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Globales
Pariser Militärparade feiert Triumph der "Kaufleute des Todes"
Banker und Rüstungsindustrielle tricksten 1917 die USA in den Krieg
Von Wolfgang Effenberger

Vor der Weltöffentlichkeit werden am 14. Juli 2017, dem französischen Nationalfeiertag, Staatspräsident Macron und sein amerikanischer Amtskollege Trump die Militärparade auf den berühmten Champs Elysees in Paris abnehmen. Die beiden Präsidenten werden auch des Eintritts der USA am 6. April 1917 in den Ersten Weltkrieg auf Seiten der Entente gedenken und dieses monumentale historische Ereignis mit in die Feierlichkeiten einbeziehen. (1) Fast genau vor hundert Jahren, am 13. Juni 1917, war US-General Pershing mit seinem Stab in Paris eingezogen; Anfang Juli standen bereits die ersten 14.000 US-Soldaten in Frankreich. (2) Bis Kriegsende sollten es 2 Millionen werden.

Nach hundert Jahren wäre es eigentlich an der Zeit, den Kriegseintritt der USA unvoreingenommen zu reflektieren und die Motive für den Kriegseintritt aufzudecken. Militarismus und fehlgeleiteter Heroismus hat bei den Gedenkfeiern nichts mehr zu suchen! Da eine wahrhaftige historische Aufarbeitung nicht zu erwarten ist, soll hier an ein paar wichtige Hintergründe und Motive erinnert werden.

Während seines Europabesuchs hatte der amerikanische Präsidentenberater Colonel House am 29. Mai 1914 aus der US-Botschaft Berlin an Wilson geschrieben: „…das wird eines Tages noch zu einer Katastrophe kommen… da gibt es zuviel Hass, zu viele Eifersüchteleien. Sobald England einverstanden ist, werden Frankreich und Russland Deutschland und Österreich in die Zange nehmen.“ (3)

Da lag er nicht falsch. Ihm – wie den meisten seiner Zeitgenossen – war jedoch entgangen, dass einige Männer in und hinter der britischen Regierung an Premier und Kabinett vorbei bereits ab 1904 mit den Vorbereitungen für den großen Krieg begonnen hatten. (4) Das Heer war dabei, für Frankreich ein Expeditionskorps aufzustellen, und in einer abgeschotteten Marineabteilung arbeitete Lord Hankey an einer tödlichen Blockade gegen Deutschland. Der offizielle Historiker der Royal Navy, Sir Julian Corbett, schreibt später, der Erste Weltkrieg sei von Lord Hankey – dem Planer der Blockade – und seinen Mitarbeitern innerhalb der britischen Regierung mit „einer geordneten Vollständigkeit im Detail, die keine Parallele in unserer Geschichte hat“ (5), vorbereitet worden. Die Namen Hankey und Corbett sucht man leider in herkömmlichen Geschichtswerken –auch bei Christopher Clark – vergeblich.
Wenige Tage vor Kriegsbeginn – am Tag seiner Ermordung, dem 31. Juli 1914 –warnte der französische Historiker und Sozialist, Jean Jaurès:

„hier in Frankreich arbeiten wir mit allen Gewaltmitteln für einen Krieg, der ausgefochten werden muß, um ekelhafte Begierden zu befriedigen, und weil die Pariser und Londoner Börsen in Petersburg spekuliert haben … man sucht den Krieg, den man schon lange schürt.“

Bis Kriegsbeginn Anfang 1914 hatte Amerika wichtige Grundlagen für seinen Aufstieg gelegt: Es hatte Spanien aus Kuba und von den Philippinen verdrängt, beherrschte die Karibik, stellte gerade den Panama-Kanal fertig und besaß in Ostasien Anlaufstellen für seine Flotte. Die Rüstungsausgaben stiegen ständig – zur Freude der Rüstungskonzerne.


Rüstungsbudgets 1913 (in Millionen US-Dollar) (6)

Interessant sind auch die Ausgaben der Flottenmächte in den 10 Jahren vor dem Ersten Weltkrieg!


