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Real Game of Thrones
König Donald und die Schwarzkasse der Meister
Von Mathias Bröckers
Der "Sumpf" in den Tiefen des Königreichs, dem Donald den Kampf angesagt hatte und der jetzt zurückschlug, war ohne Frage das größte Problem, mit dem er seit seinem Amtsantritt zu kämpfen hatte. Die ganze Verwaltung, die Hauptstadt, das Militär und die Polizei sowie natürlich die Meister der Intelligence mit ihren über 60.000 unsichtbaren Mitarbeitern waren seit Jahrzehnten in den Händen der "Yankees"[1], doch mit Donald war nun ein Außenseiter auf den Thron gekommen. Zwar aus derselben Elite-Liga, aber aus einem anderen Club, und einer, der in den ersten Wochen seiner Regentschaft gezeigt hatte, dass er seine deutlich andere Spielweise nicht ohne weiteres aufgeben will. Insofern konnte sich Donald der Loyalität seines Apparats keineswegs sicher sein, was die Operation, die zum Rücktritt seines Sicherheitsberaters General Flynn eingefädelt[2] worden war, schon deutlich gezeigt hatte.
Dass Donalds Vorhaben, mit dem Ultrabösen "klar zu kommen" und gemeinsam das Wickelmützen-Kalifat ISIS zu erledigen, der Grund für die Meister der Intelligence war, seinen wichtigsten Berater abzuservieren, war ja schon ebenso vermutet worden wie die Möglichkeit, dass es sich bei diesem mysteriösen Blitzrücktritt um eine raffinierte Falle handeln könnte, die Donald und der General den Meistern gestellt haben. Um die Lecks in den Tiefen und die dienstbaren Herolde und Lautsprecher zu identifizieren, die sie an die Öffentlichkeit tragen.
Augiasstall des Rauschgifthandels in den Tiefen des Reichs
Eine merkwürdige Koinzidenz hat da jetzt für ein wenig konkretere Hinweise gesorgt: die Lecks erfolgten einen Tag, nachdem Donald eine "Executive Order"[3] zur Bekämpfung des Rauschgiftschmuggels, Menschenhandels und der internationalen Kriminalität erlassen hatte - und General Flynn das Finanzministerium zu Sanktionen[4] gegen ein Geldwäsche- und Rauschgiftsyndikat in Venezuela aufgefordert hatte, dem einer seiner Mitarbeiter, Robin Towley, auf die Spur gekommen war. Diesem wurde dann umgehend die Unbedenklichkeit zur Mitarbeit im Sicherheitsrat verweigert[5], was manche Beobachter darauf zurückführen[6], dass er mit seinen Recherchen der CIA, einem der mächtigsten unter den insgesamt 17 Orden der Meister der Intelligence, in die Quere gekommen sei.
Dass die CIA eine zentrale Rolle[7] im globalen Handel mit verbotenen Rauschgiften spielt, war im exzeptionalistischen Königreich ja schon lange kein wirkliches Geheimnis[8] mehr. Die CIA-Meister handelten in der Regel zwar nicht persönlich mit dem Stoff, gestatteten aber bestimmten "Partnern", diese Geschäfte zu betreiben und schützten sie vor der Verfolgung durch die Anti-Rauschgift-Behörden.
Das "Schutzgeld", das sie für diese Dienstleistung verlangten, floss dann bestimmten Warlords, Söldnern und Terroristen zu, die man "moderate Rebellen" nannte, weil sie der CIA für ihre verdeckten Regime-Change-Operationen nützlich waren. So hatten sie schon damals als der spätere Kaiser Mao um den Thron in China kämpfte, seinen Gegenspieler Chiang Kai-shek unterstützt, der sich über massiven Opiumhandel finanzierte; im Krieg in Vietnam hatten sie ihren Kombattanten Logistik und sogar Flugzeuge[9] zur Verfügung gestellt, um die heiße Ware aus dem "Goldenen Dreieck" in die zahlungskräftigen Metropolen des Westens zu schmuggeln.
