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Aktueller Online-Flyer vom 21. Dezember 2024  

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Globales
Die Lage in Zeiten von Corona - mit einem Interview mit Federico Jauch
Nein, nicht überall
Von Markus Heizmann (Bündnis gegen den imperialistischen Krieg, Basel)

Lockdowns, Maskenzwang, Impfzwang, Schulschließungen, Vollständige Einfrierung des kulturellen und sozialen Lebens, Grundrechte, die als selbstverständlich galten, werden ersatzlos gestrichen, die drohende materielle Verarmung weiter Teile der Bevölkerung wird kaum, oder wenigstens nicht mit der gebührenden Ernsthaftigkeit thematisiert. Warren Buffets Wort: «Es herrscht Klassenkrieg, richtig und meine Klasse, die Klasse der Reichen ist dabei, diesen Krieg zu gewinnen» scheint sich auf perfide Art und Weise zu bewahrheiten. Im Zug der weltweiten Maßnahmen, angeblich um die Pandemie zu bekämpfen, kommt es zu einer gigantischen Umverteilung von unten nach oben. Die Lage in den Ländern der sogenannt «ersten Welt» präsentiert sich – wie aus dem Lehrbuch – als eine vorrevolutionäre Revolution: Steigende Arbeitslosigkeit, Rezessionen, die einander ablösen, drohende oder bereits reale Verarmung breiter Bevölkerungsschichten, immer mehr Massen protestierender Menschen auf den Strassen der Metropolen.

Angesichts dieser Situation müsste eigentlich die Linke bereit stehen, um die Massenproteste anzuleiten, zu begleiten und schließlich zu einem gesellschaftlichen Umbau hin zu einer friedlichen und sozialistischen Gesellschaft in der alle Menschen die gleichen Rechte haben, zu führen.

Das ist leider Wunschdenken.

Im Gegenteil scheint die europäische Linke bestrebt zu sein, die Maßnahmen der Herrschenden gehorsam nachzuvollziehen und vielerorts gar noch strengere, noch absurdere Maßnahmen zu fordern. Eine evidenzbasierte Debatte scheint nicht mehr möglich zu sein: Entweder ich sehe die Maßnahmen und die damit verbundenen Restriktionen kritisch, dann bin ich ein Covidiot, ein Aluhut, ein Verschwörungstheoretiker. Oder ich vollziehe alles mit, was die Herrschenden verordnen, dann bin ich ein Schlafschaf, ein ewiger Jasager. Diese Spaltung zieht sich quer durch Parteien, Freundschaften, Familien, mit einem Wort: Mit Corona schaffen sie es nicht nur, die Umverteilung von unten nach oben zu vollziehen, sondern sie schaffen es, auch global die Gesellschaften zu spalten. Global? Offenbar nicht ganz.

Es gibt ein paar Orte auf diesem Planeten...

Es sei mit erlaubt, eine Anekdote zu berichten: Lange vor dem Angriffskrieg, im Jahr 2004, besuchten wir Syrien. In einem kleinen Geschäft in Damaskus fand ich damals CD‘s mit Software zu unglaublichen Preisen. Wenn ich mich recht erinnere, handelte es sich um wenige Cents. Die CD‘s wurden nicht etwa unter dem Ladentisch gehandelt, sie lagen offen zum Verkauf, zum Teil sogar im Schaufenster. Ich unterhielt mich mit dem Verkäufer und erzählte ihm, dass ich in Istanbul ähnliche Preise für solche Produkte gesehen hatte. Er nickte und meinte: „Es gibt ein paar Orte auf diesem Planeten, da kann Bill Gates seine Krallen nicht drauf halten“.

Das hat uns damals amüsiert, und es gab uns auch Hoffnung. Mit ihrem Wissen und mit ihrer Kreativität waren damals in Damaskus die Menschen in der Lage, die Dominanz westlicher Produkte zu knacken und zu umgehen.

