NRhZ-Online - Neue Rheinische Zeitung - Logo
SUCHE
Suchergebnis anzeigen!
RESSORTS
SERVICE
Unabhängige Nachrichten, Berichte & Meinungen
Aktueller Online-Flyer vom 21. November 2024  

zurück  
Druckversion

Kommentar
Kommentar vom Hochblauen
Jüdische Rücktrittsforderungen oder "Leichen pflastern seinen Weg!"
Von Evelyn Hecht-Galinski

Wenn der Zentralrat der Juden und sein Präsident sowie der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung auf "Antisemitenjagd" gehen, dann sollte man sich warm anziehen. Wer sich auf deren "Abschussliste" befindet, der ist sich seines Jobs, seiner Eröffnungsreden, seiner Auftritte oder sonstiger Aktivitäten nicht mehr sicher. Inzwischen haben sich die Begriffe "Antisemitismus" und "Antisemit" zu einem Kampfmittel der Israel-Lobby entwickelt, die damit jeden belegen, der es wagt, Israel zu kritisieren oder die Israel-kritische BDS-Bewegung zu unterstützen oder deren Ziele, die Beendigung der jahrzehntelangen völkerrechtswidrigen israelischen Besatzung, ehrenwert zu finden. Es geht wohlgemerkt nicht um "Judenhass", die sonst übliche Definition, sondern nur darum, Menschenrechtsaktivisten, die ihre Stimme erheben gegen den systematischen israelischen Landraub und die Verbrechen gegen das Völkerrecht eines Staates, der sich auf Annexion und Menschenrechtsverbrechen gründet, zum Schweigen zu bringen.

Bedingungslose Unterstützung des „jüdischen Staats“ vom deutschen Steuerzahler bezahlt

Diese bedingungslose Unterstützung des Zentralrats der Juden, einer vom deutschen Steuerzahler bezahlten Körperschaft des Öffentlichen Rechts, ist nicht hinnehmbar. Immerhin geht es um die Unterstützung eines Staates, der permanent das Völkerrecht bricht und nachweislich gegen eine Zweistaatenlösung ist – wenngleich die deutsche Regierung, die schweigend in Treue fest die menschenverachtende israelische Besatzungspolitik gegenüber den Palästinensern stützt, sie per Lippenbekenntnis vertritt.. Das ist eine Haltung, die von der Kanzlerin bis zum Bundespräsidenten und Außenminister sowie Parteipolitikern ALLER Parteien reicht. Da kann ich immer nur wiederholen, der Holocaust heiligt nicht alle Mittel, sondern ist vielmehr ein Grund, sich verstärkt gegen den "jüdischen Staat" und seine völkerrechtwidrige Apartheid-Annexionspolitik zu wenden. Davon sind wir ebenso weit entfernt wie von einer Impfung gegen Corona.

Rassistische Straftaten gegen Muslime gehen im Geschrei gegen Antisemitismus unter

Besorgt sollte uns auch die Zunahme der rassistischen Straftaten der Rechten gegen Muslime machen, die im Geschrei über „Antisemitismus“ untergehen. "Juden" und ihre "christlich zionistischen Sayanim" verstehen es meisterlich, sich in Szene zu setzen und abzulenken vom Rassismus im "jüdischen Staat". Der Zentralrat und sein Präsident haben sich zu einer Macht entwickelt, die sich in alle Bereiche des öffentlichen Lebens einmischt und Forderungen stellt. Längst wäre es an der Zeit, umzudenken und die jüdische Gemeinschaft zum kritischen Umgang mit dem "jüdischen Besatzerstaat" zu bringen. Ein Wunschdenken, das auch dank der offiziellen Politik niemals in Erfüllung gehen wird. „Israels Sicherheit als deutsche Staatsräson“ bedeutet eben auch, dass die Deutschen die ethnische Säuberung Palästinas tolerieren. Von wegen „nicht schweigen, wenn Unrecht geschieht“. Wer zu israelischem Unrecht nicht schweigt, dem ist das Prädikat „Antisemit“ gewiss!