Ausgaben der Flottenmächte von 1904 bis 1914 (in Mill. US-$) (7)

Anfang 1909 hatte Lord Kitchener– der Held von Karthum – gegenüber dem bayerischen Hauptmann im Generalstab Karl Haushofer ganz unbefangen von der Unvermeidlichkeit eines großen Krieges gesprochen, „der wahrscheinlich England wie Deutschland ihre Herrenstellung am Pazifik …kosten müsse und für die Amerikaner und Japaner geführt werden würde.“ (8)

Am 15. August 1914 – keine 2 Wochen nach Kriegsbeginn - erfolgte die erste Schleusung im Panamakanal. Damit konnten die pazifische und die atlantische Flotte schnell und schlagkräftig vereint werden.

Vier Tage später erklärten die USA ihre Neutralität. Und nur einen Tag später, am 20. August, löste Großbritannien die völkerrechtswidrige Blockade gegen Deutschland aus – ohne jegliche Kritik seitens der USA! Sie traf vor allem die Bevölkerung und dauerte bis zum 28.Juni 1919. Für das Deutsche Reich kam die Blockade überraschend. Man brauchte fast 6 Monate für eine Reaktion, die kam dann am 4. Februar 1915 mit dem Einsatz der U-Boote.

Haltung der jüdischen Bevölkerung in Deutschland und in den USA

"The American Israelite" protestierte dagegen, dass englisches Blut und englische Macht verwendet wird, um einen barbarischen Zaren auf seinem schwankenden Thron zu stützen: „Wir haben kein Interesse an der Erhaltung Russlands und noch weniger an der Erniedrigung Deutschlands. Für England ist es ebenso schlimm, an der Seite Russlands zu kämpfen als gegen Deutschland, mit dem es gar keinen Streit hat. Die Einmischung Englands in einen Kampf, dessen Hauptzweck die Erhaltung der Kosakenherrschaft ist, mit ihrer Beugung jedes menschlichen Fortschritts, wäre eine solche furchtbare Schmach für die Menschheit wie für die englischen Interessen, dass wir kaum daran zu denken wagen.“ (9)

Einen aufschlussreichen Stimmungsbericht der "Vossischen Zeitung" über die Verhältnisse in New York mit seinen großen jüdischen, deutschen und irischen Bevölkerungsanteilen wollte die "Allgemeine Zeitung des Judentums" ihren Lesern nicht vorenthalten. In dieser Metropole brachte der Krieg den unter sich zerstrittenen Deutschen und Juden die Einigkeit. "Jiddisch" war die Sprache des ganzen russischen und damit des New Yorker Judentums. Daraus wurde abgeleitet, dass der Jude dem Deutschen viel näher steht als dem Yankee. Geeint wurden sie nun aber erst durch den Haß gegen Russland und gegen England!

„Die jüdischen Massen empfinden stark, dass sie ihre heutige Kultur dem Deutschtum verdanken, und sie tragen diesem Deutschtum einen großen Dank ab durch ihre jetzige Haltung, die das deutsche Judentum stets den Trägern deutscher Kunst und Kultur gegenüber zeigte.“ (10)

So wundert es nicht, dass der Aufruf des englischen Schriftstellers Israel Zangwill, die Entente im Kampf gegen Deutschland zu unterstützen, heftigsten Widerstand hervorrief.

In der "Allgemeinen Jüdischen Zeitung" fragte man sich unwillkürlich, „wie es möglich ist, dass dieser Krieg solche Verwirrungen in den Köpfen anrichtet. England als Befreier der Schwachen? Hat es sich diese Lorbeeren verdient in Indien, Persien oder in Ägypten, oder als es seinem feierlichen Wort entgegen die Selbständigkeit der Burenstaaten vernichtete? Als es China durch einen blutigen Krieg zwang, den Opiumhandel zu dulden, der das Land ruinierte? Oder vielleicht, als es durch seine endlosen Unterdrückungen jenes Amerika zum Freiheitskampfe trieb, in dem dieselben Juden eine Zufluchtsstätte finden, an die Herr Zangwill seine Worte richtet?“ (11)

Mitten im Krieg, im Mai 1916, verständigten sich die Regierungen von Großbritannien und Frankreich im geheimen Sykes-Picot-Abkommen auf gemeinsame koloniale Ziele in Nahost.