Wir kennen das alle, und es wird von den Exponenten des westlichen Kapitals gehasst, bekämpft und natürlich kriminalisiert. Sie nennen es Fälschungen. Ob es jedoch um Medikamente, Software, Uhren, Kleider oder was auch immer geht: Wegen Blockaden, Kriegen, verbrecherischer Währungspolitik, kurz wegen postkolonialen Machenschaften können sich die Menschen in den so genannten „Entwicklungs- oder Schwellenländern“ diese Produkte nicht leisten. Sie zu kopieren und sie dann – manchmal in besserer Qualität als das Original – auf den Markt zu bringen, ist auch ein Akt des Widerstandes. Durch absolut überhöhte Preise, auch und gerade was Medikamente anbelangt, wächst in den betroffenen Ländern das berechtigte Misstrauen gegenüber den ehemaligen Kolonialmächten aus dem Westen und aus dem Norden. Dieses Misstrauen hat seinen Ursprung jedoch nicht nur im Profitdenken der kapitalistischen Konzerne. Immer wieder wurden und werden Menschen aus rassistischen Motiven heraus für grässlichste Experimente missbraucht. Diese Verbrechen sind an den Menschen Afrikas, Asiens, Südamerikas und der Arabischen Welt nicht spurlos vorübergegangen.

Verbrecherische Experimente an Menschen

Kapitalismus, Zionismus, Faschismus und Rassismus lassen sich nicht isoliert betrachten. Sie sind Teil desselben imperialistischen Phänomens, das weder Gnade noch Menschenwürde kennt.

Im Jahr 1932 hatten Forscher in den USA die Idee, die Syphilis und deren Verlauf zu studieren. Deswegen haben in Tuskegee, Alabama, USA Experimente an 600 Afroamerikanischen Männern durchgeführt. […] Um den vollen Verlauf der Krankheit zu verfolgen, boten die Forscher keine wirksame Behandlung an, während die Männer starben, erblindeten, wahnsinnig wurden oder andere schwere gesundheitliche Probleme aufgrund ihrer unbehandelten Syphilis bekamen.[…] (1)

Aber auch der Gründer und Namensgeber des hoch renommierten Robert Koch Instituts, Heinrich Hermann Robert Koch, schreckte nicht vor Experimenten an Menschen in Afrika zurück. Wikipedia weiß über die Auslandsreisen des Nobelpreisträgers zu berichten:

«1905/1906 leitete er eine Expedition nach Deutsch-Ostafrika zur Untersuchung der Schlafkrankheit, forschte dann aber vor allem auf britischem Kolonialgebiet in Uganda. Diese Reise unterbrach er, um 1905 den Medizin-Nobelpreis für die Entdeckung des Tuberkulose-Erregers in Stockholm entgegenzunehmen. 1908 unternahm er eine Weltreise in die Vereinigten Staaten, in die Republik Hawaii und in das Japanische Kaiserreich.» (2)

Nicht berichtet wird von Kochs Experimenten an Menschen, die er in afrikanischen Gebieten die von Deutschland oder von Großbritannien besetzt waren durchführte. Eine Sendung des österreichischen Rundfunks klärt uns auf. Im Lead zur Sendung heißt es:

«In den europäischen Kolonien in Afrika aber agierte Robert Koch skrupellos. Im Dienst der Kolonialökonomie zwang er zu Beginn des 20. Jahrhunderts kranke Menschen in Konzentrationslager und testete an ihnen mit brutalen Methoden Gegenmittel gegen Tropenkrankheiten aus.» (3)

Widerstand gegen die vom Westen verordneten Maßnahmen

Vor diesem Hintergrund erstaunt es nicht, dass die Menschen Afrikas sowohl den verordneten Massnahmen als auch den Impfstoffen teils skeptisch, teils ablehnend gegenüber stehen. Oft teilen afrikanische Behörden diese Skepsis. Im Fall von Tansania zum Beispiel lesen wir in der «Africa News» die Schlagzeile: «Tansania will lokale Kräuter statt Impfstoff gegen Covid-19 verwenden» (4)

