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Krieg und Frieden
Korrespondenz zur Forderung "NATO raus aus Deutschland – Deutschland raus aus der NATO"
So können die NATO-Verbrecher ganz zufrieden sein
Von Hans-Joachim Kahlke

Hans-Joachim Kahlke kommt das Verdienst zu, mal wieder offen zu legen, welche Kräfte in der deutschen Friedensbewegung den Ton angeben. Es könnte fast der Eindruck entstehen, dass diese der verlängerte Arm der NATO-Verbrecher sind. Sonst wäre es kaum zu erklären, dass eine so wirkmächtige Forderung wie "NATO raus aus Deutschland – Deutschland raus aus der NATO" von diesen Kräften hartnäckig zurückgewiesen wird. Die NRhZ dokumentiert die Korrespondenz von Hans-Joachim Kahlke mit dem Stuttgarter "Buero Friedensnetz".


Dieter vom "Buero Friedensnetz" am 10. Dezember 2021 an seine "lieben Freund*innen"

(...) Ebenfalls angehängt sind die ersten Vorschläge für "knackige Aufrufe" zum Stuttgarter Ostermarsch 2022. Die ersten drei sind alle von J., der letzte ist von den Naturfreunden Württemberg. Bitte führt sie Euch zu Gemüte und lasst Euch von ihnen für noch bessere Ideen inspirieren. (...) Mit Friedensgrüßen D.


Hans-Joachim Kahlke am 11. Dezember 2021 an Dieter vom "Buero Friedensnetz"

Liebe*r Dieter*in, die zentrale Forderung einer sich und die Kriegsgefahr ernst nehmenden Ostermarsch-Aktion müsste natürlich das sein, was den Herrschenden und auch ihrem DGB so gar nicht gefällt: NATO RAUS AUS DEUTSCHLAND! – DEUTSCHLAND, RAUS AUS DER NATO! Allein, in den von Dir präsentierten Aufruf-Vorschlägen findet sich kaum das bloße Wort NATO. Und das Wort "Imperialismus" ist der Selbstverleugnung schon seit langem zum Opfer gefallen. So können die NATO-Verbrecher denn ganz zufrieden sein: aus Stuttgart jedenfalls schlägt ihnen nur geballte Harmlosigkeit entgegen. Beste Grüße, Hajo


Dieter vom "Buero Friedensnetz" am 12. Dezember 2021 an Hans-Joachim Kahlke

Ich finde die Parole beschert, wenn nicht nationalistisch-überheblich. Was wäre gewonnen, wenn es ein Deutschland ohne NATO oder eine Nato ohne Deutschland gäbe? Es gäbe eine NATO, die weiterhin den aggressiven imperialistischen Kurs fahren würde. Und was für eine Anmaßung, dass gerade wir, die wir weder Hochrüstung, atomare Teilhabe und auch sonst nix verhindern können, sondern uns gerade eine herrliche Ampelkoalition eingehandelt haben, ohne die Solidarität der internationalen Friedensbewegung den deutschem Militarismus stoppen zu können vermeinen? >>> Ich will kein Deutschland ohne NATO, und auch keine NATO ohne Deutschland, sondern eine Welt ohne NATO und Krieg. Dieter


Hans-Joachim Kahlke am 12. Dezember 2021 an Dieter vom "Buero Friedensnetz"

Hallo, also, bis "beschert" wird, dauert es noch ein paar Tage... Doch im Ernst: Daß wir viele Erscheinungsformen und Zuspitzungen des Übels nicht verhindern konnten, und aller Voraussicht nach auch in naher Zukunft nicht verhindern werden können, kann doch kein Grund sein, nicht das Übel als solches und in seinem Kern zu benennen und zu bekämpfen. Und zwar ein Jeglicher in seinem Land, also primär in Bezug auf die NATO-Mitgliedschaft konkret des eigenen Landes. Daran ist nix "Nationalistisch-überheblich". Im Gegenteil, das ist Solidarität der internationalen Friedensbewegung in konkreter Umsetzung.

Denn wir hier in Deutschland können eben schlecht den NATO-Austritt etwa Portugals oder Griechenlands fordern, so sehr wir die entsprechenden Forderungen in diesen Ländern begrüßen, und so sehr just diese komplementären Forderungen dann unserer, in Bezug auf Deutschland gestellten, Austrittsforderung erst den richtigen Rahmen geben.

Selbstverständlich aber wäre es denn enorm positiv, wenn Deutschland oder auch ein anderes Land dem seinerzeitigen Vorbild des "nationalistischen" Frankreichs de Gaulles folgen würde, und die Mitgliedschaft in der Aggressiv-Allianz aufkündigen würde.

Aber auch schon vor einem, gewiss momentan nahezu utopisch erscheinenden, tatsächlichen NATO-Austritt Deutschlands oder eines anderen Landes wäre allein schon die gesellschaftliche Präsenz und Popularisierung der bislang gründlich tabuisierten Austrittsforderung (tabuisiert im Einklang mit der unausgesprochenen Vorgabe, dass die NATO zwar oft Fehler mache, aber an sich keineswegs der Fehler sei) ein großer Erfolg.

Richtig, das Übel NATO würde trotz allem noch geraume Zeit weiter existieren und wüten (ganz zu schweigen vom speziellen Übel US-Imperialismus), aber es wäre im Falle eines Austritts oder auch nur einer heftigen Austrittsdiskussion politisch deutlich geschwächt.

Warum, meinst Du, legen umgekehrt die NATO-Verbrecher so viel Wert darauf, ihre Expansion auch noch auf die kleinsten, militärisch völlig unbedeutenden, Staaten zu erstrecken? Jede Expansion, selbst die kleinste, ist für sie ein wichtiger politischer Sieg, und ein Ansporn für eine noch grössere Aggressivität.

Übrigens: Wenn Du von "nuklearer Teilhabe" schreibst - das ist Propaganda-Sprech. Als wäre das sowas wie "unteilbar" oder Inklusion. Assoziiert werden soll durch diese Begriffskonstruktion auch sowas wie Großzügigkeit, Gleichheit und Gerechtigkeit - wo in Wahrheit vom ATOMWAFFEN-ZUGRIFF der Bundeswehr die Rede ist.

Online-Flyer Nr. 783  vom 22.12.2021

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