Ohne Rücksicht auf ethnische und kulturelle Strukturen wurden Grenzen gezogen. Großbritannien erhielt das heutige Jordanien, den Irak und Teile Palästinas. Mit ein paar Federstrichen zerstörten damals die Briten und Franzosen die Konfliktsicherungsmechanismen der Osmanen im Nahen Osten. Das bedeutete das Ende des Friedens und war für die meisten Araber eine Katastrophe. In diesem Abkommen liegen die Wurzeln der heutigen Kriege und des heutigen Terrorismus im muslimisch-arabischen Spannungsbogen.

Kriegsvorbereitungen in den USA

Obwohl Wilson immer wieder betonte, er wolle die USA aus dem europäischen Krieg heraushalten, wurde zielstrebig auf den Kriegseintritt hingearbeitet. Am 3. Juni 1916 wurde im US-Kongress der "National Defense Act of 1916" (12) verabschiedet. Er definiert einen signifikanten Wechsel für die "National Guard" im Hinblick auf Schlagkraft, Struktur und Mobilisation. Für die nächsten fünf Jahre sollte eine Stärke von 425.000 Mann aufrechterhalten werden. Nun begann die Zeit der Propaganda und der Preparedness-Umzüge. Karnevalesk marschierten in den Großstädten an die 50.000 Kriegsbegeisterte, begleitet von Dutzenden Musikkapellen, durch die Straßen, um für den Kriegseinsatz auf dem Kontinent zu werben.


12 Tage nach dem "National Defense Act" führt Präsident Wilson sogar die Parade in Washington an. (13)

Die Weichen für den Krieg waren gestellt. Die Präsidentschaftskandidaten, die einen Kriegseintritt verhindern wollten, wie z.B. der Abgeordnete Bob LaFollette, waren schon aussortiert. Dafür nominierten die Republikaner den anglophilen Charles E. Hughes, der zu dem Demokraten Wilson keine Alternative darstellte.

„Für die frustrierten amerikanischen Wähler, die das korrupte Nominierungs-System der Parteikonvente nicht zu durchbrechen vermochten – das nach Gutdünken … die Auswahl der Präsidentschafts-Kandidaten diktierte und hernach um sie sinnlosen Lärm … machte – für diese amerikanischen Wähler war 1916 nur wiederum eine typische Präsidentenwahl … zwischen den beiden vordergründig einander bekämpfenden Kandidaten, die in Wirklichkeit mit J.P. Morgan und J.D. Rockefeller unter einer Decke steckten. Die beiden letzteren Männer hatten lange vor der offiziellen Wahl-Kampagne … bereits entschieden, dass der offizielle Kriegseintritt der USA eine absolute Notwendigkeit sei, um die Profite für die Morgan- und Rockefellerschen Anleihen an die Alliierten sicherzustellen.“ (14)

Anfang März 1917 liefen bestürzende Meldungen im Washingtoner Oval Office ein: Meuterei im französischen Heer! Zudem zeichnete sich allmählich der Zusammenbruch Russlands ab. Und auf hoher See schien Deutschland mit seinen U-Booten das Rennen zu machen. Ein Sieg Deutschlands und damit der Totalverlust der Kriegsanleihen an die Entente musste mit allen Mitteln verhindert werden, denn ein Zusammenbruch des J.P. Morgan-Imperiums hätte eine Implosion der Wall Street bedeutet. Die Kredite zum Vergleich: 27 Mio. US-$ bekam das Kaiserreich und 2.300 Mio. US-$ die Entente.

Am 2. April 1917 forderte Wilson in einer äußerst emotional geführten Rede den Kongress auf, ihm die Zustimmung zur Kriegserklärung an Deutschland zu bewilligen. Als Grund nannte er die Versenkung von US-Handelsschiffen als "Verbrechen gegen die Menschlichkeit". Dabei hatte Wilson am 9. März 1917 selbst angeordnet, die Handelsschiffe zu bewaffnen – 7 Tage danach wurden 3 US-Schiffe versenkt. Und nun 16 Tage darauf die Kriegserklärung? Es darf davon ausgegangen werden, dass die Weichenstellung für einen Krieg dieser Größenordnung nicht 16 Tage, sondern schon 16 Monate vorher "angedacht" worden ist. (15)

