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Inland
Freidenker-Brief vom 2.2.2016 zum "antifa"-Artikel von Thomas Willms
Fauler "Querfront"-Zauber
Vom Deutschen Freidenker-Verband

In der Januar/Februar-Ausgabe der Verbandszeitschrift "antifa" startet der VVN-Geschäftsführer Thomas Willms einen Generalangriff gegen  den Deutschen Freidenker-Verband und den Bundesverband Arbeiterfotografie. Der Autor verleumdet diese „zwei traditionelle(n) Organisationen“ als „wichtige Knotenpunkte“ der „Rechts-Links-Annäherungsversuche“. Ein Rundumschlag auch gegen andere. Die Überschrift lautet: „Zauberlehrlinge – Aus dem Katastrophengebiet zwischen Links und Rechts“. Das lässt vermuten, der Autor möchte als Hexenmeister auftreten, der wie in der Erzählung das letzte Wort hat. Zu seinem Unglück aber enthüllt er unfreiwillig mehr über sich selbst, als ihm lieb sein kann. Selten ist „anti-deutsche“ Ideologie so offen als Angriffswaffe gegen echte Sozialisten und Kriegsgegner vorgeführt worden. Selten ist so klar gezeigt geworden, dass sich „anti-deutsche“ Polemik in der Sache vor allem gegen Positionen richtet, die dem US-Imperialismus und seinen Verbündeten entgegen gesetzt sind. Selten haben sich „Anti-Deutsche“ so unverhohlen geoutet als das, was sie in Wirklichkeit sind: deutsche Neokonservative.

Politische Denunziation

Das Willms-Pamphlet ist Gegenstand eines gründlichen Artikels von Klaus Hartmann, unter dem Titel: „Wer ist hier eigentlich der Zauberlehrling? - VVN-Geschäftsführer verbreitet ‚antideutsche‘ Ideologie“. Da Willms das Kunststück fertig bringt, trotz längeren geschichtlichen Vorspanns  „dem Publikum mit keiner Silbe zu verraten, was die ‚Querfront‘ historisch war bzw. sein sollte," muss der Bundesvorsitzende des Deutschen Freidenker-Verbandes zunächst zur Begriffsklärung nachliefern, dass am Ende der Weimarer Republik nach dem Vorbild von 1914 versucht wurde, die Gewerkschaften und andere Organisationen der Arbeiterklasse in eine „Querfront“ mit Reichswehr und reaktionärem Staat einzubinden, was nicht gelang. Dagegen wird in „antideutscher“ bzw. „neokonservativer“ Lesart aus „Querfront“ etwas gänzlich anderes! Hier steht die antikommunistische Totalitarismus-Theorie Pate. Nach demselben anrüchigen Schema „rot gleich braun“ wird „Querfront“ als Schlagwort zu einem Verleumdungsinstrument umgemodelt. Diese so präparierte vermeintliche Wunderwaffe politischer Denunziation wird von Willms gegen solche Personen und Organisationen zum Einsatz gebracht, die er von seinem Standpunkt aus als politische Gegner ausgemacht hat. Gegen sie tritt er als Gesinnungspolizei auf. Zu diesem Zweck schreckt Willms nicht davor zurück, zu vernebeln und zu verfälschen, wie Hartmann an vielen Beispielen nachweist. So zum Beispiel an dem manipulativen Umgang mit dem "Schwur von Buchenwald" und mit Lenins Kritik des Imperialismus. Willms diffamiert die von Freidenkern eingeforderte internationalistische Solidarität mit Ländern wie Syrien und Iran, die von völkerrechtswidriger Aggression bedroht sind. Er wendet sich gegen freundschaftliche Beziehungen zu Russland, gegen das Eintreten für ein multipolares Staatensystem, gegen Verteidigung des Völkerrechts, gegen Einigkeit und Stärke der Friedensbewegung. An Ende ergeben sich daher für Hartmann zwei Fragen: „Ist das ‚antideutsche‘ Gewese mit dem ‚Querfront‘-Vorwurf nicht im Wesentlichen der Versuch, das Immunsystem linker Milieus gegen neokonservative Herrschaftsideologien zu schwächen? Und ist Willms nur ein ‚antideutscher‘ Zauberlehrling oder aber ein verkappter Neocon, der es an die Spitze der VVN-BdA geschafft hat?“