Das Pflanze, welche die Behörden von Tansania empfehlen, stammt aus Madagaskar (ursprünglich aus China). Die Basis des Heilmittels ist die Pflanze Artemisia annua. Diese hat eine lange Geschichte in ihrem Herkunftsland China, dort entdeckten WissenschaftlerInnen auch einen Wirkstoff, der die Pflanze zu einem wichtigen Komponenten im Kampf gegen die Malaria machte. Die westliche Presse diffamiert die Bemühungen Madagaskars und Tansanias dem Virus auf natürlicher, pflanzlicher Basis zu begegnen als «Kräutertrunk» aus Afrika.

Dieser europäische Dünkel gegenüber Menschen aus anderen Kontinenten ist zu erwarten, abfinden dürfen wir uns damit jedoch keinesfalls. Die Verabreichung westlicher Medikamente und Impfstoffe geht nicht vom Nutzen für den Menschen aus, sondern vom Profit für die Konzerne und deren Nutznießer.

Ein Genosse von uns hat vor kurzem Tansania besucht. Wir haben die Gelegenheit ergriffen und ihm nach den Einzelheiten seiner Reise, seinen Eindrücken und nach den allgemeinen Lebensbedingungen in Tansania befragt:


Interview mit Federico Jauch, einem überzeugten Antiimperialisten, der eine Zeitlang im sozialistischen Kuba gelebt hat und der – nach eigenen Angaben - ein wenig durch die Welt (vor allem Mittel- Südamerika und Asien) gereist ist. Nun hat er Tansania besucht.

Frage: Federico, Du hast kürzlich Tansania als Tourist besucht. Wie kommst Du auf die Idee dieses ostafrikanische Land zu besuchen?

Antwort: Hin und wieder, aber regelmäßig, muss ich aus dem Schweizer Gefängnis ausbrechen, um der Entfremdung dieses perversen Systems, das Kapitalismus heißt, zu entkommen. Diesmal schlug ich zwei Fliegen mit einer Klappe: Ich entkam dem Gefängnis und gleichzeitig der aktuellen Gesundheitsdiktatur, und Tansania schien mir der richtige Ort zu sein, um ein bisschen frei atmen zu können.

Frage: Kannst Du uns die allgemeinen politischen Verhältnisse in Tansania schildern?

Antwort: Am 28. Oktober letzten Jahres fanden in Tansania allgemeine Wahlen statt, bei denen ein neuer Präsident gewählt und die Nationalversammlung (Bunge la Tanzania), das Einkammerparlament des Landes mit 384 Sitzen, erneuert wurde.

Wie erwartet konnte sich der 2015 erstmals gewählte Präsident John Magufuli problemlos eine zweite Amtszeit an der Spitze des afrikanischen Landes sichern. Der Führer der Partei der Revolution (in Swahili Chama Cha Mapinduzi), die 1977 von Präsident Julius Nyerere zur Zeit der Fusion der Staaten Tanganjika und Sansibar gegründet wurde, erhielt 84,40 % der Stimmen, während sein Hauptkonkurrent Tundu Lissu von der Partei für Demokratie und Fortschritt (Chama cha Demokrasia na Maendele, besser bekannt als Chadema) bei 13,04 % lag.

Das Ergebnis der Präsidentschaftswahlen wurde jedoch von den oppositionellen Kräften nicht anerkannt. Bereits in den Stunden nach der Wahl hatte Tundu Lissu gesagt, dass "die Wahlinformationen auf weit verbreitete Unregelmäßigkeiten hinweisen". "Was gestern stattgefunden hat, war keine demokratische Wahl und wir erkennen sie nicht an. Wir akzeptieren die Ergebnisse nicht", fügte Lissu weiter hinzu. Später sagte der Oppositionsführer, er habe "konkrete Beweise" für Betrug, "orchestriert von der Nationalen Wahlkommission zugunsten der Regierungspartei, der Revolutionspartei (CCM)". Wieder einmal das gleiche Drehbuch, das der Imperialismus geschrieben hat, wir kennen das, z.B. von Venezuela (siehe Parlamentswahlen in Venezuela vom 6. Dezember 2020, wo der „Gran Polo Patriótico“ (Präsident Maduro) mit 69,34 % der Stimmen gewonnen hat, und die USA und Europa die Wahlen nicht anerkannt haben) usw. Nach der Amtseinführung von Magufuli für seine zweite Amtszeit verließ Tundu Lissu das Land, um nach Belgien zu reisen, wo er auch in der Vergangenheit gelebt hatte.