Afghanistan, wo das exzeptionalistische Königreich seit über 15 Jahren den längsten Krieg seiner Geschichte führte und das zuvor in Sachen Rauschgiftausfuhr kaum eine Rolle gespielt hatte, war nun Exportweltmeister[10] und steigerte seine Produktion Jahr für Jahr. Auch die der Königin Angela unterstehende "Bundeswehr" war bei diesen "Krieg gegen Terror" genannten Aktivitäten in Afghanistan dabei, aber nicht um gegen die Rauschgiftherstellung vorzugehen, sondern um die Felder und Produktionsstätten zu bewachen.
Für die unsichtbaren Meister war das Rauschgiftgeschäft vor allem deshalb so essentiell, weil sie damit ihr milliardenschweres offizielles Budget mit einer ebenso gut gefüllten Schwarzkasse aufstockten und damit Operationen, Anschläge und "Rebellen" finanzierten, die vom Kongress und dem König auch beim besten Willen nicht als "moderat" eingestuft und genehmigt werden konnten. Dass König Donald nun mit einem expliziten Dekret die königlichen Anti-Rauschgift-Behörden aufforderte, gegen diese Geschäfte verschärft vorzugehen, mussten die Meister als einen direkten Angriff auf ihre Pfründe verstehen.
So wie damals als "Tricky Dick" Nixon eine königliche Behörde gründete, die "Drug Enforcement Ageny" (DEA) genannt wurde und mit der er diese Milliardengeschäfte unter seine Kontrolle bekommen wollte, was die Meister nicht zulassen konnten. Für ihre Operation, die als "Watergate"-Affäre bekannt wurde und König Dick den Thron kostete, hatten sie dem Investigativ-Herold ihres Hausblatts[11], der Washington Post, ein paar Insider-Informationen gesteckt.
Nach Nixons Abgang operierte die DEA dann nicht mehr gegen, sondern für die Meister, indem sie Konkurrenten im internationalen Rauschgiftgeschäft ausschaltete oder nur kleine Fische verfolgte. "In meinen 30 Jahren bei der DEA", sagte[12] der einstige Führungsoffizier Dennis Dale, "stellten sich bei den wichtigsten Zielen meiner Ermittlungen fast unausweichlich heraus, dass sie für die CIA arbeiteten."
Anders als bei dem von Ronald I. ausgerufenen "War on Drugs", der sich nicht gegen ihre Operationen richtete - wofür seinerzeit Ronalds Vizekönig, der alte CIA-Großmeister Bush Sorge trug - , waren Donald und seine Leute nicht unter Kontrolle. Und da es hier nicht um Peanuts ging - der globale Markt für illegale Rauschgifte ist etwa so groß wie der für legale Benzinkutschen -, kann man sich die Panik vorstellen, die das Dekret Donalds bei der "Company", wie die CIA intern genannt wurde, auslöste. Nicht nur bei der von den Meistern zwecks Budgetsicherung geschürten Russophobie und an ihre seit Jahrzehnten eingespielten Methoden, durchgeknallte islamistische Wickelmützen als Söldner einzusetzen, drohte Donald Hand an zu legen, sondern jetzt machte er sich offenbar auch daran, in ihre wichtigste weil inoffizielle und daher allein ihnen zur Verfügung stehende Firmenkasse zu greifen.
Nun bleibt wie bei allem, was König Donald dekretiert, behauptet oder zwitschert erst noch abzuwarten, ob und wie diese Dinge konkret umgesetzt werden. Dass im exzeptionalistischen Königreich kaum jemand den Thron erobern konnte, der nicht auch eine Verbindung zu jener Unterwelt hatte, die "Mob" oder "Mafia" genannt wurde - und dass auch Donald über solche Connections[13] verfügt - hatten wir ja schon berichtet. Die spannende Frage ist jetzt, ob er den Augiasstall des Rauschgifthandels in den Tiefen des Reichs wirklich ausmistet - was ein Segen für die Welt wäre - oder nur die Konkurrenten "seiner" Mob-Fraktion beseitigt und das Business und die Rauschgift-Politik as usual weiter laufen - wie es im Real Game of Thrones bisher üblich war.
