderte, der konnte den fröhlichen Lärm aus den Vorstandsetagen hören: "Ein Draghi, ein Dra-a-ghi, der Gemüüüütlichkeit", lallte es schon am frühen Morgen aus den Lüftungsschächten der Klimaanlagen. Denn seit Mario Draghi - Herrscher über die Euro-Druckmaschinen - entschieden hat, Staatsanleihen für eine Billion Euro aufzukaufen, können sich Bankmanager, ohnehin nicht die Fleißigsten, endgültig zur Ruhe legen.
Mario Draghi
Weil der EZB-Chef Draghi die sehr unterschiedlich wertigen Papiere nicht etwa den Staaten direkt abnimmt, sondern sie von den Banken kauft, die sie vorher den Staaten abgekauft haben, um sie jetzt mit einem hübschen Aufschlag an die Europäische Zentralbank weiterzugeben. Das ist ein Geschäft, in einer Nano-Sekunde vom Computer erledigt, das bei den Großbanken unter PS (Profit Security) abgelegt und vom Füße-auf-den-Schreib-tisch-legen begleitet wird.
Diesen aufklärenden Kommentar von Ulrich Gellermann haben wir mit Dank von seinem Blog übernommen.
Online-Flyer Nr. 495 vom 28.01.2015
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Kommentar
Ein Alptraum für die Armen, traumhaft für die Reichen
Draghis Verschleuder-Trauma
Von Ulrich Gellermann
Wer am Freitag durch das Frankfurter Bankenviertel schlenderte, der konnte den fröhlichen Lärm aus den Vorstandsetagen hören: "Ein Draghi, ein Dra-a-ghi, der Gemüüüütlichkeit", lallte es schon am frühen Morgen aus den Lüftungsschächten der Klimaanlagen. Denn seit Mario Draghi - Herrscher über die Euro-Druckmaschinen - entschieden hat, Staatsanleihen für eine Billion Euro aufzukaufen, können sich Bankmanager, ohnehin nicht die Fleißigsten, endgültig zur Ruhe legen.
Mario Draghi
Wikimedia CC BY-SA 2.0
Angefangen hatte das Verschleuder-Trauma im Februar 2012: Die europäischen Banken litten arg unter der Schuldenkrise, die sie selbst verursacht hatten. Mancher Vorstand musste sogar vom Kauf der zweiten Yacht absehen, andere konnten sich keine Dritt-Frau mehr leisten. Dieses Elend konnte Mario Draghi nicht mehr mit ansehen. Er holte, wie er der FAZ damals in einem Interview sagte, die "Dicke Bertha" raus: Er bot allen europäischen Banken an, bei der EZB frisch gedrucktes Geld zum Zins-Satz von einem (1!) Prozent für drei (3!) Jahre aufzunehmen. Häusle-Bauer und andere niedere Existenzen zahlten zu der Zeit immer noch etwa sechs Prozent für ihre Kredite. Aber um die ging es gar nicht. Die notleidenden Banken sollten gefälligst Staatsanleihen kaufen. Damals gab es zum Beispiel für italienische Staatsanleihen 5,5 Prozent Zinsen, die konnten mit geliehenem einprozentigem EZB-Geld aufgekauft werden. Dann blieben bei einem Null-Geschäftsaufwand satte vier Prozent Profit.
Damals machten 800 zumeist südeuropäische Banken von diesem Super-Sonder-Mario-Angebot Gebrauch. In Höhe von 530 Milliarden Euro. Jetzt sind die drei Jahre bald rum. Das Sonderangebots-Geld müsste zurück gezahlt werden. Dank des neuen Draghi-Geschäftsfeldes - kaufe Staatsanleihen von den europäischen Banken, verkaufe sie sicher und mit Gewinn an die EZB - muss sich jetzt keine Bank mehr Sorgen um die Rückzahlung machen. Warum der Herr des Euro die Geld-Druckmaschinen nicht gleich in den Banken aufstellt, ist unbekannt. Bekannt ist, dass dieses Modell seit 20 Jahren in Japan angewandt wird. Der Erfolg: Eine anhaltende Deflation, wirtschaftliche Stagnation und wachsende Staatsverschuldung. Das einzig Stabile an dieser Entwicklung ist die Arbeitslosenquote: Sie liegt offiziell bei etwa fünf Prozent. "Offiziell" heißt immer jene Zahl von Arbeitslosen, die man selbst bei der besten Statistik-Fälschung nicht mehr hat verbergen können.
Immer wenn offiziell gedrucktes Falschgeld unter die vermögenden Leute geschleudert wird, quietschen die vor Vergnügen: Die Aktienkurse steigen und die Renditen aus Immobilen auch. Für die große Mehrheit ist der Effekt natürlich genau umgekehrt: Ihre mageren Sparkonten geben kaum Zinsen, dafür steigen aber ihre Mieten. Die weltweiten Folgen hat jüngst die britische Hilfsorganisation OXFAM aufgelistet: Schon im nächsten Jahr werde das reichste Prozent der Weltbevölkerung mehr Vermögen angehäuft haben als die restlichen 99 Prozent zusammen, berichtet die OXFAM-Studie. (1) "Das Ausmaß der globalen Ungleichheit ist erschütternd", kommentierte Oxfam-Direktorin Winnie Byanyima die Zahlen. "Gleichzeitig habe einer von neun Menschen auf der Erde nicht genug zu essen, eine Milliarde Menschen müssen mit weniger als 1,25 US-Dollar pro Tag zurechtkommen." Und wer das für ein Dritte-Welt-Problem hält und das Uns-geht-es-gut-Gesäusel unserer Kanzlerin glaubt, der muss nur die öffentlichen Müllbehälter in Deutschland im Auge haben: Nicht wenige Arme ernähren sich daraus.
Oxfam International-Direktorin Winnie Byanyima
oxfam Winnie Byanyima.jpg
Mario Draghi ist seit langem Mitglied der von der Rockefeller-Stiftung gegründeten "Group of Thirty", jener Ansammlung der 30 wichtigsten Finanzmanipulateure der Welt. Von 2004 bis 2005 war er Vizepräsident bei "Goldman Sachs", der bedeutendsten Investitionsbank der Welt, die in so ziemlich jede Schweinerei des globalen Finanzsektors verwickelt ist und ständig mit frisch gedrucktem Geld von der amerikanischen Notenbank FED versorgt wird. Wer das alles für Zufall hält, der kann sein Gehirn gleich bei der nächsten Deutsche Bank-Filiale abgeben. Dort bekommt er dann - gedruckt oder auf Video, frisch aus der deutschen Medien-Mainstream-Produktion - eine Abhandlung über Verschwörungstheorien. Denn diese Vokabel ist im Kampf für die allgemeine Lüge einfach unerlässlich. Und wir werden sie in den nächsten Tagen und Woche wieder häufiger lesen oder hören, falls die feuchten Träume der Reichen von unabhängigen Medien kritisiert werden. (PK)
Diesen aufklärenden Kommentar von Ulrich Gellermann haben wir mit Dank von seinem Blog übernommen.
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