Die starke Abneigung von Presse, Politikern und westlichen multinationalen Unternehmen gegen Magufuli hat jedoch ganz andere Ursachen als diese Themen. In der Tat hat der derzeitige Präsident im März 2017 beschlossen, ein Embargo für den Export von unverarbeitetem Gold, Kupfer, Nickel und Silber zu verhängen, um so ausländische Unternehmen zu zwingen, die Verarbeitung auf nationalem Boden durchzuführen. Dieses Gesetz, zusammen mit einem starken Kampf gegen die Korruption im Bergbausektor, hat einen Anstieg der Einnahmen in diesem Bereich um 52,6 % auf Jahresbasis ermöglicht, und damit auch eine Erhöhung der Löhne für die Arbeiter.

Darüber hinaus hält der Staat nun einen Anteil von 16% und hat Anspruch auf die Hälfte der Gewinne, die durch alle Bergbauaktivitäten im Land erzielt werden. Dies ist ein sehr wichtiges Ergebnis, das die derzeitige Regierung erreicht hat, vor allem wenn man bedenkt, dass die meisten afrikanischen Länder Bergbau-Lizenzgebühren erhalten, die im Durchschnitt zwischen 3 und 5 % liegen.

Frage: Wie im Artikel weiter oben zu lesen, hat Robert Koch, Begründer des gleichnamigen Instituts, in Tansania, damals «Deutsch Ost-Afrika» Menschenversuche durchgeführt. Später wurde das Land von den Briten besetzt. Wie präsent ist diese Kolonialgeschichte innerhalb der Bevölkerung Tansanias?

Antwort: Am 9. Dezember 1961 hatte sich Tansania nach fast 80 Jahren kolonialer Besetzung durch Deutschland (1890-1918) und England (1920-1961) die lang ersehnte Unabhängigkeit erkämpft. Der erste Staatspräsident, Julius Kambarage Nyerere (1922-1999), gilt auch heute noch als „Vater der Nation“. Nyerere war ab Mai 1961 der erste Ministerpräsident des zunächst mit einem «Autonomiestatut» versehenen Landes und wurde nachdem die vollständige Unabhängigkeit 1962 erkämpft wurde zum Staatspräsidenten und Regierungschef der als Präsidialdemokratie verfassten „Republik Tanganjika“ gewählt. Nach dem Zusammenschluss mit der damaligen Volksrepublik Sansibar und Pemba im Jahr 1964 blieb er bis zu seinem Rücktritt 1985 Präsident der nunmehr Vereinigten Republik Tansania.

Julius Kambarage Nyerere, Tansanias erster und dienstältester Präsident, war ein einflussreicher afrikanischer Staatsmann, Humanist, Denker und Dichter mit einer unverblümten Vision für die Entwicklung seines Landes und Afrikas als Ganzes, als Einheit. Er war Sozialist.

Nach dem Abgang des Nationalhelden Nyerere von der politischen Bühne, hat Tansania Mühe, eine ähnlich charismatische Führergestalt zu finden.

Die Bevölkerung Tansanias ist sehr stolz auf ihre Unabhängigkeit und auf ihre (moderne) Geschichte, und viele hoffen auf eine sozialistische Wiedergeburt in der Zukunft.

Frage: Wie ist die Situation bezüglich Corona allgemein? Tragen die Menschen Masken? Gibt es Ausgangssperren? Sind Geschäfte, Märkte, Schulen usw. geschlossen?