Bühnenschau von König Donald mit der Gilde der Herolde und Lautsprecher
Unterdessen spitzt sich die große Bühnenschau, die sich König Donald mit der Gilde der Herolde und Lautsprecher liefert, immer weiter zu. Zuerst sperrte er "New York Times", "CNN" und andere von den Pressegesprächen[14] aus, dann sagte er seine Teilnahme am jährlichen "White House Correspondents' Association Dinner" einfach ab[15]. Letzteres scheint nachvollziehbar, denn bei diesem Dinner machen sich üblicherweise Hofnarren über den König lustig[16] und dieser schlägt mit Witzen über die Herolde zurück - und diese Show läuft seit Donalds Amtsantritt ja schon ununterbrochen live über alle Lautsprecher- und Zwitscherkanäle.
Der dünnhäutige Donald ist über jeden Pups sofort beleidigt und die Herolde gebärden sich kaum besser und empören sich über jeden Furz bis zum Äußersten. Statt dieses alberne Geplänkel fortzuführen und sich gegenseitig "Fake News" vorzuwerfen, würde der Chronist für dieses "Dinner" daher vorschlagen, die Rede eines Doyens der Herolde und Lautsprecher, des großen John Swinton[17], zu verlesen. Zu seinen Ehren veranstaltete die Gilde 1880 im New Yorker Presseclub ein Bankett, bei dem viel von "Unabhängigkeit" und "Freiheit" die Rede war, bis der Geehrte selbst das Wort ergriff:
Als der Schriftsteller Upton Sinclair, der Swintons Rede zitiert, für sein Enthüllungsbuch über die Monopole, Methoden und Manipulationen der Presse ("The Brass Check: A Study of American Journalism") 1919 keinen Verleger fand, brachte er es im Selbstverlag heraus. Es wurde von den Zeitungen nicht rezensiert, die New York Times weigerte sich sogar, Anzeigen für das Buch aufzunehmen. Hundert Jahre später, im Zeitalter der "Zeitungskrise", wäre man, was bezahlte Anzeigen betrifft, wohl weniger zimperlich, hören will man es dort aber immer noch nicht. Dass erst ein verrückter König kommen musste, der Fake-News-Attacken zwitschert, um dieses Thema auf die Tagesordnung zu setzen, entbehrt nicht einer gewissen Komik.
König Donald eine Marionette des ultrabösen Wladimirs?
Gar nicht komisch, sondern ernst scheinen es indessen die Meister der Intelligence zu meinen, die weiterhin das haarsträubende Märchen befeuern, dass König Donald eine Marionette des ultrabösen Wladimirs sei. Sie folgen damit einem eingespielten Drehbuch[18], mit dem schon in den 1950er Jahren, der so genannten "McCarthy Ära", operiert wurde, als man "Kommunisten" unter jedem Bett halluzinierte.
Hat irgendeiner aus Donalds Hofstaat mit irgendeinem Iwan vor der Wahl möglichweise mal einen Kaffee getrunken? Wenn ja, wäre ja wohl klar, dass die Wahlen manipuliert wurden, wo ja auch schon General Flynn mit dem Botschafter des Ultrabösen telefoniert hat ... das Königreich ist in Gefahr!
Dass die Gilde der Herolde sich nicht entblödet, diese Erzählung seit Wochen immer wieder aufzuwärmen, statt einem Stück Fleisch an diesem Knochen stets nur lauwarme Fake News zu servieren, scheint ihr bis dato nicht peinlich zu werden. Auch ihren transatlantischen Partnern, den hofeigenen Herolden der Königin Angela, wurden noch keine neuen Textbausteine geliefert, und sie köcheln weiter an der gar schröcklichen Geschichte, dass der aggressive Ultraböse auch hierzulande die Macht übernehmen will - und zieht als Zeugen keinen Iwan, sondern einen "Igor" aus dem ZDF-Fake News-Köcher[19].
Die "Washington Post" unterdessen kam nicht in den Genuss der Aussperrung, weil sie zu dem letzten "Briefing" keinen Reporter geschickt hatte. Weil sich die WaPo als Erstschlagwaffe bei der Flynn-Beseitigung einspannen ließ, wäre ihm aber wohl auch die Tür gewiesen worden. Dafür machte das Blatt mit einer Innovation auf sich aufmerksam, einem neuen Slogan, den man als "starkes Anti-Donald-Statement" verstanden wissen will: "Democracy Dies in Darkness"[20].
