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Medien
Eine lockere Folge von Leserbriefen und Kommentaren
Hajos Einwürfe
Von Hajo Kahlke

Kann eine "linke" Zeitung mit dem US-Aggressor und seiner kurdisch-separatistischen Hilfstruppe Solidarität üben? Kann sie einen Kampf für den herrschenden CDU/SPD/GRÜNE/FDP-Mainstream mit der Riexinger-Partei als fünftem Rad am Wagen führen? Und ist für sie die stillschweigende Zustimmung zu einer quasi-amtlichen Wort-Ausmerze angesagt? Das sind Fragen, die in "Hajos Einwürfen" zum Thema gemacht sind. Die Neue Rheinische Zeitung versteht sich im Verbund mit der Vierteljahresschrift DAS KROKODIL als ein Forum, das zum Nachdenken anregen, eingefahrene, verkrustete Denkstrukturen aufbrechen bzw. der bewusst lancierten Desorientierung des Denkapparats – besonders der Linken – entgegenwirken will. Hajos kurze Texte sollen dazu ihren Beitrag leisten. Die Neue Rheinische Zeitung bringt deshalb in loser Folge von ihm verfasste Leserbriefe und Kommentare, die bei den Angeschriebenen nur selten das Licht der Öffentlichkeit erblicken.


Kann man mit dem US-Aggressor und seiner kurdisch-separatistischen Hilfstruppe Solidarität üben?

"Wird der FC St.Pauli für Solidarität mit Rojava bestraft?" fragt jW-Autor Rast in Fortsetzung der Überschrift. Wie bitte? Kann man denn mit dem US-Aggressor und seiner kurdisch-separatistischen Hilfstruppe, die nahezu ein Drittel Syriens besetzt halten und dessen Öl stehlen, und dieses schmutzige Unternehmen dann unter dem Markennamen "Rojava" vielen naiven Westlern als Beinahe-Paradies-auf-Erden andrehen, ernsthaft SOLIDARITÄT üben? Doch, man kann! Und zwar dann, wenn man das Völkerrecht und die territoriale Integrität Syriens gering schätzt, mit dem Wüten des Imperialismus dort kein Problem hat, und dessen willige Helfer im Kampf gegen Syrien als "Kurdisch-syrische Befreiungsbewegung" (O-Ton Rast) verklärt.

Ins gleiche imperialistische Horn blies leider auch der ach so alternative FC St. Pauli, als er während eines Spiels Fans für "Rojava" spektakeln ließ. Das sei Ausdruck der Meinungsfreiheit, die auch im Stadion gelte, und für St. Pauli unverhandelbar sei - rechtfertigt der Klubpräsident das Geschehen. Verlogener gehts nicht. Denn als zuvor der türkische Spieler Cenk Sahin von seiner Meinungsfreiheit Gebrauch machte, dabei Erdogans Syrien-Einmarsch befürwortend, nicht etwa im Stadion oder sonst bei seiner beruflichen Tätigkeit, sondern bei Instagram, also in seiner persönlichen Sphäre, trennte sich der FC St.Pauli von ihm, wie es in Rasts Artikel lakonisch heißt. Als wäre solch krass demokratiefeindliches Verhalten eines Arbeitgebers eine pure Selbstverständlichkeit.

Leserbrief zum Artikel "'Gefährliche Symbole' - Wird der FC St. Pauli für Solidarität mit Rojava bestraft? Britischer Polizei gilt er schon als potentiell terroristisch" von Oliver Rast in "junge Welt" vom 20.01.2020, Seite 16 (Rubrik Sport)


Kampf für den herrschenden CDU/SPD/GRÜNE/FDP-Mainstream mit der Riexinger-Partei als fünftem Rad am Wagen?

