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Aktueller Online-Flyer vom 29. März 2024  

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Literatur
Wir testen und testen – nicht nur im Westen
Hände weg von Konrad
Von Artur Rümmler

Langsam nähert er sich der Kette der ganz in Schwarz oder in rote T-Shirts gekleideten Gestalten, die ihm den Weg versperren. Mit ihren schnabelartigen scharfkantigen, weißen FFP2-Masken kommen sie ihm vor wie missratene, komische Vögel. Einer in Rot, klein und eher schmächtig, baut sich vor ihm auf. „Wo willst du hin?“, fragt er streng, und die Maske gibt seiner Stimme den inquisitorischen Touch. „Zur Demo.“ „Nazi!“, zischt der Kleine und stößt ihn mit beiden Händen kräftig gegen die Brust.

Konrad taumelt rückwärts, verliert das Gleichgewicht und fällt.

Aus der Kette tönt es: “Wir werden euch alle impfen!“

„Eins auf die Fresse!“

„Nazis raus!“, ruft jetzt der Kleine.

Das ist natürlich kompletter Unsinn, denn Konrad ist ein alter Antifaschist.

Konni, wie ihn seine Freunde nennen, hat sich schon mit echten Nazis angelegt, lange bevor der kleine Möchtegernantifaschist den Bauch seiner Mutter verließ.

Er richtet sich auf, reibt sich prüfend Ellbogen, Oberarm und Schulter. Tut weh, aber gebrochen ist nichts.

Ein schwarz Gekleideter, Typ Ninja und hochgewachsen, kommt hinzu.

„Lass mal den Opa in Ruhe!“, sagt er zu dem kleinen Kämpfer und hilft Konni auf die Beine.

Doch das rote Raubvögelchen will seine Beute nicht hergeben.

„Der hat eine Querdenker-Plakette!“, sagt er erregt und deutet auf Konnis Rucksack, der den Fall milderte.

„Nein, guck mal genauer hin“, beruhigt ihn der Ninja, wendet sich an Konni und hilft ihm auf: “Warum müssen Sie auch zu dieser Querdenker-Kundgebung gehen?“

„Das überlassen Sie mal mir!“, sagt Konni knapp, aber diese Frage hat er sich selber schon vor einiger Zeit beantwortet.

Als ehemaliger Lehrer weiß er, dass es sich lohnt, die eigene Meinung zu überprüfen und andere Meinungen anzuhören, und da über die Querdenker in Presse und Fernsehen viel Schreckliches berichtet und der Verfassungsschutz auf sie losgelassen wird, ist es für ihn selbstverständlich, dass er sie mal live unter die Lupe nimmt.

Zwei Polizisten, lange Kerle, nähern sich.

„Ist hier alles in Ordnung?“

„Nein“, sagt Konni und schildert knapp und sachlich den Vorfall, spürt keine Wut, keinen Hass auf den roten Raubvogel, der plötzlich, wie mit einem Zaubertrick, weggeflogen ist.

Die Polizisten, Personalien aufnehmend, befragen den Ninja und ein paar andere Kettenmitglieder, doch keiner hat etwas gesehen.

„Die Sache bleibt für uns unklar“, sagt der eine Ordnungshüter freundlich, „aber wenn Sie wollen, kommen Sie morgen aufs Revier und machen eine Anzeige.“

„Okay“, sagt Konni und startet den Rückzug.

Für heute hat er erst einmal genug.

Zu Hause gönnt er sich einen Kaffeeklatsch und prüft seinen Oberarm. Na ja, leichte Schmerzen, aber nicht im Schultergelenk, wahrscheinlich nur eine Prellung.

Anzeige? Konni ist keiner, der großes Trara macht, als Lehrer arbeitete er mit Empathie und setzte auf Überzeugung. Also beschließt er, dass mit Hilfe der Polizei eine der angegebenen Adressen seinen Brief an den verschwundenen Attentäter weiterreichen soll, der Kleine wird mit der Zeit wohl einsichtiger werden.

