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Rede beim Flashmob im Rahmen der Kundgebung am 23. April 2022 in Brüssel
"Wir werden diesen Kampf gewinnen, wir müssen diesen Kampf gewinnen. Befreit Julian Assange!!!"
Von Stella Assange – in deutscher Übersetzung von Bettina Irmgard van den Berg-Graef
Danke euch allen, es berührt mich so sehr! Danke dafür, dass ihr hier seid! Menschen fragen mich, wie es mir geht, ich weiß wirklich nicht, wie ich diese Frage beantworten soll, denn die meiste Zeit geht es mir gut, aber es ist hart. Es ist nun einen Monat her, dass Julian und ich geheiratet haben, im Belmarsh-Gefängnis, und es war ein süßer und glücklicher Moment für uns, trotz des ganzen Horrors. Und da ist etwas in der Erfahrung, das immer klarer und offensichtlicher wurde, das ist nämlich, dass, so groß auch der Horror sein mag, da Menschlichkeit ist, Mitgefühl... Und das darf man nicht aus den Augen verlieren. Was sie Julian antun, ist grauenvoll, aber es lässt in normalen Menschen, in Menschen mit menschlichem Mitgefühl, etwas erwachen, das unbedingte Bedürfnis, zu zeigen, dass sie voller Abscheu und Empörung sind, dass das nicht toleriert werden wird.
Stella Assange, Brüssel, 23. April 2022 (Foto: arbeiterfotografie.com)
Wisst ihr, ich bin in Südafrika aufgewachsen, und meine Eltern waren aktiv im Kampf gegen die Apartheid, und ich erinnere mich, dass ich als Kind zu Kundgebungen ging. Ich sang Lieder für die Freiheit und ich schrie: Befreit Nelson Mandela! Und Nelson Mandela war für 27 Jahre im Gefängnis, und ich sage euch, dass, nachdem 15 Jahre seiner Haft vergangen waren, Menschen dachten, er würde nie befreit, aber er wurde befreit, weil anständige Menschen kamen und für ihn eintraten. Sie standen auf, und sie schrieen für seine Freiheit, und sie sagten, sie hätten auch dann geschrieen, wenn sie die einzigen gewesen wären. Und ich kann euch sagen, auch wenn Nelson Mandela mittlerweile anerkannt ist und den Status eines Heiligen hat, so gab es während seiner Haftzeit viele Leute, die zusahen und nichts sagten, auch wenn nach seiner Entlassung alle auf einmal für ihn gekämpft haben wollten und sagten, sie seien anständig gewesen.
Es ist so, dass es ein paar anständige Menschen braucht, um den Weg aufzuzeigen und zu zeigen, wofür wir stehen, denn wir schaffen die Wirklichkeit um uns herum.
Als Julian das "Collateral Murder-Video" veröffentlicht hat, ehrte er das Andenken an die Menschen, die getötet worden waren. Als er die "Irak war logs" und die "Afghanistan war logs" veröffentlichte, ehrte er zehntausende Opfer, die nicht einmal anerkannt worden waren. Und diese Veröffentlichungen sind keine Angelegenheit der Vergangenheit, denn diese Verbrechen blieben ungesühnt, die Kriegsverbrecher wurden nie zur Rechenschaft gezogen.
Die Geschichte von Wikileaks ist einfach: einer, der veröffentlicht und sich dafür entscheidet, sich auf von Staaten begangene Verbrechen zu spezialisieren, auf Folter, auf das Töten Unschuldiger in Kriegen. Und diese Veröffentlichungen verärgerten die Supermacht USA so sehr, dass diese Rache nahm. Und sie kamen mit der geballten Macht und jedem Mittel, um diesen Mann zu zerstören, nicht nur diesen Mann, sondern das, wofür er steht: das Recht der Öffentlichkeit darauf, zu erfahren, wenn Staaten Verbrechen begehen.
Wenn wir Julian verteidigen, wenn ihr Julian verteidigt, verteidigt ihr nicht nur den Anstand und das Gedenken an all jene, die getötet wurden, sondern ihr verteidigt auch unser Recht auf eine Zukunft, in der wir frei sind, frei über Verbrechen zu sprechen, wenn sie von Staaten begangen werden.