Ausgedacht hat sich das neue Motto der Oligarch Jeff, den alle nur "Amazon" nannten, und dem nicht nur die "Washington Post" gehörte, sondern der auch groß im Geschäft[21] mit den Meistern der Intelligence war: Er verwaltete ihre riesigen Datenspeicher, die "Cloud" genannt wurden.
Ob es eine von König Donald und seinem "Darth Vader" Steve Bannon[22] verursachte Dunkelheit sein würde, die der Demokratie Sterbehilfe liefern würde, oder die von den unsichtbaren Meistern mit ihren "liberalen" Sprachrohren simulierte Pseudo-Transparenz, das war fortan im exzeptionalistischen Königreich eine große Frage.
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.heise.de/tp/features/Der-Yankee-und-Cowboy-War-3605931.html
[2] https://www.heise.de/tp/features/Die-Meister-der-Intelligence-nehmen-Koenig-Donald-an-die-Kandare-3626558.html
[3] https://www.whitehouse.gov/the-press-office/2017/02/09/presidential-executive-order-enforcing-federal-law-respect-transnational
[4] https://www.treasury.gov/press-center/press-releases/Pages/as0005.aspx?src=ilaw
[5] http://www.politico.com/story/2017/02/mike-flynn-nsa-aide-trump-234923
[6] http://www.informationclearinghouse.info/46518.htm
[7] http://whowhatwhy.org/2016/04/04/deep-history-global-drug-connection-part-1/
[8] http://www.deutschlandradiokultur.de/alfred-w-mccoy-die-cia-und-das-heroin-die-fatalen-irrtuemer.1270.de.html?dram:article_id=346824
[9] https://de.wikipedia.org/wiki/Air_America
[10] https://www.heise.de/tp/features/Afghanistan-Opiumproduktion-in-Rekordhoehe-3358608.html?seite=2
[11] https://www.heise.de/tp/features/Real-Game-of-Thrones-Heil-Twittler-3601842.html
[12] http://www.globalresearch.ca/deep-events-and-the-cia-s-global-drug-connection/10095
[13] https://www.heise.de/tp/features/Der-Mafia-Don-3607763.html
[14] https://www.welt.de/politik/ausland/article162371328/In-unserer-langen-Geschichte-ist-so-etwas-noch-nie-passiert.html
[15] https://twitter.com/realDonaldTrump/status/835608648625836032
[16] http://www.thehypertexts.com/The%20Best%20Donald%20Trump%20Jokes%20%20Tweets%20Quotations.htm
[17] https://de.wikipedia.org/wiki/John_Swinton
[18] https://theintercept.com/2017/02/23/the-increasingly-unhinged-russia-rhetoric-comes-from-a-long-standing-u-s-playbook/
[19] http://uebermedien.de/12843/noch-ein-igor-als-zeuge-das-zdf-verkaempft-sich-gegen-putin/
[20] http://meedia.de/2017/02/22/democracy-dies-in-darkness-der-neue-slogan-der-washington-post-ist-ein-starkes-anti-trump-statement/
[21] http://www.alternet.org/media/owner-washington-post-doing-business-cia-while-keeping-his-readers-dark
[22] https://www.washingtonpost.com/politics/top-wh-strategist-vows-a-daily-fight-for-deconstruction-of-the-administrative-state/2017/02/23/03f6b8da-f9ea-11e6-bf01-d47f8cf9b643_story.html
Mit freundlicher Genehmigung von Mathias Bröckers übernommen von heise.de
Online-Flyer Nr. 603 vom 08.03.2017
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Real Game of Thrones
König Donald und die Schwarzkasse der Meister
Von Mathias Bröckers
Der "Sumpf" in den Tiefen des Königreichs, dem Donald den Kampf angesagt hatte und der jetzt zurückschlug, war ohne Frage das größte Problem, mit dem er seit seinem Amtsantritt zu kämpfen hatte. Die ganze Verwaltung, die Hauptstadt, das Militär und die Polizei sowie natürlich die Meister der Intelligence mit ihren über 60.000 unsichtbaren Mitarbeitern waren seit Jahrzehnten in den Händen der "Yankees"[1], doch mit Donald war nun ein Außenseiter auf den Thron gekommen. Zwar aus derselben Elite-Liga, aber aus einem anderen Club, und einer, der in den ersten Wochen seiner Regentschaft gezeigt hatte, dass er seine deutlich andere Spielweise nicht ohne weiteres aufgeben will. Insofern konnte sich Donald der Loyalität seines Apparats keineswegs sicher sein, was die Operation, die zum Rücktritt seines Sicherheitsberaters General Flynn eingefädelt[2] worden war, schon deutlich gezeigt hatte.