In der Nacht hat Konni einen bösen Traum von einem gespenstischen Zug. Eine Königin namens Mutti Murks rollt triumphierend im altrömischen, mit Gold beschlagenen Kampfwagen, einem von Sklaven gezogenen Achtspänner, vorbei, ihr einfarbiges, blaues Kleid mit gelben Sternen flattert im brausenden Wind wie die EU-Fahne, von den Zacken ihrer goldenen Krone schießen rubinrote Spike-Proteine glühende Blitze in Konnis Augen, und Mutti Murks ruft höhnisch „Wenn ihr nicht gehorsam seid, müssen wir die Zügel wieder anziehen!“, lachend schwingt sie die Peitsche über den schreienden Sklaven, die sich in wiehernde Pferde verwandeln und wieder in Menschen und rufen „Wir sind doch gehorsam, wir haben Angst vor dem Virus, nur du kannst uns retten“, und Mutti Murks lacht zufrieden „Brav so! Gemeinsam werden wir das Virus besiegen. Wir schaffen das.“

Dem königlichen Wagen folgt dichtauf ein Sechsspänner mit einem hohen Würdenträger, einem Herrn Spein, auf seinem bunten Gewand leuchten die Namen großer Pharmafirmen, mit gönnerhafter Miene und großzügiger Gebärde wirft er, wie die Narren beim Karneval ihre Bonbons, weiße Masken unters Volk am Straßenrand und ruft „Nehmt die schützenden Masken, sie kosten nicht viel, ich habe noch genug davon“, und die Leute jubeln „Danke, Herr Spein, jetzt kann uns nichts mehr passieren!“

Auf dem folgenden Vierspänner stehen eng nebeneinander zwei Würdenträger von geringerem Rang. Ein Herr Klabautermann telefoniert gerade mit einem großen Konzern und kümmert sich nicht um die jubelnde Menge. Der andere namens Spielmann ruft wie ein Leierkasten immer wieder dasselbe: „Seid vorsichtig! Beachtet meine Zahlen! Befolgt die Maßnahmen, sonst seid ihr schuld an der Pandemie! Hört auf die Königin!“ Jetzt hat Klabautermann sein wichtiges Telefonat beendet, doch der Wagen entfernt sich und Konni hört nur noch die in strengem, tadelndem Ton ausgestoßenen Sätze „Keine Privatsphäre mehr! Das ist vorbei!  Wir müssen auch Kinder impfen!“, und die Menge verbeugt sich.

Umjubelt auch einige Landesfürsten, in kleinen, leichten Kutschen mit goldenen Türen rollen sie vorbei, ihre breiten Cowboyhüte tragen die Farben ihrer Bundesländer, und ihren winkenden Händen entflattern kleine Geldscheine, auf die sich die Zuschauer stürzen.

Plötzlich stehen die Kampfwagen und Kutschen auf der Wiese vor dem Reichstag und bilden eine Wagenburg, wie man sie aus Wildwestfilmen kennt, und Konni kreist wie ein Hubschrauber über ihr. Eine feierliche und dennoch recht flotte Melodie, entfernt ähnlich der Deutschlandhymne, erklingt und die Herrschenden auf ihren Fahrzeugen singen in perfekt einstudiertem Chor:

Wir testen und testen
nicht nur im Westen.
Testen treibt die Inzidenz,
füttert Angst vor Pestilenz,
erlaubt uns jeden Zwang.
Wir impfen und impfen,
impfen ist wichtig, impfen tut gut,
impfen macht den Angstidioten
immer wieder frischen Mut.
Die wir Mutationen nannten,
heißen heute Varianten.
Lang ist der Griechen Alphabet,
wir reiten gern Coronawellen.
Wir impfen und impfen,
impfen ist wichtig, impfen macht frei,
beendet eure Sklaverei.
Vergesst eure Vergangenheit,
wir impfen bis in Ewigkeit.

Begeistert stimmt die Menschenmenge mit ein, wobei die Schnabelmasken ihrem Gesang etwas Dumpfes verleihen, und als die Herrschenden beginnen, reichlich Spritzen und Ampullen auf die gierige Menge zu werfen, entsteht ein panikartiges Gedränge vor den Wagen, wo sich Konni plötzlich wiederfindet, geschoben, gestoßen und getreten, einen Ausweg suchend,  und plötzlich schwebt der kleine rote Raubvogel vor ihm mit einer großen Spritze und sticht ihn in den Oberarm.