Trotz der massenpsychotischen Wirkung von Wilsons Kriegs-Botschaft verlangte während der hitzigen Debatte der Senator Bob LaFollette die sofortige Ausschreibung einer Volksbefragung über Frieden oder Krieg, von der er zuversichtlich voraussagte, die USA würden sich 10:1 gegen den Krieg aussprechen. Das forderte in den Medien natürlich eine persönliche Attacke auf LaFollette(16) heraus, in der behauptet wurde, er sei „ ein besserer Deutscher als die Führer Deutschlands selbst.“

Senator George W. Norris wies in seiner Gegenrede die von Wilson angeführten Kriegsgründe zurück und zeigte – aus einem Kundenbrief der "New Yorker Stock Exchange" zitierend – die Interessen der Wall Street auf: „Canada und Japan sind im Krieg und prosperieren mehr denn je. Bei Ausbruch unmittelbarer Feindseligkeiten würden die Aktien mit erfreulichem Blick schnell, klar und hitzig reagieren. Der altmodische bull market würde sich daran ebenso erfreuen, wie beim Ausbruch des Krieges mit Spanien 1898. Dagegen würde der Beginn des Friedens die Warenpreise nach unten anpassen und höchstwahrscheinlich den Unternehmungsgeist hemmen.“ (17)

Nach einer nicht ohne Erbitterung geführten Debatte – Senator Bob La Follette kämpfte in einer vierstündigen Rede gegen den beabsichtigten Krieg gegen Deutschland – erklärten am 6. April 1917 die Vereinigten Staaten den Kriegszustand mit Deutschland. (18)

Auf die Rede Wilsons reflektierte die "Allgemeine Zeitung des Judentums" mit einem entschiedenen Hinweis auf das von Wilson betriebene Doppelspiel, „in dem er von Anfang des Krieges an gestattete, guthieß, ja vielleicht sogar förderte, dass die amerikanischen Fabriken unsere Gegner mit Munition, Waffen und allerlei Kriegsgerät versorgten. Das hat außer Amerika kein wirklich neutraler Staat getan. Schon durch diese Unterstützung unserer Feinde haben die Vereinigten Staaten … sich seit fast drei Jahren trotz ihrer angeblichen Neutralität als eine gegnerische Macht erwiesen. Nicht also wir, sondern sie sind die Urheber dieses Krieges.“ (19)

Als Angehörige des deutschen Volkes protestierten die Redakteure des jüdischen Blattes gegen die Suggestion, dass die Vereinigten Staaten nur mit der deutschen Regierung und nicht mit dem deutschen Volk Krieg führten. „Wir haben keinen Krieg mit Amerika gewollt, am wenigsten mit Herrn Wilson, wir nehmen ihn auf, da er uns freventlich auferlegt wird, im Bewußtsein unseres guten Rechts und unserer heiligen Sache.“ (20)

1934, als in den USA die Angst vor einem neuen Krieg umging, und die Entwicklung der "Rainbow-Kriegspläne" anlief, nahm im US-Kongress unter dem Vorsitz von Senator Gerald P. Nye ein Untersuchungsausschuss ("The Special Committee on Investigation of the Munitions Industry") über die Gründe für den Kriegseintritt 1917 die Arbeit auf.

Nach sorgfältigen zweijährigen Ermittlungen konnte das so genannte Nye-Komitee überzeugend darstellen, dass Banker und Rüstungsindustrielle neben Preisabsprachen vor und während des Krieges starken Einfluss auf die US-Außenpolitik genommen und so das Land in den Krieg "getrickst" hatten. (21)

Die Netto-Gewinne mancher Rüstungshersteller konnten exorbitante Zuwächse verzeichnen:


Nettogewinne im Vergleich in %: 1911/1914 zu 1915/1918

Bei Du Pont steigerten sich die Nettogewinne während des Krieges um fast 1000 Prozent! Im US-Wahlkampf von 2008 tauchte übrigens unter Obamas größten Geldgebern der Name Morgan auf – gleich hinter Goldman Sachs und vor der Citigroup. (22)

1935 setzte die amerikanische Künstlerin Mabel Dwight den Profiteuren von Krieg und Krisen mit ihrer Lithografie "The Merchants of Death" ein Denkmal.