Antwort: In Tansania verläuft das Leben ganz normal: keine Maulkörbe (Masken), keine unnötigen teuren und für die Gesundheit schädlichen PCR-Tests, kein psychologischer Terror: Geschäfte, Märkte, Schulen usw. sind offen, und die Leute erwähnen Covid-19 nicht einmal. Es gibt bis heute ganz wenige Covid-Fälle. (5) Während Infektions- und Sterbezahlen auf anderen Kontinenten (vor allem Amerika und Europa) zwischendurch explodierten, blieb Afrika – und vor allem Tansania – von einer hohen COVID-19-Mortalitätsrate verschont. Tansanier haben andere Probleme und schwerere Krankheiten. Covid-19 wurde von den Reichen kreiert, diesmal nicht für die Bewohner des „armen“ Kontinents, sondern für die „Erste Welt“, die mehr soziale Kontrolle benötigt. Die Afrikaner sterben bereits an anderen Krankheiten und sie sind, vorläufig – scheinbar – unter Kontrolle.

Frage: Wir wissen, dass Tansania eine reiche Kultur, auch im musikalischen Bereich hat. Wie hast Du das erlebt? Sind kulturelle Veranstaltungen, Konzerte etc. ebenso verboten wie in unseren Breitengraden?

Antwort: Verboten? Nein! Die Afrikaner würden das nicht so einfach akzeptieren, sie lieben das Leben, das für sie viel zu kurz ist. Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt in Tansania rund 65 Jahre.

Frage: Weißt Du etwas über die Zusammenarbeit Tansanias mit anderen afrikanischen, asiatischen, südamerikanischen, arabischen Ländern? (Süd-Süd-Kooperation)

Antwort: Der Zustand der bilateralen Beziehungen zwischen Kuba und Tansania ist hervorragend, und Tansania ist der Karibikinsel insbesondere für ihre Hilfe in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Ausbildung von Humanressourcen sehr dankbar.

Tansania kann auch auf eine lange Geschichte der Wirtschaftsbeziehungen und Entwicklungszusammenarbeit mit China zurückblicken. Bereits zwischen 1970 und 1975 wurde mit chinesischer Finanzierung und technischer Zusammenarbeit die 1‘860 km lange Eisenbahnverbindung von Sambia und dem dortigen Kupfergürtel zum Hafen von Dar es Salaam (TAZARA Railway) gebaut. Präsident Xi Jinping sagt, dass „die Zusammenarbeit zwischen China und Afrika immer zu einer Win-Win-Situation führt. China schätzt seine traditionelle Freundschaft mit afrikanischen Ländern. Das ursprüngliche Bestreben beider Seiten - basierend auf dieser Win-Win-Kooperation und gegenseitiger Entwicklung - werde nie vergessen werden, und die Entschlossenheit, eine engere Gemeinschaft mit einer gemeinsamen Zukunft aufzubauen, werde sich im Laufe der Zeit nie ändern, unabhängig davon, wie sich die Dinge in der internationalen Sphäre ändern oder wie einzelne Mächte die Beziehungen beeinträchtigen“, betonte Xi.

Heute leben ungefähr 20.000 Chinesen in Tansania. Ihre Präsenz sieht man z.B. in Kariakoo, dem großen Markt in Dar es Salaam. Hier gibt es eine breite Palette an chinesischen Produkten, sowohl im Großhandel als auch im Einzelhandel. Es gibt auch viele Läden mit chinesischen Waren, die Tansaniern gehören. Es gibt sogar auch tansanische Händler, die nach China reisen, um Produkte dort zu kaufen. Dabei werden Produkte verschiedener Qualität angeboten, nicht nur die billigen Waren. Jeder Chinese, der einen Laden aufmacht, muss auch Tansanier beschäftigen. So werden nicht nur Jobs geschaffen, es findet auch kultureller Austausch statt.

Frage: Wie siehst Du die Perspektiven für Tansania im Speziellen und für den afrikanischen Kontinent im Allgemeinen, bezüglich Corona, aber auch bezüglich der neo-kolonialen Befreiung?