Mit Erpressung der „Israel-Lobby“ werden Kritiker mundtot gemacht

Mit dieser Erpressung gelingt es der Israel-Lobby immer wieder, Israel-Kritiker mundtot zu machen und vor allem Politiker und Medien auf Linie zu bringen. Das Feindbild brauchen sie, um von den Menschenrechtsverbrechen Israels abzulenken. Islam = Terror, der Kampf gegen BDS-Unterstützer=Antisemiten, was gibt es besseres als Ablenkungsmanöver?

Präsident Schuster spricht nicht für „die Juden“, sondern nur für „Lobby-Juden“

"Juden" fordern die Absetzung von Ruhrtriennale-Chefin Stefanie Carp, so der Titel einer WDR-Meldung vom 25.04.2020. Schon zuvor hatte sich der Präsident des Zentralrats der Juden und "inoffizieller Vizebotschafter" des "jüdischen Staats" in Deutschland in diverse Medien mit der Forderung nach Absetzung von Stefanie Carp gebracht. Oh, dachte ich, "Juden fordern"? Welche Juden? Ganz sicher nicht die antizionistischen Juden oder die vielen jüdischen Stimmen für einen gerechten Frieden! Präsident Schuster spricht nicht für „die“ Juden, sondern nur für die "Lobby-Juden" wie er selber. Neben den unzähligen, überflüssigen, nur Lobbyarbeit für die mörderische Politik Israels betreibenden „Antisemitismusbeauftragten“ könnte man demnächst Herrn Schuster als obersten Kulturzensur-Inquisitor in Deutschland berufen.

Was war der Grund für den Ruf nach Absetzung der Intendantin? Sie hatte es erneut gewagt, einen Gast als Eröffnungsreferent bei der Ruhrtriennale einzuladen, der in seinen Schriften auch kritisch gegenüber dem  "jüdischen Apartheidstaat" ist. Herrn Schuster zufolge gilt offensichtlich die Meinungsfreiheit nicht, wenn es um Israel geht. Das muss mit allen Mitteln verhindert werden, auch mit Rufmord an einem integren weltweit bekannten Wissenschaftler wie Achille Mbembe. Und das ist diesem Herrn Schuster noch nicht einmal peinlich, dass er sich vor der Welt absolut lächerlich macht mit seinen Beschuldigungen.

Auf der Suche nach Kritikern der israelischen Politik, um sie als Antisemiten zu denunzieren

Es wäre daher an der Zeit, den Rücktritt Schusters vom Amt des Zentralrats der Juden zu fordern, der nichts geleistet hat, außer sich als Sprachrohr und Zweitvertretung des "jüdischen Staates" zu betätigen und dabei ständig auf der Suche nach Kritikern der israelischen Politik ist, um sie als Antisemiten zu denunzieren. Das gute alte deutsche Sprichwort "wer suchet, der findet" passt genau auf diesen Zentralrat und seinen Präsidenten. Er ist wie ein Spürhund und versucht immer neue Antisemiten zu erschnüffeln, um von den täglichen zionistischen Verbrechen des Netanjahu-Regimes abzulenken. Egal ob Muslime, Intellektuelle wie den Historiker und Politikwissenschaftler Achille Mbembe oder zuvor der hoch angesehene Judaist und Direktor des Jüdischen Museums Berlin, Peter Schäfer, der im Juni 2019 nach einer üblen Hetzkampagne, angestoßen durch die israelische Regierung und ihren verlängerten Arm in Deutschland, den Zentralrat, zurücktrat. Schäfer, einer der fähigsten Museumsleiter in Europa, zog die Konsequenzen, um "weiteren Schaden vom Jüdischen Museum abzuwenden". Da rieb ich mir die Augen! Weiteren Schaden? Ganz sicher nicht durch Peter Schäfer, der wiederholt ins Visier des Zentralrats und vieler Sayanim gekommen war, weil er versuchte, ein weltoffenes Museum zu führen, das auch strittigen Themen nicht auswich. Als Schäfer dann noch ein Tweet als "lesenswert" markierte, in dem 240 israelische und jüdische Wissenschaftlerinnen mit drastischen Worten den Beschluss des Bundestags kritisierten, der die BDS-Bewegung, (Boykott, Desinvestments, Sanktionen) für antisemitisch erklärte, da war das Maß voll.

