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Aktueller Online-Flyer vom 16. April 2024  

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Globales
Böhmermann´s Pressefreiheit versus Pressefreiheit von Assange
Mit zweierlei Maß
Von Felicitas Rabe

Wer erinnert sich noch an den Aufschrei, welcher im Frühjahr 2016 durch das Land ging, als der ZDF-Mitarbeiter Jan Böhmermann seine Pressefreiheit bedroht sah, weil der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan ihn wegen Beleidigung verklagte. Flächendeckend schlossen sich Journalisten und Künstler der Auffassung des ZDF an, wonach die Meinungs-, Presse- und Kunstfreiheit in Deutschland über alles ginge und andere (Beleidigungen, Verleumdungen,...) an Grundrechten dementsprechend nachrangig sei.

Wochenlang beschäftigte die journalistische Kampagne zur Verteidigung von so künstlerisch wertvollen Zeilen wie:

„…. Sein Gelöt stinkt schlimm nach Döner,
selbst ein Schweinefurz riecht schöner….“

die Gemüter in Deutschland – als hinge der Erhalt der deutschen Dichtkunst von der Genehmigung dieser defätistischen Zeilen ab.

In dieser Zeit bekam kaum ein anderes Thema soviel Aufmerksamkeit in den deutschen Medien wie der Wert der deutschen Pressefreiheit, die man fast unisono durch das Verbot dieses Gedichts bedroht sah.

Umso erstaunlicher ist es daher, dass die öffentliche Debatte über journalistische Freiheit nun anlässlich der Verhaftung eines Journalisten vergleichsweise bescheiden ausfällt, obwohl dessen Freiheit, Gesundheit und Leben akut bedroht sind. Dabei hat er durch seine Veröffentlichungsplattform entscheidend dazu beigetragen, dass falsche Kriegsgründe und Falschdarstellungen über den Irakkrieg widerlegt werden konnten. 

Erst durch die Initiative der von Julian Assange  mit gegründeten Veröffentlichungsplattform Wikileaks gelangten entscheidende Dokumente an die Öffentlichkeit, die Kriegsverbrecher im Irak entlarven konnten. Die auf Wikileaks veröffentlichten Dokumente haben wahrscheinlich auch mit dazu beigetragen, dass die Kriegstreiberin Hillary Clinton und ihr Netzwerk in den USA nicht an die Macht kamen.

Trotzdem durch die Veröffentlichungspraxis von Wikileaks möglicherweise viele Menschen vor dem Tod bewahrt wurden, findet die Verteidigung dieser uneigennützigen journalistischen Initiative von Assange weniger öffentliche Beachtung als vor drei Jahren die angeblichen hohen künstlerischen Werte eines obszön-dümmlichen Machwerks.

Diese opportunistische Doppelmoral müsste geahndet werden.

Es ist ein Lichtblick, dass Ruptly.TV sofort auf die Verhaftung von Julian Assange reagiert hat, und dafür auf seiner Webseite ein eigenes Ressort eingerichtet hat: https://ruptly.tv/en/landing/Assange%20embassy%20eviction



Siehe auch:

Verhaftung von Julian Assange in London
Recht auf Geheimhaltung von Regierungskriminaltät?
Von Luz María De Stéfano Zuloaga de Lenkait
NRhZ 701 vom 17.04.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=25823


Online-Flyer Nr. 701  vom 17.04.2019

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