Dass Donalds Vorhaben, mit dem Ultrabösen "klar zu kommen" und gemeinsam das Wickelmützen-Kalifat ISIS zu erledigen, der Grund für die Meister der Intelligence war, seinen wichtigsten Berater abzuservieren, war ja schon ebenso vermutet worden wie die Möglichkeit, dass es sich bei diesem mysteriösen Blitzrücktritt um eine raffinierte Falle handeln könnte, die Donald und der General den Meistern gestellt haben. Um die Lecks in den Tiefen und die dienstbaren Herolde und Lautsprecher zu identifizieren, die sie an die Öffentlichkeit tragen.
Augiasstall des Rauschgifthandels in den Tiefen des Reichs
Eine merkwürdige Koinzidenz hat da jetzt für ein wenig konkretere Hinweise gesorgt: die Lecks erfolgten einen Tag, nachdem Donald eine "Executive Order"[3] zur Bekämpfung des Rauschgiftschmuggels, Menschenhandels und der internationalen Kriminalität erlassen hatte - und General Flynn das Finanzministerium zu Sanktionen[4] gegen ein Geldwäsche- und Rauschgiftsyndikat in Venezuela aufgefordert hatte, dem einer seiner Mitarbeiter, Robin Towley, auf die Spur gekommen war. Diesem wurde dann umgehend die Unbedenklichkeit zur Mitarbeit im Sicherheitsrat verweigert[5], was manche Beobachter darauf zurückführen[6], dass er mit seinen Recherchen der CIA, einem der mächtigsten unter den insgesamt 17 Orden der Meister der Intelligence, in die Quere gekommen sei.
Dass die CIA eine zentrale Rolle[7] im globalen Handel mit verbotenen Rauschgiften spielt, war im exzeptionalistischen Königreich ja schon lange kein wirkliches Geheimnis[8] mehr. Die CIA-Meister handelten in der Regel zwar nicht persönlich mit dem Stoff, gestatteten aber bestimmten "Partnern", diese Geschäfte zu betreiben und schützten sie vor der Verfolgung durch die Anti-Rauschgift-Behörden.
Das "Schutzgeld", das sie für diese Dienstleistung verlangten, floss dann bestimmten Warlords, Söldnern und Terroristen zu, die man "moderate Rebellen" nannte, weil sie der CIA für ihre verdeckten Regime-Change-Operationen nützlich waren. So hatten sie schon damals als der spätere Kaiser Mao um den Thron in China kämpfte, seinen Gegenspieler Chiang Kai-shek unterstützt, der sich über massiven Opiumhandel finanzierte; im Krieg in Vietnam hatten sie ihren Kombattanten Logistik und sogar Flugzeuge[9] zur Verfügung gestellt, um die heiße Ware aus dem "Goldenen Dreieck" in die zahlungskräftigen Metropolen des Westens zu schmuggeln.
Afghanistan, wo das exzeptionalistische Königreich seit über 15 Jahren den längsten Krieg seiner Geschichte führte und das zuvor in Sachen Rauschgiftausfuhr kaum eine Rolle gespielt hatte, war nun Exportweltmeister[10] und steigerte seine Produktion Jahr für Jahr. Auch die der Königin Angela unterstehende "Bundeswehr" war bei diesen "Krieg gegen Terror" genannten Aktivitäten in Afghanistan dabei, aber nicht um gegen die Rauschgiftherstellung vorzugehen, sondern um die Felder und Produktionsstätten zu bewachen.
Für die unsichtbaren Meister war das Rauschgiftgeschäft vor allem deshalb so essentiell, weil sie damit ihr milliardenschweres offizielles Budget mit einer ebenso gut gefüllten Schwarzkasse aufstockten und damit Operationen, Anschläge und "Rebellen" finanzierten, die vom Kongress und dem König auch beim besten Willen nicht als "moderat" eingestuft und genehmigt werden konnten. Dass König Donald nun mit einem expliziten Dekret die königlichen Anti-Rauschgift-Behörden aufforderte, gegen diese Geschäfte verschärft vorzugehen, mussten die Meister als einen direkten Angriff auf ihre Pfründe verstehen.
