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Aktueller Online-Flyer vom 29. März 2024  

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Medien
Eine lockere Folge von Leserbriefen und Kommentaren
Hajos Einwürfe
Von Hajo Kahlke

Ist es Aufgabe einer linken Zeitung, Opfer zu verhöhnen oder Kriminalität verzerrt und vernebelnd darzustellen? Das sind Fragen, die in "Hajos Einwürfen" zum Thema gemacht sind. Die Neue Rheinische Zeitung versteht sich im Verbund mit der Vierteljahresschrift DAS KROKODIL als ein Forum, das zum Nachdenken anregen, eingefahrene, verkrustete Denkstrukturen aufbrechen bzw. der bewusst lancierten Desorientierung des Denkapparats – besonders der Linken – entgegenwirken will. Hajos kurze Texte sollen dazu ihren Beitrag leisten. Die Neue Rheinische Zeitung bringt deshalb in loser Folge von ihm verfasste Leserbriefe und Kommentare, die bei den Angeschriebenen nur selten das Licht der Öffentlichkeit erblicken.


Verhöhnung des Opfers


Die Erstechung eines Menschen auf einem Stadtfest durch einen syrischen und einen irakischen Asylanten ist der jungen Welt offensichtlich keine Schlagzeile wert. Obwohl, oder besser weil, sich diese Tat in eine ganze Folge ähnlicher von Asylanten begangener Messer-Morde einreiht.
 
Da spielen dann auch die teilweise kubanischen Wurzeln des Opfers keine Rolle, ebenso wenig seine linke politische Einstellung - etwas, das bei einer anders gelagerten Täterschaft groß herausgestellt worden wäre. Da gilt es jetzt vielmehr, nur sehr begrenzt Empathie mit dem Opfer aufkommen zu lassen, und von der Tat so gut es denn geht abzulenken - indem man nicht sie, sondern den nachfolgenden Randale-Protest als das eigentlich Schlimme, als "braunen Terror" eben, hinstellt.
 
Merke: Fußtritte gegen Migranten sind das Entsetzliche, worüber Ihr Euch empören müsst - nicht etwa Messerstiche von Migranten! Und um die Tat noch mehr herunter zu spielen wird sie von der junge Welt wiederholt als "Messerstecherei" bezeichnet.
 
Ganz so als sei - analog zu einer Schiesserei oder Schlägerei - der Erstochene ebenfalls, nur eben mit weniger Geschick bzw. weniger Glück, mit einem Messer zugange gewesen. Das ist dann noch einmal eine besondere Verhöhnung des Opfers.

Leserbrief zum Artikel "Brauner Terror in Chemnitz - Neonazis machen Jagd auf Migranten nach Messerstecherei am Rande eines Stadtfestes" von Michael Merz in "junge Welt" vom 28.08.2018, Seite 1


Verzerrt und vernebelnd

Man mag ja der Meinung sein, es seien die aus der richtigen politischen Motivation heraus begangenen Straftaten prinzipiell gar keine, sondern gewissermaßen durch übergesetzliches Naturrecht gerechtfertigte Handlungen.
 
Strafrechtliche Verurteilungen, die beim politischen Gegner gerne als Beleg für dessen zweifelsfrei kriminellen Charakter herhalten müssen, sind bei 'eigenen' Leuten in dieser Sichtweise dann hingegen immer nur Ausdruck von "Kriminalisierung". Soweit so üblich, soweit so fragwürdig.
 
Was aber nicht geht, ist, zugunsten der 'eigenen' kriminell gewordenen Leute die Fakten verzerrt darzustellen - und beispielsweise wie jW-Autor Rosenberg vernebelnd zu schreiben, der Erzieher Jens H. "soll" eine Dose mit Reizgas geworfen bzw. in einem anderen Fall die Feststellung von Personalien verhindert haben, obwohl in beiden Fällen eindeutige Urteile vorliegen.
 
Es sei denn, Rosenberg hätte handfeste Argumente, dass die den Urteilen zugrunde liegende Tatsachen-Feststellungen fehlerhaft waren, und dass es sich insofern um Fehlurteile handelt. Dann aber müsste Rosenberg diese Argumente auch konkret und detailliert benennen!

Leserbrief zum Artikel "Gemeinsam hetzt sich’s besser - Stuttgart: AfD-Mann denunziert einen linken Erzieher, CDU und Lokalpresse sekundieren" von Johannes Rosenberg in "junge Welt" vom 04.09.2018, Seite 4

Online-Flyer Nr. 672  vom 05.09.2018

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