„Die Händler des Todes sind zäh und langlebig … ihr alleiniges Interesse ist das Eigeninteresse, ihr alleiniger Gott ist der Profit. … Als Politiker richtet sich ihr Interesse auf eine starke Herrscherklasse und die Bündelung der Privilegien … Was sie jedoch nur selten begreifen, ist, dass der Tod ihr Anführer ist. Er liebt sie, denn er weiß, dass sie früher oder später seine Taschen füllen werden. Er weiß, dass sie Kriege und Revolutionen ausbrüten … ihre Hartnäckigkeit und ihre althergebrachte Dummheit übersteigen jedes verständliche Maß. Wir sprechen hier über Wesen, die ausgesprochen scharfsichtig, dabei aber unheilbar kurzsichtig sind. In diesem Land hassen sie das Ideal der Demokratie, doch sind sie froh über die lockeren Zügel und den Freiraum, den sie ihnen lässt.“ (23)

Der erste Weltkrieg konnte in diesem Umfang nur stattfinden, weil die Banker rechtzeitig die Weichen gestellt hatten, um Unmengen von Geld zu schöpfen.
Bei Wilsons Amtsantritt steckten die USA in einer wirtschaftlichen Rezession.

Schon Ende April 1913 hatte Wilson auf Drängen einflussreicher Banker die erste Zusammenfassung der noch geheimen Gesetzesvorlage für ein Zentralbankengesetz befürwortet. Es wurde weitgehend unbemerkt von der amerikanischen Öffentlichkeit am 22. Dezember 1913 als "Federal Reserve Act" vom Repräsentantenhaus verabschiedet, und am Tag darauf stimmte der Senat zu – ein Teil der Abgeordneten und Senatoren hatte schon die Heimreise für das Weihnachtsfest angetreten. Nur Stunden später unterschrieb Wilson das umstrittene Gesetz, (24) - für viele ein Freibrief zur privaten Geldschöpfung.

Damit verzichtete der Kongress auf das Vorrecht, Geld zu drucken, und übertrug diese Aufgabe internationalen Bankiers, die für dieses Gesetz reichlich Lobbyisten-Gelder hatten fließen lassen. Die öffentliche Meinung war gegen so ein Gesetz, nicht zuletzt weil Thomas Jefferson wieder und wieder gewarnt hatte, dass durch solch einen Akt zuerst die Inflation beschleunigt und durch die nachfolgende Deflation den Bürgern dann ihr Vermögen geraubt würde. Damit hatte Jefferson erstaunlichen Weitblick bewiesen!

Die Fed führte ein neues Geldsystem ein und wurde schon bald von ihren Gründungsvätern für den Krieg mißbraucht, um ungedecktes "Fiat money" – nach Edelmetallexperten Reinhard Deutsch "Legales Falschgeld" (25) – bereitzustellen, also Geld mit einem imaginären Gegenwert. Seither achten die Herren des Papiergeldes und Hüter der privaten Landesbanken darauf, dass Ländern mit staatlichen Landesbanken der Kampf angesagt wird.

Bereits Goethe beschrieb in "Faust II" die „Wirtschaft mit ihrer Papiergeldschöpfung als eine Fortsetzung der Alchemie mit anderen Mitteln.“ (26) „Während die klassischen Alchemisten versuchten, aus Blei Gold zu machen, wird in der modernen Wirtschaft Papier zu Geld gemacht“, sagte Jens Weidmann als Präsident der Deutschen Bundesbank in seiner originellen Begrüßungsrede am 18.9.2012.

Der auch in Wirtschaftsfragen bewanderte Goethe war der für den Bereich Wirtschaft zuständige Minister am Weimarer Hof und erlebte hautnah die industrielle Revolution. Er selbst riet Herzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach von der Papiergeld-Einführung ab. „Jeder Münzfuß, er sey welcher er wolle, muß fest seyn“(27), schrieb Goethe in einem Gutachten.

