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Und ein royaler Kuss krönte ihre Liebe
Märchenhochzeit zum Mitfiebern
Von Wolfgang Bittner
Wochenlang habe ich mich als glühender Bewunderer unserer internationalen Noblesse darum bemüht, eine Einladung zur englischen Traumhochzeit auf Schloss Windsor zu erhalten, wo sich Prinz Harry und Meghan Markle das Jawort gegeben haben. Leider waren meine bürgerlichen Bemühungen vergebens, obwohl ich doch nach wie vor ein Fan der wunderbaren jungfräulichen Märchenprinzessin Diana bin, die übrigens wehmütig aus dem Aristokratenhimmel zugeschaut hat, wie der Presse zu entnehmen ist.
Immerhin durfte ich die bewegenden Feierlichkeiten einen Tag lang im Fernsehen miterleben, voller Erwartung auf die Trauungszeremonie und den Höhepunkt, diesen majestätisch-innigen Kuss als Versprechen für ein lange währendes Glück. Schade und sehr traurig, dass Prinzessin Diana das nicht mehr erleben konnte. Wie glücklich wäre sie gewesen! Milliarden Menschen in aller Welt nahmen Anteil, und Millionen jubelten dem fürstlichen Brautpaar zu; Rundfunk und Fernsehen berichteten – wie schon bei der Hochzeit von Prinz William und Kate Middleton – stundenlang live aus der Metropole des europäischen Adels.
Die Diskussionen um Donald Trump und Wladimir Putin, den Giftmord an dem Doppelagenten Skripal oder die Aufrüstung der Bundeswehr waren für einige Tage vergessen. Zu Recht! Wann erleben wir schon mal einen derartigen globalen Glanzpunkt in dieser sonst so finsteren Zeit? Wo versammeln sich so viele edle Geister wie auf den Hochzeiten englischer Thronfolger? Könige, Herzöge, Fürsten, Sultane, Scheichs, Prinzessinnen und Prinzen zuhauf! Alle in erlesener Garderobe, die noblen Herren in ihren prunkvollen Uniformen, manche sogar mit Säbel, die erlauchten Damen mit den wahnsinnigsten Kopfbedeckungen. Ein kaum zu überbietendes Event!
Ein auflagenstarkes Nachrichtenmagazin ließ abstimmen, wer von den für würdig befundenen Damen – neben der züchtig in Weiß gekleideten Braut – die Schönste war: Amal Clooney ganz orangegelb mit Raffungen an der Taille und fast bodenlanger raffiniert gebundener Schleife an der Rückseite sowie gleichfarbigem schrägen Tellerhut? Oder vielleicht Victoria Beckham hauteng in Schwarz mit angedeutetem Dekolleté und geschlitzten Ärmeln, dazu ein Hut mit schwarzem Schleier? Wie weiter zu erfahren war, erschien David Beckham – wie in der Einladung gewünscht – im Morning Coat, während George Clooney einen eleganten grauen Zweireiher mit hellblauem Hemd und beigefarbener Krawatte nebst Einstecktuch aus demselben Stoff trug.
Wir erinnern uns: Zur Hochzeit von Prinz William trug seine Cousine, Prinzessin Beatrice, einen extra für diesen Anlass angefertigten Hut, der an ein respektables Hirschgeweih erinnerte. Er wurde anschließend bei Ebay für 81.000 Pfund (ca. 93.000 Euro) versteigert. Auch diesmal haben angesagte Promi-Designer solch wertvollen Kopfschmuck für viele der Damen kreiert, ebenso die mit Gold aufgewogenen prunkvollen Roben. Dagegen wirkte Prinz Harry, den Großmutter Elisabeth kurz zuvor noch zum Duke of Sussex ernannt hatte, in der Paradeuniform der Blues and Royals eher bescheiden. Dass er vor einigen Jahren auf einem Kostümfest in deutscher Wehrmachtsuniform mit Hakenkreuz-Armbinde zu sehen war, ist lange vergessen.
Ein kurzes Gedenken soll den kürzlich verschiedenen Königen Michael von Rumänien und George Tupou V. von Tonga gegolten haben, die noch der Märchenhochzeit von Prinz William und Kate Middleton beiwohnen konnten. Da die Liste der Eingeladenen geheim gehalten wurde, ließ sich bisher nicht klären, welche achtbaren Persönlichkeiten unser Land angemessen vertreten durften. Gemunkelt wird, dass diesmal auch Stephanie und Karl-Theodor zu Guttenberg sowie der „Drückerkönig“ und Ex-Präsidentenfreund Carsten Maschmeyer mit seiner Schauspielergattin eingeladen waren, um der erlesenen Gesellschaft frischen zusätzlichen Glanz zu verleihen.
Leider gibt es bei dieser royalen Vereinigung – wieder einmal – für nicht wenige Untertanen einen Wermutstropfen: die bürgerliche Herkunft der Braut. Aber dieses Manko wird schließlich durch die Verehelichung geheilt. Jetzt steht erneut die viele Bürger bewegende Frage im Raum: Wird es gelingen, in europäischen Ländern wie Deutschland, Polen, Schweiz oder Österreich die Monarchie, in Russland das Zarentum wieder einzuführen? Und eine weitere Frage treibt uns alle um: Wann wird die Weltgemeinschaft die Taufe eines fürstlich-britischen Stammhalters feiern können?
