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Literatur
Über das Buch "Die Corona-Krieger - Verschwörungsmythen und die Neuen Rechten"
In den Chor der medialen Gleichschaltung eingereiht
Von Evelyn Hecht-Galinski

"Verschwörungsmythen gibt es schon lange, aber die Coronakrise, 'Hygiene-Demos' und das Internet haben ihnen noch einmal neuen Aufschwung verliehen. Einige von ihnen, etwa QAnon, gelangen auf Plattformen wie YouTube oder 4chan zu uns, andere verbreiten sich über die Sozialen Medien." Mit diesen Sätzen bewirbt der Eulenspiegel Verlag ein Buch von Matthias Kamann und Annelie Naumann. Die "Corona-Krieger"? Was für ein Titel. Ich nahm das Buch und war erstaunt über die Tendenz und Vereinfachung der aktuellen Corona-Lage. Die Autoren versuchen die Leser in eine völlig negative Ansicht zu leiten, dass alles, was mehr oder weniger an Kritik geäußert wird, mit Vorsicht zu genießen ist, und rücken es in die Ecke von Antisemitismus und Gefährdung des Rechtsstaats.

Ich möchte klarstellen, ich gehöre weder zu "Corona-Leugnern", völlig abwegig angesichts dieser gefährlichen Erkrankung, noch zu "Verschwörungsmystikern" oder zur "Neuen Rechten", zähle mich aber zu einer kritischen Gruppe, die natürlich mit Maske die Regeln einhält, aber nicht mehr bereit ist, alles widerspruchslos hinzunehmen, was uns diese Regierung an Grundrechtseinschränkungen vorschreibt. Dazu gibt es viel zu viele offene Fragen, hinsichtlich der Impfungen und etwaiger Spätfolgen, von denen niemand genau sagen kann, wie und ob sie ausfallen werden. Auch ich habe mich impfen lassen, ohne genau zu wissen, was mich noch erwartet. Aber aus gutem Grund verweigere ich keine Impfungen, sondern hoffe auf Schutz. Allerdings ist inzwischen auch hinzugekommen, dass es zu einer de facto "Impfpflicht" gekommen ist, um weiter ohne lästige und nicht wirklich aussagekräftige Tests am zukünftigen öffentlichen Leben teilhaben zu können und uneingeschränkt "alle Freiheiten zu genießen". Demnächst wird es zu einer Zweitimpfung kommen und danach zu einer jährlichen Auffrischung.

Ein Milliardenmarkt mit ungeahnten Möglichkeiten hat sich entwickelt, der auch Spekulanten und Betrüger anzieht. Welche Interessengruppen ziehen die Fäden und schmieden Pläne? Wie wird die Zukunft aussehen und welche systemischen Änderungen haben wir zu erwarten? Diese wichtigen Fragen bleiben leider unbeantwortet. Wenn man diese Fragen stellt, fühlt man sich als Leser schon beinahe in die falsche Ecke gerückt und das ist genau kontraproduktiv.

Dieses Buch ist für mich ähnlich einzuordnen wie die einseitige Gleichschaltung der "Leitmedien", wenn es darum geht, Regierungspolitik zu "verkaufen". Als 50 Schauspielerinnen und Schauspieler ihre sarkastische Video-Kunstaktion #allesdichtmachen# mit satirisch gemeinten Clips veröffentlichten, war ich begeistert - im Gegensatz zu fast allen Medien in Deutschland. Was für ein ekelhafter Shit-Storm brach über die Künstler herein, sie wurden beschimpft, mit kritischen Briefen und Tweets überhäuft. Besonders schlimm an der Sache: Kollegen fielen über sie her mit Ausdrücken wie "fremdschämen". Sogar der "Bundesverband" Schauspiel verurteilte die Kollegen aufs Schärfste.

Soweit ist es also gekommen in diesen Corona-Kriegszeiten. Wer kritisiert und Beifall aus der falschen Ecke bekommt, wird zum "Paria". Nichts liegt mir ferner als die verabscheuungswürdige AfD zu unterstützen. Das machen die Medien schon, wenn sie dieser Partei und ihren Protagonisten immer wieder medialen Raum und Aufmerksamkeit schenken. Aber wenn diese Partei zufällig meine Meinung vertritt, bin ich deshalb schuldig und muss mich davon distanzieren? Wohl kaum! Soviel Macht wie dieser rechtsextremen Partei in diesem Buch zugeschrieben wird, hat sie nicht.

Solange wir nicht wissen, wie und wer manipuliert und viele wissenschaftliche Fragen unbeantwortet bleiben, ernstzunehmende Forscher und ernstzunehmende Wissenschaftler von der Regierung an "Merkels Hof" von allen Gipfeln, Anhörungen und Diskussionen ausgeschlossen bleiben, solange wird es zu Recht ein kritisches Hinterfragen geben. Wovor hat die Regierung Angst? Wurden nicht so viele Fehler gemacht, mit falschen Versprechungen und Aussagen eine Verunsicherung geschaffen, die es genau den "Corona-Kriegern" leicht macht zu argumentieren.

Die Autorinnen Amelie Naumann und Matthias Kamann haben es meiner Meinung nach leider versäumt, auf diese kritischen Punkte einzugehen. Sie haben es sich zu leicht gemacht und sich lieber in den Chor der medialen Gleichschaltung eingereiht. Aber ich empfehle jedem an der Materie interessierten Leser sich ein eigenes Bild zu machen.


Matthias Kamann, Annelie Naumann: "Die Corona-Krieger - Verschwörungsmythen und die Neuen Rechten"



Eulenspiegel Verlag, Berlin 2021, 192 Seiten, 12,5 x 21 cm, Klappenbroschur, 16 Euro

Online-Flyer Nr. 766  vom 28.04.2021

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