Antwort: Tansania hat angekündigt, dass es nicht beabsichtigt ist, einen Impfstoff gegen Covid-19 zu verwenden, sondern stattdessen auf einheimische Kräuter zum Schutz gegen die Krankheit setzen wird. Gerald Chamii, ein Sprecher des Gesundheitsministeriums sagte: "Es gibt noch keine Pläne, einen Impfstoff für Covid-19 zu importieren, unsere Gesundheitsexperten und Wissenschaftler sind noch dabei, die lokalen Kräuter für Covid-19 zu erforschen und klinische Studien durchzuführen." Chemii bezweifelte die Wirksamkeit der aktuellen globalen Impfstoffe und behauptete, die Produktionsdauer sei nicht effizient genug, um einen maximalen Schutz zu gewährleisten.

Jedes Jahr am Afrika-Tag schließen viele afrikanische Amtsgebäude, Geschäfte und Banken, um diesem Event zu gedenken. In Schulen im gesamten Kontinent wird den Kinder gelehrt, dass heroische Afrikaner den Kontinent von rassistischen weissen Regimes befreit haben, und alle möglichen Veranstaltungen und Paraden werden abgehalten, um die Befreiung zu feiern. Man erinnert sich an den Kolonialismus in Afrika als eines der schlimmsten Verbrechen gegen die Menschheit der modernen Zeit. Das ausbeuterische Wirtschaftssystem, das dem Kolonialismus zugrunde liegt, besteht jedoch weiter. Sollte die Entkolonisierung  die erste Phase der Befreiung gewesen sein, dann muss die zweite Phase folgen und Afrika von der derzeitigen wessen Minderheit befreien, die den größeren Teil des afrikanischen Bodens und der Ressourcen kontrolliert. Wahre afrikanische Befreiung umfasst drei Stufen: erstens die Neuverteilung des Bodens und der natürlichen Ressourcen von der wessen Minderheit auf die schwarze Mehrheit, zweitens die Abschaffung der neoliberalen, gegen Entwicklung gerichteten Politik von IWF und Weltbank, und drittens die Entwicklung von Möglichkeiten der Veredelung von Mineralien. Unter Gaddafi war Libyen ein leuchtendes Vorbild, wie Afrikaner sich selbst von westlicher Ausbeutung befreien und das eigene Volk zu Wohlstand bringen können.

Frage: Gibt es noch etwas, was Du unseren LeserInnen mitteilen willst?

Antwort: Glaubt den Mainstream-Medien kein einziges Wort! „Völker Europas erhebt euch!“


Hoffnung? Hoffnung!

Dieses Interview, dass wir mit Federico Jauch per Email führten zeigt uns: Jenseits des EU / US imperialistischen Machtanspruchs gibt es Bemühungen Selbstständigkeit und Souveränität zu bewahren oder zu erkämpfen. Nicht nur in Tansania, sondern auch in einer wachsenden Anzahl anderer Länder, nicht nur auf dem afrikanischen Kontinent wachsen Skepsis und Widerstand gegen die vordergründig von der WHO verordneten Maßnahmen. Erwähnt sei Madagaskar, mit dem bereits im Artikel erwähnten Artemisia annua, bestimmt eine kluge Alternative zu den rasch aus dem Boden gestampften und äußerst fragwürdigen mRNA Impfstoffen. Erwähnt sei Sambia, ein Nachbarland von Tansania. Dort fordert der ehemalige Vizepräsident des Landes, Dr. Nevers Mumba die Regierung auf, keinen Impfstoff gegen Corona zuzulassen, der nicht von WissenschaftlerInnen aus Sambia analysiert und freigegeben wurde. (6) Dazu ist zu vermerken, dass Dr. Mumba von einem Arzt in der Luskatimes, einer englischsprachigen Zeitung Sambia widersprochen wird. Dr. Mumba seinerseits wird in derselben Zeitung Gelegenheit gegeben, seine Argumente nochmals darzulegen. (7) So entsteht eine spannende Debatte zwischen zwei kompetenten Wissenschaftlern, an der die Öffentlichkeit teilhat. Solches ist in unseren Breitengraden unvorstellbar: KritikerInnen werden generell zum Schweigen gebracht oder dann als «Verschwörungstheoretiker» diffamiert.

