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Globales
Zum 8. Mai, dem Tag der Befreiung
Faschismus in Westdeutschland lebendig geblieben
Von Luz María De Stéfano Zuloaga de Lenkait

Der 8. Mai ist der Tag der Befreiung Deutschlands von einer gewalttätigen menschenverachtenden faschistischen Nazi-Herrschaft. Dieser Tag sollte deshalb ein Feiertag sein. Nazi-Deutschland wurde aber nur militärisch, nicht politisch besiegt. Der Faschismus blieb lebendig an der Spitze der westdeutschen Gesellschaft und in ihrer Mitte verankert. Diese hässliche Wirklichkeit entblößte sich vor allem in den sechziger Jahren, als ein vormaliges NSDAP-Mitglied, nämlich Georg Kiesinger, Kanzler der westdeutschen Bundesrepublik wurde, ein früherer leitender Ribbentrop-Mitarbeiter und Goebbels-Journalist, der maßgeblichen Einfluss auf die Nazi-Propaganda ausübte und die 5. Kolonne Hitlers über den Äther organisieren half. Dieser Mann wurde Bundeskanzler ohne Proteste außer der öffentlichen Ohrfeige von Beate Klarsfeld, die bravourös und entschieden gegen diesen verderblichen politischen Zustand in der Bundesrepublik kämpfte. Diese hässliche historische Wirklichkeit, die den heutigen fehlenden Gedenktag für die Befreiung von der Nazi-Herrschaft schändlich belegt, klagt die desolaten gesellschaftlichen Verhältnisse hierzulande an.

Dieses fehlende Geschichtsbewusstsein in Deutschland erklärt, wieso die Nazi-Präsenz im Kiewer Regime nicht ernsthaft wahrgenommen wird und keine Sorge verursacht. Die Berliner Regierung verschließt sich, das Ziel Russlands, die Ukraine zu entnazifizieren, als richtig zu verstehen und solidarisiert mit dem widerwärtigen faschistoiden Regime Kiews!

Das ist krank. Woher kommt diese krankhafte Gehässigkeit gegenüber Russland bei einigen deutschen Verantwortungsträgern? Vielleicht liegt der springende Punkt in der Vergangenheit, bei ihren Vorfahren im verbrecherischen Nazi-Regime. Haben deutsche Führungskräfte es akzeptiert und freuen sich, dass die Sowjetunion (Russland) Deutschland vom Nazi-Faschismus befreite? Es waren die Russen und ihre sowjetischen Brüdervölker, die zuerst in Stalingrad die Wehrmacht schlagkräftig besiegten und zuletzt in Berlin dem Faschismus das Genick brachen! Liegt hier die tiefliegende Frustration und der Groll der gegenwärtigen deutschen Verantwortungsträger und Redakteure? Als die Amerikaner Westdeutschland okkupierten, mussten sie sich mit dem breit verankerten Nazismus in der deutschen Gesellschaft konfrontieren. Ein psychologischer US-Bericht bestätigt diese hässliche, allgemeine Lage.

Eine Entnazifizierung in Westdeutschland hat es nie gegeben. Den Amerikanern war dies nicht gelungen. Lediglich die DDR entwickelte sich als anti-faschistischer Staat, wo keine Nazis in Regierungen saßen oder an ihre Spitze kamen. Dagegen gelangten Nazi-Elemente in Westdeutschland nicht nur in hohe Positionen, sondern beherrschten auch den westdeutschen Auslandsnachrichtendienst. (ZDF-Sendung, 02.03.2022)

Immer wieder den Tag der Befreiung (8. Mai) von Regierung ignoriert

Die Berliner Regierung ignoriert immer wieder den Tag der Befreiung (8. Mai) und die Medien ebenso. Schon im letzten Jahr, kaum ein Wort, kaum ein Artikel über dieses bedeutende historische Vermächtnis. Sind (west)deutsche Regierungsvertreter und ihre Redaktionen immer noch irritiert, weil die Sowjetunion den Nazi-Faschismus besiegte? Sind sie seitdem krankhaft voller Revanche-Ressentiments?