So wie damals als "Tricky Dick" Nixon eine königliche Behörde gründete, die "Drug Enforcement Ageny" (DEA) genannt wurde und mit der er diese Milliardengeschäfte unter seine Kontrolle bekommen wollte, was die Meister nicht zulassen konnten. Für ihre Operation, die als "Watergate"-Affäre bekannt wurde und König Dick den Thron kostete, hatten sie dem Investigativ-Herold ihres Hausblatts[11], der Washington Post, ein paar Insider-Informationen gesteckt.
Nach Nixons Abgang operierte die DEA dann nicht mehr gegen, sondern für die Meister, indem sie Konkurrenten im internationalen Rauschgiftgeschäft ausschaltete oder nur kleine Fische verfolgte. "In meinen 30 Jahren bei der DEA", sagte[12] der einstige Führungsoffizier Dennis Dale, "stellten sich bei den wichtigsten Zielen meiner Ermittlungen fast unausweichlich heraus, dass sie für die CIA arbeiteten."
Anders als bei dem von Ronald I. ausgerufenen "War on Drugs", der sich nicht gegen ihre Operationen richtete - wofür seinerzeit Ronalds Vizekönig, der alte CIA-Großmeister Bush Sorge trug - , waren Donald und seine Leute nicht unter Kontrolle. Und da es hier nicht um Peanuts ging - der globale Markt für illegale Rauschgifte ist etwa so groß wie der für legale Benzinkutschen -, kann man sich die Panik vorstellen, die das Dekret Donalds bei der "Company", wie die CIA intern genannt wurde, auslöste. Nicht nur bei der von den Meistern zwecks Budgetsicherung geschürten Russophobie und an ihre seit Jahrzehnten eingespielten Methoden, durchgeknallte islamistische Wickelmützen als Söldner einzusetzen, drohte Donald Hand an zu legen, sondern jetzt machte er sich offenbar auch daran, in ihre wichtigste weil inoffizielle und daher allein ihnen zur Verfügung stehende Firmenkasse zu greifen.
Nun bleibt wie bei allem, was König Donald dekretiert, behauptet oder zwitschert erst noch abzuwarten, ob und wie diese Dinge konkret umgesetzt werden. Dass im exzeptionalistischen Königreich kaum jemand den Thron erobern konnte, der nicht auch eine Verbindung zu jener Unterwelt hatte, die "Mob" oder "Mafia" genannt wurde - und dass auch Donald über solche Connections[13] verfügt - hatten wir ja schon berichtet. Die spannende Frage ist jetzt, ob er den Augiasstall des Rauschgifthandels in den Tiefen des Reichs wirklich ausmistet - was ein Segen für die Welt wäre - oder nur die Konkurrenten "seiner" Mob-Fraktion beseitigt und das Business und die Rauschgift-Politik as usual weiter laufen - wie es im Real Game of Thrones bisher üblich war.
Bühnenschau von König Donald mit der Gilde der Herolde und Lautsprecher
Unterdessen spitzt sich die große Bühnenschau, die sich König Donald mit der Gilde der Herolde und Lautsprecher liefert, immer weiter zu. Zuerst sperrte er "New York Times", "CNN" und andere von den Pressegesprächen[14] aus, dann sagte er seine Teilnahme am jährlichen "White House Correspondents' Association Dinner" einfach ab[15]. Letzteres scheint nachvollziehbar, denn bei diesem Dinner machen sich üblicherweise Hofnarren über den König lustig[16] und dieser schlägt mit Witzen über die Herolde zurück - und diese Show läuft seit Donalds Amtsantritt ja schon ununterbrochen live über alle Lautsprecher- und Zwitscherkanäle.