Dazu: "Königliche Zeiten", in
Wolfgang Bittner
Die Abschaffung der Demokratie
Westend Verlag, Frankfurt am Main 2017, 16 Euro
https://www.westendverlag.de/buch/die-abschaffung-der-demokratie/
Online-Flyer Nr. 661 vom 30.05.2018
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Und ein royaler Kuss krönte ihre Liebe
Märchenhochzeit zum Mitfiebern
Von Wolfgang Bittner
Wochenlang habe ich mich als glühender Bewunderer unserer internationalen Noblesse darum bemüht, eine Einladung zur englischen Traumhochzeit auf Schloss Windsor zu erhalten, wo sich Prinz Harry und Meghan Markle das Jawort gegeben haben. Leider waren meine bürgerlichen Bemühungen vergebens, obwohl ich doch nach wie vor ein Fan der wunderbaren jungfräulichen Märchenprinzessin Diana bin, die übrigens wehmütig aus dem Aristokratenhimmel zugeschaut hat, wie der Presse zu entnehmen ist.
Immerhin durfte ich die bewegenden Feierlichkeiten einen Tag lang im Fernsehen miterleben, voller Erwartung auf die Trauungszeremonie und den Höhepunkt, diesen majestätisch-innigen Kuss als Versprechen für ein lange währendes Glück. Schade und sehr traurig, dass Prinzessin Diana das nicht mehr erleben konnte. Wie glücklich wäre sie gewesen! Milliarden Menschen in aller Welt nahmen Anteil, und Millionen jubelten dem fürstlichen Brautpaar zu; Rundfunk und Fernsehen berichteten – wie schon bei der Hochzeit von Prinz William und Kate Middleton – stundenlang live aus der Metropole des europäischen Adels.
Die Diskussionen um Donald Trump und Wladimir Putin, den Giftmord an dem Doppelagenten Skripal oder die Aufrüstung der Bundeswehr waren für einige Tage vergessen. Zu Recht! Wann erleben wir schon mal einen derartigen globalen Glanzpunkt in dieser sonst so finsteren Zeit? Wo versammeln sich so viele edle Geister wie auf den Hochzeiten englischer Thronfolger? Könige, Herzöge, Fürsten, Sultane, Scheichs, Prinzessinnen und Prinzen zuhauf! Alle in erlesener Garderobe, die noblen Herren in ihren prunkvollen Uniformen, manche sogar mit Säbel, die erlauchten Damen mit den wahnsinnigsten Kopfbedeckungen. Ein kaum zu überbietendes Event!
Ein auflagenstarkes Nachrichtenmagazin ließ abstimmen, wer von den für würdig befundenen Damen – neben der züchtig in Weiß gekleideten Braut – die Schönste war: Amal Clooney ganz orangegelb mit Raffungen an der Taille und fast bodenlanger raffiniert gebundener Schleife an der Rückseite sowie gleichfarbigem schrägen Tellerhut? Oder vielleicht Victoria Beckham hauteng in Schwarz mit angedeutetem Dekolleté und geschlitzten Ärmeln, dazu ein Hut mit schwarzem Schleier? Wie weiter zu erfahren war, erschien David Beckham – wie in der Einladung gewünscht – im Morning Coat, während George Clooney einen eleganten grauen Zweireiher mit hellblauem Hemd und beigefarbener Krawatte nebst Einstecktuch aus demselben Stoff trug.
Wir erinnern uns: Zur Hochzeit von Prinz William trug seine Cousine, Prinzessin Beatrice, einen extra für diesen Anlass angefertigten Hut, der an ein respektables Hirschgeweih erinnerte. Er wurde anschließend bei Ebay für 81.000 Pfund (ca. 93.000 Euro) versteigert. Auch diesmal haben angesagte Promi-Designer solch wertvollen Kopfschmuck für viele der Damen kreiert, ebenso die mit Gold aufgewogenen prunkvollen Roben. Dagegen wirkte Prinz Harry, den Großmutter Elisabeth kurz zuvor noch zum Duke of Sussex ernannt hatte, in der Paradeuniform der Blues and Royals eher bescheiden. Dass er vor einigen Jahren auf einem Kostümfest in deutscher Wehrmachtsuniform mit Hakenkreuz-Armbinde zu sehen war, ist lange vergessen.
Ein kurzes Gedenken soll den kürzlich verschiedenen Königen Michael von Rumänien und George Tupou V. von Tonga gegolten haben, die noch der Märchenhochzeit von Prinz William und Kate Middleton beiwohnen konnten. Da die Liste der Eingeladenen geheim gehalten wurde, ließ sich bisher nicht klären, welche achtbaren Persönlichkeiten unser Land angemessen vertreten durften. Gemunkelt wird, dass diesmal auch Stephanie und Karl-Theodor zu Guttenberg sowie der „Drückerkönig“ und Ex-Präsidentenfreund Carsten Maschmeyer mit seiner Schauspielergattin eingeladen waren, um der erlesenen Gesellschaft frischen zusätzlichen Glanz zu verleihen.
Leider gibt es bei dieser royalen Vereinigung – wieder einmal – für nicht wenige Untertanen einen Wermutstropfen: die bürgerliche Herkunft der Braut. Aber dieses Manko wird schließlich durch die Verehelichung geheilt. Jetzt steht erneut die viele Bürger bewegende Frage im Raum: Wird es gelingen, in europäischen Ländern wie Deutschland, Polen, Schweiz oder Österreich die Monarchie, in Russland das Zarentum wieder einzuführen? Und eine weitere Frage treibt uns alle um: Wann wird die Weltgemeinschaft die Taufe eines fürstlich-britischen Stammhalters feiern können?
Dazu: "Königliche Zeiten", in
Wolfgang Bittner
Die Abschaffung der Demokratie
Westend Verlag, Frankfurt am Main 2017, 16 Euro
https://www.westendverlag.de/buch/die-abschaffung-der-demokratie/
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