"Die Befreiung der Völker Europas von den faschistischen Eroberern und Unterdrückern war eine welthistorische Tat. ... Unübersehbar hatte die sowjetische Armee den größten Anteil am Sieg über den Faschismus. Hitlers Armeen wurden vor Moskau im Winter 1941 zum ersten Mal gestoppt und zurückgeschlagen. Sie erlebten in Stalingrad und im Kaukasus ihre ersten großen Niederlagen, verloren 1943 endgültig die strategische Initiative. Bis zu diesem Zeitpunkt stand die Sowjetarmee auf dem europäischen Festland allein der faschistischen Koalition gegenüber. Sie erkämpfte die Wende des Krieges. Erst dann landeten alliierten Truppen in Italien, erst im Juni 1944 entstand mit der Landung in der Normandie die versprochene zweite Front. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Rote Armee aus eigener Kraft ihr Land fast völlig befreit... Auch nach der Landung in der Normandie blieb die sowjetische Front die Hauptfront..." ("8. Mai 2014: Jahrestag der Befreiung vom Faschismus" von nh, UZ, 1. Mai-Woche 2014). Dieser Erkenntnis ist die dritte Generation nach der Nazi-Herrschaft noch nicht gewachsen. Sie schweigt größtenteils oder verliert sich in Ressentiments gegen die Befreier, die Russen. Was hindert die deutsche Regierung an ein angemessenes, ehrenvolles Gedenken? Es gibt dafür einen Ort in Berlin, das Ehrenmal für die gefallenen sowjetischen Soldaten.

Ehrenvolles Denkmal für die Opfer des Faschismus in jede Stadt

Abgesehen davon, sollte in jeder deutschen Stadt ein ehrenvolles Denkmal für die Opfer des Faschismus errichtet werden. Die kulturell-politische Rückständigkeit Deutschlands wird überall schamlos mit unehrenhaften Symbolen offenkundig mit den Bismarck-, Hindenburg- und den Hohenzollern-Straßen und Denkmälern. In diesem Zusammenhang ist daran zu erinnern, dass die Neue Wache in Berlin von 1955 bis zur Auflösung der DDR das Mahnmal für die Opfer des Faschismus und Militarismus war. Danach wurde es bezeichnenderweise umgewidmet in „Zentrale Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft“.

Befreiung Deutschlands vom Faschismus unter Riesen-Opfer der Roten Armee und sowjetischer Zivilisten

Warum sollte es nicht länger um das Gedenken und die Hochachtung der über 27 Millionen Opfer der Roten Armee und der sowjetischen Zivilisten gehen, den einfachen Menschen, die von der Wehrmacht und SS in ihren Dörfern und Städten massakriert wurden, die Soldaten der Roten Armee und anderer Armeen, die gegen die faschistische Nazi-Armee im schweren Kampf ihr Leben lassen mussten und denen die Niederlage des Nazi-Verbrecherstaates und damit die Befreiung Deutschlands vom Faschismus gelang. Sie alle sind Opfer des Nazi-Faschismus, sie, die Befreier Deutschlands und der deutsch besetzten Gebiete in großen Teilen Europas, die mit ihrem Leben dafür bezahlt haben. Das ist niemals zu vergessen!

Würdevolle Worte finden

Jeder Staatschef der zivilisierten Welt. besonders aber in Deutschland, sollte wissen, würdevolle Worte zu finden, um die Niederlage des Faschismus zu feiern, just am Tag seiner militärischen Niederlage, der 8. Mai. Es war Russland, damals die Sowjetunion, der Sieger über Nazi-Deutschland im Jahr 1945. Dank der Sowjetunion, dem heutigen Russland und den anderen ehemaligen Unionsrepubliken, wurde der deutsche Faschismus, der Nationalsozialismus, besiegt. Deswegen sollten Deutschland und ganz Europa außerordentlich dankbar gegenüber Russland sein.

8. Mai ist es wert, ein europäischer Feiertag zu sein

Der Befreiungstag 8. Mai ist es wert, ein europäischer Feiertag zu sein, ein Motiv zum Feiern und ein Fest für alle Länder, für allen freien Männer und Frauen, die den Frieden lieben.

Volksverhetzung strafrechtlich verfolgen

Wir erleben den neuen Faschismus, nämlich die Missachtung von Recht und Gesetz, mit der Wiederkehr der hegemonialen Kanonenbootpolitik im 21. Jahrhundert, ein Faschismus, der viel gefährlicher, viel menschenverachtender und verbrecherischer ist als der alte bekannte europäische Faschismus des 20. Jahrhunderts. Ihn durch propagandistische Lügen und konstruierte Erfindungen kalkuliert in die Öffentlichkeit zu tragen, ist Volksverhetzung, die selbstverständlich strafrechtlich verfolgt gehört und in jedem Strafrechtskodex der zivilisierten Welt unter Strafe steht.