Diesem Zentralrat Paroli bieten

Nun meine ich, dass das Maß übervoll ist, denn die Spur des Hasses und die ständigen Versuche, die Meinungsfreiheit einzuschränken, sollte reichen, diesem Zentralrat Paroli zu bieten. Nur weil er mangels sachlicher Argumente nicht dazu bereit ist, eine offene und kritische Diskussion und Kritik am "jüdischen Staat" und seinen bewiesenen Völker- und Besatzungsverbrechen zuzulassen, versucht er mit allen Mitteln, Politiker, Medien und Funktionsträger unter seinen Einfluss und Kontrolle zu bringen.

Auch das Jüdische Museum wird vom Bund betrieben und ist eine öffentlich-rechtliche Stiftung, genauer "Stiftung Jüdisches Museum Berlin" und wurde 2001 eröffnet. Peter Schäfer leitete das Museum nach W. Michael Blumenthal. Auch die langjährige Programmdirektorin und Stellvertreterin des Direktors, Cilly Kugelmann, ging 2017 und bezeichnete die Kampagne gegen Peter Schäfer später als Mobbing.

Mbembe und Carp letzte „Opfer“ des Zentralrats der Juden

Die aktuellen Fälle Achille Mbembe und Stefanie Carp als letzte "Opfer " des Zentralrats der Juden dank Antisemitismusbeauftragten Klein und Zentralratspräsident Schuster sind Paradebeispiele für dieses Intrigieren. Nach ungerechtfertigter Kritik, die öffentlichkeitswirksam dank bester Kontakte in die Medien in allen deutschen Feuilletons ausgetragen wurde, kam das Corona-Virus wie bestellt. Zuerst wurde die Ruhrtriennale für dieses Jahr abgesagt und danach wurde die Chefin abgesägt und ihr Vertrag wunschgemäß von "Israel-Freund" Ministerpräsident Laschet nicht verlängert. So waren mal wieder "Zwei Fliegen mit einer Klappe" erledigt. Wen wird es wohl das nächste Mal treffen und aus welchen Gründen? Am Ende dieses Kommentars habe ich eine Auflistung der  vom Zentralrat angeführten Israel-Lobby-Interventionen, die sich die Leser unbedingt merken sollten. Darunter auch an erster Stelle die Broschüre „Meinungsfreiheit bedroht“, von Annette Groth und Günter Rath, die man sich unbedingt bestellen sollte. (1)(2)(3)(4)(5)(6)(7)

Israel-Kritiker müssen den Zentralrat fürchten

Während die AfD sich weiter als "Juden-Freund" fest an der Seite Israels beweist und ihr Rassismus-Treiben und Islamophobie weiter in aller Ruhe fortführen kann, müssen Israel-Kritiker den Zentralrat fürchten, dem es immer wieder gelingt, Antizionismus und Israel-Kritik zu Antisemitismus umzudeuten, obwohl das, wie Moshe Zuckermann sehr richtig feststellte, "drei Paar Schuhe sind". Scheinbar besitzt der Zentralrat nur ein paar mittlerweile ausgelatschte Schuhe, die täglich getragen werden.

In Zeiten von Corona sind deutsche Rüstungsausgaben um 10 Prozent gestiegen

Auch in diesen Zeiten von Corona, in denen medizinische Güter Mangelware sind, veröffentlichte das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri am 27.04.2020 die neuesten Zahlen. Danach sind die deutschen Militärausgaben um 10 Prozent gestiegen, und Kriegsministerin Kramp-Karrenbauer plant sogar den Kauf neuer F-18 US-Bomber, die man auch noch atomar bestücken kann. Der Druck von USA und NATO zeigt seine Wirkung. Weltweit steht Deutschland jetzt auf Rang sieben und gibt momentan 49,3 Milliarden US-Dollar für die "Verteidigung" aus. Wir überholten damit Großbritannien und Japan, und alles, weil „Russophobe“ Politiker wieder einmal den "Russen vor der Tür stehen“ sehen, den der deutsche Michel an die Wand malt oder weil die Sicherheit des jüdischen Besatzerstaates deutsche Staatsräson zu sein hat. Mit allen Konsequenzen? Darüber lohnt es sich nachzudenken und dagegen friedlich zu protestieren!