"Querfront" Krefelder Appell

Eine weitere Analyse des Willms-Pamphlets ist von Uli Gellermann in einem Artikel unter dem Titel „Unser Land braucht echte Antifaschisten - Keine Spaltung der Linken und der Friedensbewegung“. Gellermann bezieht sich auf seine persönlichen Erinnerungen an die Gründer der VVN in der alten Bundesrepublik, an Männer wie Emil Carlebach, Peter Gingold und Kurt Bachmann und Frauen wie Henny Dreifuss und Alice Stertzenbach. „Von diesen tapferen Kämpferinnen und Kämpfern gegen den Faschismus,“ schreibt Gellermann, „kann ich heute sagen, dass sie den aktuellen Kurs der VVN kaum verstehen würden.“ Dies macht er an dem Willms-Artikel deutlich, von dem ihm erklärt wurde, „ dass dessen Position einstimmig vom Bundessprecherkreis der VVN-BdA begrüßt und unterstützt wird.“ Gellermann klärt auf: „Die ‚Querfront‘ war ein populäres Gerücht des vorletzten Jahres, jene nie bewiesene Zusammenarbeit zwischen Rechten und Linken, die so wunderbar pünktlich auftauchte, als der Ukraine-Krieg mehr Mobilisierung für den Frieden in Deutschland erfordert hätte.“ Auch er führt den Nachweis, dass Willms manipuliert und antiimperialistische Positionen diffamiert. Sein Fazit: „ Ein Katastrophengebiet zwischen Links und Rechts ist nirgends zu finden, gefunden habe ich eine mittlere Katastrophe namens Willms.“ Allerdings hätten in den 80er Jahren viele aus dem deutschen Widerstand „das gebildet, was geschichtsvergessene Schreiber wie Thomas Willms heute eine ‚Querfront‘ nennen: Gemeinsam mit dem ehemaligen Oberst der Wehrmacht Josef Weber und Gert Bastian, einem Generalmajor a.D. der Bundeswehr mobilisierten sie im ‚Krefelder Appell‘ Millionen Westdeutsche gegen die Nachrüstung.“

"Querfront": clever ausgedachte Strategie

Albrecht Müller, selbst von Willms attackiert, weist auf den Gesamtzusammenhang hin. In dem Artikel „Das Imperium vergisst auch die Kleinen nicht, Hauptsache sie passen in die Strategie der Einflussnahme. Beispiel ‚Blätter‘“ befasst sich der Herausgeber der „NachDenkSeiten“ vor allem mit der auffälligen „Verwandlung“ der "Blätter für deutsche und internationale Politik". Er kommentiert: „Wenn die ‚Blätter‘ als Medium des Widerstands gegen Kriegseinsätze ausfallen, dann ist das schon ein beachtlicher Erfolg des Imperiums. Das gilt für andere Medien und Einrichtungen, die im Blick- und Zielfeld des Imperiums sind, in ähnlicher Weise.

Als Beispiele nenne ich die Heinrich-Böll-Stiftung, die VVN („Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes“) mit dem Medium „Antifa“, die Otto Brenner Stiftung mit ihrer Querfront-Studie. Eigentlich sind alle NGO’s, Medien und alternative Medien potentielle Ziele der Einflussnahme. Das gilt auch für die NachDenkSeiten wie auch für Pro Asyl zum Beispiel. Niemand ist gefeit.“ Müller bringt die Methode der imperialen Einflussnahme auf den Punkt: „‘Querfront‘ ist offenbar das Etikett, das sich die Vordenker des Imperiums ausgedacht haben, um kritische Zeitgenossen und Organisationen und Medien auszuschalten. Das ist clever kalkuliert. Denn es kann einem fortschrittlich und sozial gesonnenen Menschen nichts Schlimmeres passieren, als das Etikett angeheftet zu bekommen, ein Rechter zu sein. Das geschieht aber. Es ist die Masche, die die genannten Medien, Personen und Einrichtungen auffallend einvernehmlich nutzen. Eine clever ausgedachte Strategie.“


Quelle des "antifa"-Artikels:
http://antifa.vvn-bda.de/2016/01/10/zauberlehrlinge/

Siehe in NRhZ 546
auch die Stellungnahme von Irene Eckert
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=22475
sowie die von Hartmut Barth-Engelbart
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=22482
sowie die von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann:
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=22485

Siehe in NRhZ 547auch die Stellungnahme von Albrecht Müller
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=22500
sowie die
von Elias Davidsson
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=22501
sowie die von Klaus Hartmann (Freidenker-Verband)
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=22502
sowie die von Ralf Cüppers
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=22503
sowie die von Ulrich Gellermann (Rationalgalerie)
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=22504
sowie die von Wolfram Fischer
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=22505


Online-Flyer Nr. 547  vom 03.02.2016

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