In diesen Sumpf immer tiefer einsinkend, geben die USA keine Signale von Vernunft und Normalität von sich. Wie Sigmund Freud über Woodrow Wilson schrieb, hat US-Präsident Joe Biden „die wunderbare Fähigkeit, Fakten zu ignorieren und zu glauben, was er will”. Rationalität ist bei der Führung in Washington nicht mehr zu erkennen. Trotz der schwersten finanziellen Krise, die ihre Bevölkerung am härtesten trifft, beharrt die US-Regierung darauf, weitere gigantische Ressourcen in unproduktive Rüstungsprojekte, in über achthundert weltweite Militärstützpunkte und in diversen Kriegsaktivitäten zu vergeuden. Ein irrsinniger katastrophaler Weg! Es ist eine Zumutung, auch nur daran zu denken, Deutschland und Europa sollten mit eigener Geldverschwendung dabei beitragen. Die Vereinigten Staaten üben auf vielerlei Art und Weise auf Berlin aus, um die deutsche Annäherung an Russland zu verhindern, was langfristig aber niemals gelingen wird, denn die Union und Kooperation zwischen Deutschland und Russland ist das natürlichste und konstruktivste Band für Europa. Angelsächsische Cliquen und wahrscheinlich auch bestimmte Pariser Kreise um den Bankier-Präsident Macron sind neidisch auf das deutsch-russische Potenzial an Zusammenarbeit, von der beide Länder große Vorteile haben werden und die ganz Europa einschließlich der Russischen Föderation nur weiter bringen kann.

Die Vergangenheit annehmen

Der einstige Bundespräsident Richard von Weizsäcker hatte in seiner Rede am 8. Mai 1985 den Begriff Befreiung ausgesprochen und damit große Irritationen in deutschen Führungskreisen ausgelöst. „Die meisten Deutschen hatten geglaubt, für die gute Sache des eigenen Landes zu kämpfen und zu leiden. Das alles war nicht nur vergeblich und sinnlos, sondern es hatte den unmenschlichen Zielen einer verbrecherischen Führung gedient. ... Es gab viele Formen, das Gewissen ablenken zu lassen. ... Wir alle, ob schuldig oder nicht, ob alt oder jung, müssen die Vergangenheit annehmen."

Befreiung vom Faschismus in DDR Staatsräson

Im anderen Deutschland, in der Deutschen Demokratischen Republik, gehörte die Befreiung vom Faschismus seit ihrer Gründung zur Staatsräson. Dort war darüber in den Schulbüchern zu lesen, und das seit Jahrzehnten. Dagegen taucht der Begriff Befreiung bis heute nicht in gebräuchlichen gesamtdeutschen Schulgeschichtsbüchern auf. Von der Befreiung vom Faschismus zu sprechen und zu schreiben war und ist hierzulande nur unter fortschrittlichen Denkern und Politikern ganz selbstverständlich.


Verfasst am 10.05.2022


Luz María de Stéfano Zuloaga de Lenkait ist chilenische Rechtsanwältin und Diplomatin (a.D.). Sie war tätig im Außenministerium und wurde unter der Militärdiktatur aus dem Auswärtigen Dienst entlassen. In Deutschland hat sie sich öffentlich engagiert für den friedlichen Übergang der chilenischen Militärdiktatur zum freiheitlichen demokratischen Rechtsstaat, u.a. mit Erstellen von Gutachten für Mitglieder des Deutschen Bundestages und Pressearbeit, die Einheit beider deutschen Staaten als ein Akt der Souveränität in Selbstbestimmung der beiden UN-Mitglieder frei von fremden Truppen und Militärbündnissen, einen respektvollen rechtmäßigen Umgang mit dem vormaligen Staatsoberhaupt der Deutschen Demokratischen Republik Erich Honecker im vereinten Deutschland, für die deutsche Friedensbewegung, für bessere Kenntnis des Völkerrechts und seine Einhaltung, vor allem bei Politikern, ihren Mitarbeitern und in Redaktionen. Publikationen von ihr sind in chilenischen Tageszeitungen erschienen (El Mercurio, La Epoca), im südamerikanischen Magazin “Perfiles Liberales”, und im Internet, u.a. bei Attac, Portal Amerika 21, Palästina-Portal. Einige ihrer Gutachten (so zum Irak-Krieg 1991) befinden sich in der Bibliothek des Deutschen Bundestages.


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