Der dünnhäutige Donald ist über jeden Pups sofort beleidigt und die Herolde gebärden sich kaum besser und empören sich über jeden Furz bis zum Äußersten. Statt dieses alberne Geplänkel fortzuführen und sich gegenseitig "Fake News" vorzuwerfen, würde der Chronist für dieses "Dinner" daher vorschlagen, die Rede eines Doyens der Herolde und Lautsprecher, des großen John Swinton[17], zu verlesen. Zu seinen Ehren veranstaltete die Gilde 1880 im New Yorker Presseclub ein Bankett, bei dem viel von "Unabhängigkeit" und "Freiheit" die Rede war, bis der Geehrte selbst das Wort ergriff:
- So etwas gibt es bis zum heutigen Tage nicht in der Weltgeschichte, auch nicht in Amerika: eine unabhängige Presse. Sie wissen das, und ich weiß das. Es gibt hier nicht einen unter Ihnen, der es wagt, seine ehrliche Meinung zu schreiben. Und wenn er es täte, wüsste er vorher bereits, dass sie niemals im Druck erschiene. Ich werde wöchentlich dafür bezahlt, dass ich meine ehrliche Meinung aus dem Blatt, mit dem ich verbunden bin, heraushalte. Andere von Ihnen erhalten ähnliche Bezahlung für ähnliche Dinge, und wenn Sie so verrückt wären, Ihre ehrliche Meinung zu schreiben, würden Sie umgehend auf der Straße landen, um sich einen neuen Job zu suchen. Wenn ich mir erlaubte, meine ehrliche Meinung in einer der Papierausgaben erscheinen zu lassen, dann würde ich binnen 24 Stunden meine Beschäftigung verlieren.
Das Geschäft der Journalisten ist, die Wahrheit zu zerstören, schlankweg zu lügen, die Wahrheit zu pervertieren, sie zu morden, zu Füßen des Mammons zu legen und sein Land und die menschliche Rasse zu verkaufen zum Zweck des täglichen Broterwerbs. Sie wissen das, und ich weiß das, also was soll das verrückte Lobreden auf eine freie Presse? Wir sind Werkzeuge und Vasallen von reichen Männern hinter der Szene. Wir sind Marionetten. Sie ziehen die Strippen, und wir tanzen an den Strippen. Unsere Talente, unsere Möglichkeiten und unsere Leben stehen allesamt im Eigentum anderer Männer. Wir sind intellektuelle Prostituierte. (John Swindon)
Als der Schriftsteller Upton Sinclair, der Swintons Rede zitiert, für sein Enthüllungsbuch über die Monopole, Methoden und Manipulationen der Presse ("The Brass Check: A Study of American Journalism") 1919 keinen Verleger fand, brachte er es im Selbstverlag heraus. Es wurde von den Zeitungen nicht rezensiert, die New York Times weigerte sich sogar, Anzeigen für das Buch aufzunehmen. Hundert Jahre später, im Zeitalter der "Zeitungskrise", wäre man, was bezahlte Anzeigen betrifft, wohl weniger zimperlich, hören will man es dort aber immer noch nicht. Dass erst ein verrückter König kommen musste, der Fake-News-Attacken zwitschert, um dieses Thema auf die Tagesordnung zu setzen, entbehrt nicht einer gewissen Komik.
König Donald eine Marionette des ultrabösen Wladimirs?
Gar nicht komisch, sondern ernst scheinen es indessen die Meister der Intelligence zu meinen, die weiterhin das haarsträubende Märchen befeuern, dass König Donald eine Marionette des ultrabösen Wladimirs sei. Sie folgen damit einem eingespielten Drehbuch[18], mit dem schon in den 1950er Jahren, der so genannten "McCarthy Ära", operiert wurde, als man "Kommunisten" unter jedem Bett halluzinierte.
Hat irgendeiner aus Donalds Hofstaat mit irgendeinem Iwan vor der Wahl möglichweise mal einen Kaffee getrunken? Wenn ja, wäre ja wohl klar, dass die Wahlen manipuliert wurden, wo ja auch schon General Flynn mit dem Botschafter des Ultrabösen telefoniert hat ... das Königreich ist in Gefahr!
Dass die Gilde der Herolde sich nicht entblödet, diese Erzählung seit Wochen immer wieder aufzuwärmen, statt einem Stück Fleisch an diesem Knochen stets nur lauwarme Fake News zu servieren, scheint ihr bis dato nicht peinlich zu werden. Auch ihren transatlantischen Partnern, den hofeigenen Herolden der Königin Angela, wurden noch keine neuen Textbausteine geliefert, und sie köcheln weiter an der gar schröcklichen Geschichte, dass der aggressive Ultraböse auch hierzulande die Macht übernehmen will - und zieht als Zeugen keinen Iwan, sondern einen "Igor" aus dem ZDF-Fake News-Köcher[19].