Um ungehindert global ausplündern zu können, müssen auch nationale Strukturen verschwinden. 1914 ging es zunächst darum, die drei großen Dynastien auf dem europäischen Kontinent zu vernichten. Dazu führte auf dem Eucharistischen Weltkongress Lourdes (22.-26.7.1914) Kardinal John Murphy Farley, Erzbischof von New York, aus: „Der Krieg, der in Vorbereitung ist, wird ein Kampf zwischen dem internationalen Kapital und den regierenden Dynastien sein. Das Kapital wünscht niemanden über sich zu haben, kennt keinen Gott oder Herrn und möchte alle Staaten als großes Bankgeschäft regieren lassen. Ihr Gewinn soll zur alleinigen Richtschnur der Regierenden werden …Business … einzig und allein.“ (28)

Nun wird am 14. Juli in Paris mit viel monumentalem Pomp und wenig Wahrhaftigkeit dieses historische Ereignis gefeiert. Nietzsche, der in seiner "Zweiten unzeitgemäßen Betrachtung" zwischen einem monumentalischen, einem antiquarischen und einem kritischen Umgang mit der Geschichte unterscheidet, warnt: Regiert der monumentalische, so leidet die Vergangenheit selbst Schaden – große Teile werden vergessen, verachtet oder fließen einfach fort. „Die monumentale Historie täuscht durch Analogien: sie reizt mit verführerischen Ähnlichkeiten den Mutigen zur Verwegenheit, den Begeisterten zum Fanatismus; und denkt man sich gar diese Historie in den Händen und Köpfen der begabten Egoisten und der schwärmerischen Bösewichter, so werden Reiche zerstört, Fürsten ermordet, Kriege und Revolutionen angestiftet und die Zahl der geschichtlichen »Effekte an sich«, das heißt der Wirkungen ohne zureichende Ursachen, von neuem vermehrt.“

Diese negativen Effekte könnte eine kritische Historienbetrachtung minimieren. Leider werden selten die Chancen genutzt. Am Samstag, dem 7. Juli 2017, erschien im Feuilleton der "Süddeutschen Zeitung" unter dem Titel "Echo des Krieges" ein dreiseitiges Gespräch mit dem jungen Historiker Robert Gerwarth. Man muss ihm zustimmen, wenn er sagt, dass sich die Geschichte zwar nicht wiederholt, es aber tatsächliche Parallelen zur Welt vor 100 Jahren gibt: „man hört Echos von damals“. Deshalb müssen wir die historischen Wurzeln jener Konflikte, die wir heute erleben, verstehen. Auf die Ursprünge der "Echos" geht er dann aber nicht ein. Mit der Behauptung: „Europas Geschichte ist ohne die Entwicklungen zwischen 1917 und 1923 kaum zu verstehen“ (29) umschifft er eine gefährliche Klippe: Die Motive, die in den ersten Weltkrieg führten. So wird im Gespräch auf den oder die Verursacher des 1. Weltkriegs nicht eingegangen, dafür die angelsächsische Weltsicht dargeboten – und natürlich an Fritz Fischers längst überholtes Buch "Der Griff zur Weltmacht" erinnert. Jeder Blick in die wirklichen Motive der "Herren des Papiergeldes" wird vermieden. So werden Kriege und Krisen im Profit- und Machtinteresse dieser Kreise weiteres Leid über die Menschen bringen.

Der deutsche Philosoph Oswald Spengler hat nach dem 1. Weltkrieg visionär geschrieben: „Für uns aber, die ein Schicksal in diese Kultur und diesen Augenblick ihres Werdens gestellt hat, in welchem das Geld seine letzten Siege feiert und sein Erbe, der Cäsarismus, leise und unaufhaltsam naht, ist damit in einem eng umschriebenen Kreise die Richtung des Wollens und Müssens gegeben, ohne das es sich nicht zu leben lohnt. Wir haben nicht die Freiheit, dies oder jenes zu erreichen, aber die, das Notwendige zu tun oder nicht. Und eine Aufgabe, welche die Notwendigkeit der Geschichte gestellt hat, wird gelöst, mit dem einzelnen oder gegen ihn.“ (30) Damit hat er genau beschrieben, was uns heute mit der globalen Finanzblase bevorsteht: Die totale Ausplünderung und Versklavung der Welt sowie die Entwertung von allem und jedem.

So wundert es nicht, dass heute die Krisen an den Bruchlinien des Ersten Weltkriegs – im Nahen und Mittleren Osten, in der Ukraine und in Nordafrika – wieder aufgebrochen sind, weil die Problematik weder gelöst noch aufbereitet wurde. Die Kriegstreiber von heute sind wie damals kühl kalkulierende, machtbesessene und menschenverachtende Hasardeure. Sie finden sich unter Spekulationsbankern und Inhabern von Rüstungsgroßkonzernen, vor allem in den transnationalen Konzernen und dem transnationalen Kapital.


