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Aktueller Online-Flyer vom 22. Dezember 2024  

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Aktuelles
Maria Mies zum 90. Geburtstag
Rebellin – Revolutionärin – Wegbereiterin
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann

Aus aller Welt treffen Glückwünsche ein. Mit 90 Jahren kann Maria Mies auf ein bewegtes und bewegendes Leben mit nahezu zahllosen Aktionen und Publikationen zurückblicken. Bahnbrechendes hat sie auf den Weg gebracht. Genannt seien hier nur zwei Beispiele unter vielen: Die Herausgabe des "Infobrief gegen Konzernherrschaft und neoliberale Politik", ein Augenöffner über schöngefärbte "Globalisierung", deren Treiber, Gewinner und Verlierer - eine Thematik, die 2021 noch brandaktuell ist. Nicht Regierungen bestimmen den Lauf der Dinge – der Welt. Es ist der Versuch einer selbsternannten "Elite", von Finanzmächtigen, die sich Instrumente geschaffen haben wie IWF, Weltbank und das – private – Weltwirtschaftforum, sich jeglicher demokratischer Kontrolle entziehend. Schon früh erkannte die umsichtige Soziologie-Professorin, dass der Hunger nach Europa kommt... Epochales Werk (Beispiel 2) ist die Gründung der autonomen Frauenhäuser in Deutschland, die abseits von rein wohltätigen Einrichtungen den Fokus auf eine gärende, verschwiegene Tatsache richtet: alltägliche Gewalt gegen Frauen geschieht in den eigenen Familien. Autonom sollten die Häuser sein, um den betroffenen Opfern der Gesellschaft ein gestärktes Selbstbewusstsein zur eigenen Zukunftsgestaltung mit auf den Weg zu geben. Die als Bauernkind mit 11 Geschwistern aufgewachsene Maria geht ihren Weg in die Welt (Buch: Das Dorf und die Welt), knüpft ein internationales Netzwerk von Michel Chossudovsky in Kanada, über Vandana Shiva und Farida Akhter in Indien und Bangladesh... USA, Australien..., um den Weg in ein selbstbestimmtes und selbstbewusstes Leben zu bereiten – nicht zuletzt über ihre Betrachtungen zur Subsistenzwirtschaft (mit den Professorinnen Veronika Bennholt-Thomsen und Claudia von Werlhof).


Maria Mies an ihrem 90. Geburtstag (Foto: arbeiterfotografie.com)

Ihr kreatives Potential (mit Witz) verdeutlichte die Jubilarin Maria Mies in einem gereimten Text zur Konzern gesteuerten Genmanipulation, der zu den Melodien der Deutschland-Hymne und Beethovens "Freude schöner Götterfunken" gesungen werden kann.




Lassen Sie sich patentieren
Maria Mies, Köln 1996

1. Lassen Sie sich patentieren
denn Sie sind ein Kapital.
Ihre Leber, Ihre Nieren
Ihre Gene allzumal
lassen Sie sich patentieren
denn es gibt Sie nur einmal
eh die Multis Sie sezieren
haben Sie die erste Wahl.

2. Gene, Gene und Patente
ja, das ist der neuste Hit.
Ja, das bringt die beste Rente.
Machen Sie beim Reibach mit.
Was da kreucht und fleucht auf Erden
was da blüht auf dieser Welt -
alles muss zur Ware werden.
Alle Ware wird zu Geld.

3. Merck, Monsanto, Ciba Geigy
Hoechst und Bayer machen mit
bei der Jagd auf die Patente
bei dem Run auf den Profit.
Diese großen neuen Mütter
schaffen Nahrung, heilen Schmerz.
Wenn nur die Bilanzen stimmen
brauchen sie kein Menschenherz.

4. Dieses schöne neue Leben
bringt nicht die Natur hervor.
Kinder schaffen nicht mehr Frauen
die entstehen im Labor
die Natur wird überflüssig
hier in diesem Jammertal.
Unsre Mutter ist die Technik
Vater ist Herr Kapital.

5. Denn was ist denn schon ein Leben
in dem ew'gen Einerlei.
Doch Ihr Gen das lebt ja ewig
ist es erst vom Körper frei.
Freiheit, die das Gen bescheret,
frisch auf Ihrer Samenbank
Wo es dann den Fortschritt mehret
sagen wir den Multis Dank.


Maria Mies zur Entstehungsgeschichte des Liedes: Dieses Gedicht entstand im Zusammenhang unserer Bewegung gegen die Gentechnik allgemein, insbesondere gegen die „Patentierung des Lebens“. Der konkrete Anlass war die Patentierung des NEEMBAUMES in Indien durch einen amerikanischen Wissenschaftler. Dieser Baum enthält eine Substanz – Azadirachtin – die gegen Pilzbefall, Schimmel und andere gefährliche Stoffe schützt. Die Leute benutzen seit Jahrtausenden alles an diesem Baum: Blätter, Zweige, Wurzeln, zum Schutz vor Krankheiten. Ein amerikanischer Wissenschaftler hat die heilsame Wirkung des Neembaums entdeckt und hat ihn prompt patentieren lassen. Gegen diese Patentierung sind wir, Vandana Shiva, ich und viele andere auf die Barrikaden gegangen. Vandana Shiva hat mit zwei anderen Frauen gegen diese Patentierung beim Europäischen Patentamt in München geklagt. Ihr Argument: Der Neem-Baum ist keine ERFINDUNG dieses amerikanischen Wissenschaftlers sondern höchstens eine ENTDECKUNG. Die heilsame Wirkung dieses Baumes war den Menschen seit Jahrtausenden bekannt. Das EU-Patentamt musste die Anerkennung dieses Patents zurückziehen.


Common Intellectual Property of People with Resistance Genes – Gemeinsames geistiges Eigentum von Menschen mit Widerstandsgenen



Online-Flyer Nr. 762  vom 01.03.2021

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