Erwähnt sei auch Bolivien: Nachdem der, mutmaßlich von den USA gesteuerte Putsch gegen die Regierung der MAS gescheitert ist, wird die kluge und zukunftsträchtige Politik auch im gesundheitlichen Bereich weitergeführt: Traditionelle indigene Medizin bewährt sich in Bolivien bei der Stärkung des Immunsystems und dem Schutz vor COVID-19. Präsident Arce lässt die erfolgreichen Praktiken in den Katalog des Gesundheitsministeriums aufnehmen und empfiehlt sie der gesamten Bevölkerung. (8)

Ein wissenschaftlicher, evidenzbasierter Umgang mit der so genannten Pandemie ist dringend erforderlich. Es scheint so, also könnten wir die Hoffnung begraben, dass ein solch konstruktiver Diskurs jemals in einem imperialistischen Land durchgesetzt werden kann.

Das rassistische Dünkel einerseits und die politische – nicht die gesundheitspolitische! – Agenda die von den imperialistischen Mächten gefahren wird, verhindert, den wissenschaftlichen Austausch auf Augenhöhe mit ExpertInnen des Südens ebenso wie gerechter Handel und sozialer Wohlstand für alle verhindert wird. Gefördert wird indes weiterhin Unterdrückung, Ausbeutung und Krieg. Die davon betroffenen Völker sind sich dessen bewusst, einige der davon betroffenen Regierungen sind leider, wie die Regierungen in den imperialistischen und den NATO Ländern korrupt und den Machenschaften derer, die sie dominieren wollen hörig. Dass dies mehr und mehr erkannt wird, lässt den Widerstand dagegen wachsen, nicht nur auf dem afrikanischen Kontinent, sondern überall da «wo der Imperialismus seine Krallen hinschlägt», wie es der Verkäufer in Damaskus sinngemäß formulierte.

Dieser Widerstand und das Wissen, dass wir alle von diesem Widerstand solidarisch lernen können macht uns Hoffnung.


Fußnoten:

1 https://www.history.com/news/the-infamous-40-year-tuskegee-study
(Letzter Zugriff Januar 2021)
2 https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Koch#Auslandsreisen
(Letzter Zugriff Januar 2021)
3 Die ganze Sendung kann unter https://oe1.orf.at/player/20210125/625377#
(Letzter Zugriff Januar 2021) Wir empfehlen unseren LeserInnen sich beeilen. Die Erfahrung lehrt uns, dass solch ausgezeichnete Beiträge, oft auf mysteriöse Art, entfernt werden.
4 https://www.africanews.com/2020/12/18/tanzania-to-use-local-herbs-instead-of-vaccine-against-covid-19/
(Letzter Zugriff Januar 2021)
5 Seit Beginn der Zählungen 509 registrierte Fälle, und 21 Todesfälle und dies bei einer Bevölkerung von 60,703,160 Menschen. https://www.worldometers.info/coronavirus/
(Letzter Zugriff Januar 2021)
6 https://www.facebook.com/TVPolska24/videos/must-watch-as-the-light-shines-bright-in-africa-concerningthe-
covid-19-vaccined/282833139839044/
(Letzter Zugriff Januar 2021)
7 https://www.lusakatimes.com/2021/01/17/message-to-dr-nevers-mumba-zambia-has-no-capacity-to-analyze-avaccine/
(Letzter Zugriff Januar 2021)
8 https://de.rt.com/international/111285-bolivien-praesident-arce-empfiehlt-einsatz-traditioneller-indigenermedizin/
(Letzter Zugriff Januar 2021)

Online-Flyer Nr. 762  vom 24.02.2021

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