Anmerkungen

1) http://www.handelsblatt.com/politik/international/frankreich-trump
2) Ronald D. Gerste: »Lafayette, here we come!«, in: ZEIT Geschichte. Nr. 2/2017, S. 48.
3) Charles Seymour: THE INTIMATE PAPERS OF COLONEL HOUSE. Cambridge 1926, S:248
4) Patrick Walsh: Schlafwandler? Von wegen! Wie Großbritannien seinen Krieg gegen Deutschland plante. In: Wolfgang Effenberger/Jim Macgregor (Hg.): Sie wollten den Krieg. Wie eine kleine britische Elite den Ersten Weltkrieg vorbereitete. Rottenburg 2016, Seiten 21-59
5) Julian Corbett: Naval Operations. London 1921, Bd. 1, S. 18
6) Wolfgang Effenberger (Zahlen aus Engelbrecht, H. C./ Hanighen, F.C.: Merchants of Death, New 1934York)
7) Ebenda
8) Karl Haushofer: Erdkunde, Geopolitik und Wehrwissenschaft, München 1934, S. 8
9) The American Israelite vom 20. August; zitiert in: Allgemeine Zeitung des Judentums Nr. 38, 18. September 1914, S. 450f.
10) Ewers, Hanns Heinz: Wo stehen die Juden? Zitiert in Allgemeine Zeitung des Judentum Nr. 51. vom 18. Dezember 1914, S. 504
11) AZJ Nr. 45 vom 6. November 1914, S. 455f.
12) Federalizing the National Guard: Preparedness, reserve forces and the National Defense Act of 1916
http://www.nationalguard.mil/News/Article/789220/federalizing-the-national-guard-preparedness-reserve-forces-and-the-national-de/
13) Walter Millis: Road to War 1914-1917. Boston and New York 1935
14) David L. Hoggan: Das blinde Jahrhundert. Tübingen 1979, S. 454
15) Wolfgang Effenberger/Willy Wimmer: Wiederkehr der Hasardeure. Höhr-Grenzhause 2014, S. 364 f.
16) vgl. Thelen, David P.: Robert LaFollette and the Insurgent Spirit. Boston 1976.
17) Senator Norris Opposes U.S. Entry into the War. In: Congressional Record, 65th Cong., 1st Sess., Vol. LV, pt. I, pp. 212-13
18) Ausführliche Darstellung in Wolfgang Effenberger: Pfeiler der US-Macht. Gauting 2005, S. 192ff.
19) AZJ Nr. 15 vom 13. April 1917, S. 171
20) AZJ Nr. 15 vom 13. April 1917, S. 172
21) Report of the Special Committee on Investigation of the Munitions Industry (The Nye Report), U.S. Congress, Senate, 74th Congress, 2nd session, February 24, 1936,3-13.
22) https://www.opensecrets.org/pres08/contrib.php?cid=N00009638
23) Mabel Dwight: A Catalogue Raisonné of the Lithograhs, Smithosonians Institution Press, 1997
24) The Federal Reserve Act of 1913 - A Legislative History unter http://www.llsdc.org/FRA-LH
25) Reinhard Deutsch: Falschgeld, in Dokumentation des Symposium Steyerberg 2000: Für einen neuen Geldpluralismus, S. 62f.
26) Goethes 'Faust': Grenzenloses Gelddrucken anno 1832 http://diepresse.com/home/wirtschaft/hobbyoekonom/1293632/Goethes
27) http://diepresse.com/home/wirtschaft/hobbyoekonom/1293632/Goethes-Faust_Grenzenloses-Gelddrucken-anno-1832
28) Michael von Taube: Der großen Katastrophe entgegen, Leipzig 1937, S.37
29) Echo des Krieges: Süddeutsche Zeitung Nr. 155 8./9. Juli 2017 Seite 11
30) Oswald Spengler: Der Untergang des Abendlandes. Umriss einer Morphologie der Weltgeschichte. München 1972, Sp. 1194/1195

Online-Flyer Nr. 621  vom 12.07.2017

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