Hier erwacht Konni, nach Luft schnappend. Mit Getöse wälzen sich noch die bizarren, schrecklichen Bilder durch sein Bewusstsein, bis sie sich nach und nach auflösen wie Nebel. Wieder bei Verstand, versucht er, geübt in Traumdeutung, seinen Albtraum zu verstehen. Der schmerzhafte Schluss des Traums resultiert ganz einfach aus einem Körperreiz, das ist klar, der Arm tut weh.

Schwieriger die Deutung des Gesamtgebildes. Auf der Subjekt-Stufe sollen alle Personen und Vorgänge den Elementen und Bestrebungen seines Unbewussten entsprechen, aber Konni gibt sich nicht ab mit diesen Feinheiten. Sinnvoller scheint ihm die Deutung auf der Objekt-Stufe, und bei näherer Betrachtung stellt er, neben dem kleinen Attentäter, noch weitere Bezüge zur Realität fest, gewisse Ähnlichkeiten mit politischen Personen und Vorgängen, verschlüsselt zwar, doch offensichtlich vorhanden.

Und Konni wird neugierig. Was er seinen Schülern beibrachte, praktiziert er jetzt selber: das Hinterfragen. Vom Fernsehen und den Konzernmedien, mit deren Infos er sich bisher hat füttern lassen, erwartet er  auf seine Fragen keine Hilfe. Mit Spannung wendet er sich den Medien jenseits des Mainstreams zu. Und er geht systematisch vor, vom Kleinen ins Große.

Dem gut informierten Lesenden der Neuen Rheinischen Zeitung brauche ich Konnis Erkenntnisse hier nicht ausführlich auszubreiten, es reicht die Aufzählung einiger Stationen seiner geistigen Entwicklung im Zeitraffer: das grippeähnliche Virus, keine Übersterblichkeit, der betrügerische PCR-Test, die leicht durchschaubaren Zahlenspiele zu Infizierten und Toten, die gezielte Erzeugung von Angst und Panik, die niederträchtige Rolle der Mainstream-Medien, die Fetischisierung der nicht schützenden Masken, der Abbau von Grundrechten, die Verfolgung und wirtschaftliche Vernichtung von Andersdenkenden, die Hass verbreitende sogenannte Antifa als verlängerter Arm der Regierung, die Durchsetzung der Sprache mit Elementen des diktatorischen Newspeak, die Zensur durch Big Data im Internet, die Impf-Apartheid, der immer stärker werdende Zwang zur Impfung mit gefährlichen Vakzinen usw. Darüber hinaus beginnt er, sich mit der internatioalen Lage zu beschäftigen, mit der Finanzelite, den Global Players und mächtigen Organisationen, und er stößt auf die von ihm noch nicht beantwortete Frage, ob der Welt ein neuer Faschismus droht.

Die geistige Arbeit Konnis erstreckt sich über Wochen und Monate, sie ist Schwerarbeit, die wir loben und gar bewundern sollten, denn Konrad räumt schwere Brocken und viel Schrott aus seinen gedanklichen Wegen, bis er die Welt vom Kopf auf die Füße gestellt und die Realität in Klarheit vor seinen Augen hat.

Parallel zur Anstrengung seiner Vernunft besucht er die Demos der Grundrechte-Kämpfer, genießt ihre wohltuenden Gespräche, und das Zusammentreffen mit seinen neuen Freunden liefert ihm Energien. Konni blüht auf, wird selber zum Kämpfer, und die neuen Freunde verschönern sein Leben, durch sie wird sein Alltag bunter.

Lange schon hat sich sein Oberarm beruhigt, und manchmal denkt Konni zurück an den kleinen, verirrten Täter, der ihm im wahrsten Sinne den entscheidenden Anstoß gab. Sollte er ihm nicht dankbar sein?

Sein Leben ist praller, satter geworden. Von wegen Opa! Er fühlt sich wieder jung, voller Lebensfreude, wozu natürlich auch ein weibliches Wesen beigetragen hat. Doch das ist eine andere Geschichte.

Online-Flyer Nr. 773  vom 07.07.2021

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