Von ihm hätte man derlei Sprachverdrehung früher eher nicht erwartet. Doch im allseitigen "Kampf gegen rechts", der in Wahrheit ja nichts anderes ist als ein Kampf für den herrschenden CDU/SPD/GRÜNE/FDP-Mainstream mit der Riexinger-Partei als fünftem Rad am Wagen, scheint Arnold Schölzel sich für nichts mehr zu schade zu sein. Und so ereifert er sich denn nun pflichtschuldigst gegen die AfD als "Deportierpartei", wissend, dass "Deportation" im Deutschen fast das genaue Gegenteil von Abschiebung bedeutet: Während ein Staat bei einer Deportation Menschen aus ihrer angestammten Heimat in einen anderen, vorzugsweise entlegenen, Teil seines Herrschaftsbereichs verbringt, geht es bei einer Abschiebung umgekehrt um die gänzliche Verbringung aus dem Herrschaftsbereich des abschiebenden Staates, und zwar typischerweise in die angestammte Heimat des Abgeschobenen.

Während also eine Deportation den Normalzustand, nämlich dass Menschen in ihrer angestammten Heimat leben dürfen, beseitigt, und deshalb nur in besonderen Fällen gerechtfertigt sein kann, stellt die Abschiebung den Normalzustand unter dem Aspekt, dass niemand in die angestammte Heimat anderer eindringen darf, wieder her - weshalb sie auch nur in Ausnahmefällen ungerechtfertigt ist. Der wichtigste Ausnahmefall liegt vor, wenn ein Abgeschobener tatsächlich Recht auf Asyl gemäß Artikel 16a GG genießt oder er einen gleichwertigen Status hat. Allerdings ist dieser Ausnahmefall bei den - in vergleichsweise geringer Zahl - stattfindenden, notabene Recht und Gesetz durchsetzenden, Abschiebungen gerade nicht gegeben.

Leserbrief zum Artikel "Grundgesetzverwurster des Tages: Hans-Georg Maaßen" von Arnold Schölzel in "junge Welt" vom 21.01.2020, Seite 8 (Rubrik Ansichten)



Stillschweigende Zustimmung zur quasi-amtlichen Wort-Ausmerze?

Der nun von einer Medien-gestützten Sprachpolizei auf den Index gesetzte Begriff der "Klimahysterie" behauptet bzw. kritisiert das Bestehen einer Hysterie in Bezug auf das Klima. Damit macht dieser Begriff sprachlich deutlich mehr Sinn als der umgekehrt von der Gegenseite als Vorwurf verwendete Begriff der "Klimaleugner". Denn das Klima lässt sich schlicht nicht leugnen. Was sich allenfalls "leugnen" lässt, ist das Bestehen einer vorrangig menschengemachten, und für den Menschen dann katastrophalen Klimaerwärmung. Offensichtlich ist beim "Unwort des Jahres" das Kriterium sprachlicher Sinnhaftigkeit nicht so wichtig wie die Ausgrenzung missliebiger Meinungen. Begriffe, welche die herrschende Politik (insbesondere ihre Maximierung von Multikulti und Migrationismus, aber auch den nun von ihr proklamierten und praktizierten "Klimanotstand") zugespitzt und wirkungsvoll auf den Punkt bringend kritisieren, müssen stigmatisiert werden. Solche Wörter sind eben Unwörter, die darf man nicht gebrauchen!

Damit allerdings wird sowas wie ein halbwegs herrschaftsfreier Diskurs in der Gesellschaft noch mehr eliminiert als ohnehin schon. Für jene am Zeitgeist orientierte bzw. genauer jene 'fehlende' Linke, scheint dies jedoch kein Problem zu sein - da heiligt der Zweck mal wieder die Mittel. Wobei die junge Welt sich da aber nicht mit bloß stillschweigender Zustimmung zu der quasi-amtlichen Wort-Ausmerze begnügt, sondern diese ausdrücklich und zynisch lobt, als der Menschenwürde & Demokratie dienend, sich gegen Diskriminierungen, Euphemismen, Verschleierungen und Irreführungen wendend. Auf diese Art wird von der jungen Welt etwas, das es in früheren Jahren tatsächlich mitunter gab, fälschlicher Weise als ein bei den "Unwort"-Kreatoren allgemein geltendes Prinzip hingestellt, und damit die insbesondere heutige Realität völlig verdreht.

Leserbrief zum Artikel "Was mit Klima" in "junge Welt" vom 15.01.2020, Seite 11 (Rubrik Feuilleton)

Online-Flyer Nr. 733  vom 29.01.2020

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