Die "Washington Post" unterdessen kam nicht in den Genuss der Aussperrung, weil sie zu dem letzten "Briefing" keinen Reporter geschickt hatte. Weil sich die WaPo als Erstschlagwaffe bei der Flynn-Beseitigung einspannen ließ, wäre ihm aber wohl auch die Tür gewiesen worden. Dafür machte das Blatt mit einer Innovation auf sich aufmerksam, einem neuen Slogan, den man als "starkes Anti-Donald-Statement" verstanden wissen will: "Democracy Dies in Darkness"[20].
Ausgedacht hat sich das neue Motto der Oligarch Jeff, den alle nur "Amazon" nannten, und dem nicht nur die "Washington Post" gehörte, sondern der auch groß im Geschäft[21] mit den Meistern der Intelligence war: Er verwaltete ihre riesigen Datenspeicher, die "Cloud" genannt wurden.
Ob es eine von König Donald und seinem "Darth Vader" Steve Bannon[22] verursachte Dunkelheit sein würde, die der Demokratie Sterbehilfe liefern würde, oder die von den unsichtbaren Meistern mit ihren "liberalen" Sprachrohren simulierte Pseudo-Transparenz, das war fortan im exzeptionalistischen Königreich eine große Frage.
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.heise.de/tp/features/Der-Yankee-und-Cowboy-War-3605931.html
[2] https://www.heise.de/tp/features/Die-Meister-der-Intelligence-nehmen-Koenig-Donald-an-die-Kandare-3626558.html
[3] https://www.whitehouse.gov/the-press-office/2017/02/09/presidential-executive-order-enforcing-federal-law-respect-transnational
[4] https://www.treasury.gov/press-center/press-releases/Pages/as0005.aspx?src=ilaw
[5] http://www.politico.com/story/2017/02/mike-flynn-nsa-aide-trump-234923
[6] http://www.informationclearinghouse.info/46518.htm
[7] http://whowhatwhy.org/2016/04/04/deep-history-global-drug-connection-part-1/
[8] http://www.deutschlandradiokultur.de/alfred-w-mccoy-die-cia-und-das-heroin-die-fatalen-irrtuemer.1270.de.html?dram:article_id=346824
[9] https://de.wikipedia.org/wiki/Air_America
[10] https://www.heise.de/tp/features/Afghanistan-Opiumproduktion-in-Rekordhoehe-3358608.html?seite=2
[11] https://www.heise.de/tp/features/Real-Game-of-Thrones-Heil-Twittler-3601842.html
[12] http://www.globalresearch.ca/deep-events-and-the-cia-s-global-drug-connection/10095
[13] https://www.heise.de/tp/features/Der-Mafia-Don-3607763.html
[14] https://www.welt.de/politik/ausland/article162371328/In-unserer-langen-Geschichte-ist-so-etwas-noch-nie-passiert.html
[15] https://twitter.com/realDonaldTrump/status/835608648625836032
[16] http://www.thehypertexts.com/The%20Best%20Donald%20Trump%20Jokes%20%20Tweets%20Quotations.htm
[17] https://de.wikipedia.org/wiki/John_Swinton
[18] https://theintercept.com/2017/02/23/the-increasingly-unhinged-russia-rhetoric-comes-from-a-long-standing-u-s-playbook/
[19] http://uebermedien.de/12843/noch-ein-igor-als-zeuge-das-zdf-verkaempft-sich-gegen-putin/
[20] http://meedia.de/2017/02/22/democracy-dies-in-darkness-der-neue-slogan-der-washington-post-ist-ein-starkes-anti-trump-statement/
[21] http://www.alternet.org/media/owner-washington-post-doing-business-cia-while-keeping-his-readers-dark
[22] https://www.washingtonpost.com/politics/top-wh-strategist-vows-a-daily-fight-for-deconstruction-of-the-administrative-state/2017/02/23/03f6b8da-f9ea-11e6-bf01-d47f8cf9b643_story.html
Mit freundlicher Genehmigung von Mathias Bröckers übernommen von heise.de
Online-Flyer Nr. 603 vom 08.03.2017
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