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André Glucksmann - Kriegsbefürworter und ehemaliger Maoist
Statt eines Nachrufs
Von Wolf Gauer

Das Medien-Getue um Sarkozys Vorzeigedenker, der drei Tage vor den Pariser Attentaten verschieden ist, wurde inzwischen von deren Echo übergletschert. Es verdient dennoch kritische Erwähnung, da der „unerträgliche Philosoph und Essayist, Kriegsbefürworter und ehemalige Maoist André Glucksmann, Ausgeburt reaktionärer Subjektivität“ – so die britische Philosophin und Autorin des Guardian Nina Power – ursächlich mit Europas Misere, 50 Jahre nach 68 (und 226 nach 1789), verbunden ist.

André Glucksmann
Quelle: wikipedia/Urheber: Sno

 

Unsere US-frommen Staatszwerge weihräucherten mit den Mainstream-Medien um die Wette: „Ein Verteidiger der Unterdrückten. Er habe sich immer für das Leiden der Völker eingesetzt, teilte Hollande über Twitter mit. Er habe vor der Fatalität der Kriege nicht resigniert.“ (Kleine Zeitung, 10.11.15). Nun, wer wird schon vor der „Fatalität“ resignieren, die er zusammen mit Gesinnungsgenossen wie Daniel Cohn-Bendit, Bernard-Henri Lévy und anderen Ex-Achtundsechzigern, den „Neuen Philosophen“, nach Kräften gefördert hat? 

„Er [Glucksmann] hat geglaubt, Sarkozy könnte es bringen. Und als Sarkozy sich Putin angenähert hat, hat er sich gegen Sarkozy gewendet“, so Cohn-Bendit auf Bild-Niveau in Deutschlandradio (10.11.15). Die Neuen Philosophen aber „brachten es“, das relativierende Salongeschwätz und die intellektuelle Tünche für das durchgehend pervertierte, gedankenfeindliche Welt- und Menschenbild unserer Wertegemeinschaft und seine Folgen nicht nur in Syrien, Irak und Paris. 

Für André Glucksmann war schon der Anschlag auf Charlie Hebdo nicht Resultat der rassistischen Mohammed-Schmähungen des Provo-Blättchens (im Besitz des Barons Édouard de Rothschild), sondern das „allgemeine Problem des Islamismus in Frankreich“ (Die Welt, 9.1.15). Pegida nickt kollektiv und solidarisch. Hätte er den 13.11. noch erleben dürfen, wäre der Philosoph wohl um neuerlich gefällige Ursachenfälschung nicht verlegen.. Sein wenig älterer Zeitgenosse Gilles Deleuze (Kapitalismus und Schizophrenie, 1977), hielt schon vor langen Jahren vom servilen Medienwirbel der „nouveaux philosophes“ schlicht „nichts. Ich glaube ihr Denken ist nichtig (...), Autoren, die nicht mehr drauf haben als die Frechheit von Domestiken oder den Klamauk des Clowns vom Dienst“ (Minuit, 5/1977). (PK)

 

Dieser Text erschien am 21.11.2015 in Ossietzky, der Zweiwochenschrift für Politik, Kultur, Wirtschaft, von der wir ihn mit Dank übernommen haben.



Online-Flyer Nr. 538  vom 25.11.2015

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