Gemeinsam plant das neue „Notstandsregime“ die Annexion palästinensischen Landes

Das neue Netanjahu/Gantz-Regime nutzt die Corona-Zeit, an den Palästinensern und der Staatengemeinschaft vorbei, um für ihren Landraub ein Komitee zu bilden, das die geplante Annexion palästinensischen Landes vorantreiben soll, die das neue „Notstands Regime“ von Likud, Blau-Weiß und Arbeitspartei(!) gemeinsam für kommenden Juli plant.

Dieses Regime will keinen Frieden, sondern nur einen jüdischen Apartheidstaat“


Wer noch irgendeinen Funken eines Friedenswillens von diesem Regimes erhofft hat, sollte nun endgültig eines Besseren belehrt sein. Dieses Regime will keinen Frieden, sondern nur einen jüdischen Apartheidstaat! Ein Land ohne seine einheimische Bevölkerung. Diese Regierung verkündet ohne jeden Skrupel seine Pläne, die nichts mehr mit Völkerrecht oder Menschenrechten zu tun haben. Nicht das Corona-Virus ist ein Notstand im "jüdischen Staat", sondern es ist diese "Notstandsregierung", die einen Notstand für das palästinensische Volk schafft. Wie man hört, wird schon an einer neuen judaisierten Karte gearbeitet. Netanjahu und Gantz nutzen die Pandemie, um ihre Annexionspläne umzusetzen, im Wissen um die dank Corona noch größere Machtlosigkeit der Palästinenser in diesen für sie wirklichen Notstandszeiten. Dazu sollte sich der Zentralrat der Juden melden und sich von diesen Verbrechen distanzieren, dann würde er den "Juden" einen Dienst erweisen und sich als Körperschaft des öffentlichen Rechts würdig erweisen. Aber so – als Statthalter der jeweiligen zionistischen Regime – sollte er mit aller Macht in seine Schranken gewiesen werden, und es sollte sein Rücktritt gefordert werden – solange "Leichen seinen Weg pflastern".


Fußnoten:

(1) http://www.worldcitizens.de/content/news/eintraege/groth_rath_meinungsfreiheit_bedroht_2017.php
(2) https://www.antikapitalistische-linke.de/wp-content/uploads/2018/09/AKL-Papier-agroth-1.pdf
(3) https://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/gesellschaft/2019/12/14/schuster-warnt-vor-antisemitismus-von-rechten-und-muslimen/
(4) https://taz.de/Debatte-Goettinger-Friedenspreis/!5574860/
(5) https://meedia.de/2017/06/08/zentralrat-der-juden-fordert-umstrittenem-antisemitismus-film-zu-zeigen-arte-und-wdr-sind-dagegen/
(6) https://www.infosperber.ch/FreiheitRecht/Menschenrechte-Redefreiheit-Israel-Lobby
(7) https://nirit.de/wp-content/uploads/2018/11/AT-alle-Seiten-01.11.18.pdf


Evelyn Hecht-Galinski, Tochter des ehemaligen Zentralratsvorsitzenden der Juden in Deutschland, Heinz Galinski, ist Publizistin und Autorin. Ihre Kommentare für die NRhZ schreibt sie regelmäßig vom "Hochblauen", dem 1165 m hohen "Hausberg" im Badischen, wo sie mit ihrem Ehemann Benjamin Hecht lebt. (http://sicht-vom-hochblauen.de/) 2012 kam ihr Buch "Das elfte Gebot: Israel darf alles" heraus. Erschienen im tz-Verlag, ISBN 978-3940456-51-9 (print), Preis 17,89 Euro. Am 28. September 2014 wurde sie von der NRhZ mit dem vierten "Kölner Karls-Preis für engagierte Literatur und Publizistik" ausgezeichnet.

Online-Flyer Nr. 742  vom 29.04.2020

Druckversion     



Startseite           nach oben

KÖLNER KLAGEMAUER


Für Frieden und Völkerverständigung
FOTOGALERIE