Literatur
Weihnachten einst und jetzt
Von Margareta Rother
Als ich ein Kind noch gewesen;
das ist schon lange her,
da war Weihnachten noch ein Erlebnis,
ein Märchen, und noch viel mehr.
Es gab nur kleine Geschenke,
denn wir waren alle nicht reich,
doch diese bescheidenen Gaben,
kamen dem Paradiese gleich.
Da gab es Äpfel und Nüsse,
mitunter auch ein paar Schuh,
und wenn es die Kasse erlaubte,
ein kleines Püppchen dazu.
Wie war doch das Kinderherz selig
für all diese herrliche Pracht,
und es war ein heimliches Raunen
um die stille, heilige Nacht.
Dann wurde ich größer und älter
und wünscht mir das und dies,
ich hörte auf ans Christkind zu glauben
und verlor dabei das Paradies.
Und dann kam der Krieg, mit all seinen Leiden,
mit Hunger und mit Not,
da wurden wir wieder bescheiden,
und dankbar für ein Stück Brot.
Wir alle wurden da kleiner,
und nur ein Wunsch, der hatte die Macht,
wir wollten vereint sein mit unseren Lieben,
in der stillen, heiligen Nacht.
Doch der Wunsch erfüllte sich selten,
denn die Väter und Brüder lagen draußen und hielten Wacht,
und wir waren einsam und weinten
in der stillen, heiligen Nacht.
Als dann der Krieg war zu Ende,
wuchs eine neue Jugend heran,
die hatte auch Ihre Wünsche
an den lieben Weihnachtsmann.
Nur waren diese nicht klein und bescheiden,
denn der Wohlstand kam übers Land,
die Wünsche wurden größer und größer
und das Schenken nahm überhand.
Nun wird gewünscht und gegeben,
und keiner fragt nach dem Wert,
denn vergessen sind Krieg und Armut,
und die Stunden am einsamen Herd.
Aus dem schönsten der christlichen Feste
hat der Mensch einen Jahrmarkt gemacht,
er wünscht sich vom Besten das Beste
und vergisst den Sinn der Heiligen Nacht.
(PK)
Online-Flyer Nr. 543 vom 30.12.2015
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