Was Julian angetan wurde, ist ein Verbrechen. Das Gesetz wurde missbraucht, um ihn in Haft zu halten, Jahr für Jahr, dafür, dass er das Richtige tat. 3 Jahre in Belmarsh. Wann wird es enden? Wird es in Großbritannien enden, wo wird das Endspiel sein? In Großbritannien? Wird es noch möglich sein, Einspruch einzulegen? Aber schließlich wird es in Europa zu Ende gehen und genau deshalb bin ich hier. Europa kann Julian befreien, Europa muss Julian befreien, denn am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte wird Juliens Fall Rechtsprechung schreiben. Was dieser durchgehen lässt, wird über den Umfang der uns verbleibenden Pressefreiheit entscheiden, über unser Recht, an Informationen zu kommen, die im öffentlichen Interesse sind.
Wir befinden uns jetzt in einer Phase, in der Staaten viel mächtiger sind, als sie es noch vor 10 Jahren waren. Der Überwachungsstaat ist durchsetzt mit privaten Sicherheits- und Kapitalinteressen und mit denen der Tech-Giganten. Und unsere Freiheiten als normale Bürger werden in unglaublichem Umfang eingeschränkt. Alle unsere Freiheiten sind gebunden an Julians Freiheit.
Ich bitte euch alle, weiter für Julian zu kämpfen. Wir müssen diesen Kampf ständig neu erfinden, wir müssen unsere Solidarität zeigen. So schrecklich das, was Julian angetan wird, auch ist, so ist es dennoch für uns eine Möglichkeit, andere anständige Menschen ausfindig zu machen, Menschen, die an etwas glauben, die an die Freiheit glauben und die daran glauben, einen Mann zu verteidigen, der uns alle verteidigt.
Gerade bevor ich hier sprach, sprach ich mit Julian und ich sagte ihm, dass Menschen aus ganz Europa hier sind und auch Leute aus Brüssel, und von der unglaublichen Wärme, Fürsorglichkeit und Solidarität der Menschen hier und dass wir nicht die einzigen sind. Da sind Millionen in der ganzen Welt. Die andere Seite will uns glauben machen, dass es nicht so sei. Das ist ihr Angriff, und es ist nicht wahr. Wir sind Millionen anständiger Menschen, denn Julian hat so viele Menschen berührt, hat so vielen Kriegsopfern und Opfern von Menschenrechtsverletzungen eine Stimme gegeben, das kann niemand wegnehmen. Wir werden diesen Kampf gewinnen, wir müssen diesen Kampf gewinnen. Befreit Julian Assange!!!
Video vom Flashmob mit Stella Assange im Rahmen der Kundgebung für die Befreiung von Julian Assange, Brüssel, 23. April 2022:
Siehe auch:
Fotogalerie
EU Free Assange, Konzert/Kundgebung, Brüssel, 23. April 2022
Wir stehen zu Julian Assange!
Von Arbeiterfotografie
NRhZ 790 vom 04.05.2022
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=28050
Online-Flyer Nr. 792 vom 08.06.2022
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Globales
Rede beim Flashmob im Rahmen der Kundgebung am 23. April 2022 in Brüssel
"Wir werden diesen Kampf gewinnen, wir müssen diesen Kampf gewinnen. Befreit Julian Assange!!!"
Von Stella Assange – in deutscher Übersetzung von Bettina Irmgard van den Berg-Graef
Danke euch allen, es berührt mich so sehr! Danke dafür, dass ihr hier seid! Menschen fragen mich, wie es mir geht, ich weiß wirklich nicht, wie ich diese Frage beantworten soll, denn die meiste Zeit geht es mir gut, aber es ist hart. Es ist nun einen Monat her, dass Julian und ich geheiratet haben, im Belmarsh-Gefängnis, und es war ein süßer und glücklicher Moment für uns, trotz des ganzen Horrors. Und da ist etwas in der Erfahrung, das immer klarer und offensichtlicher wurde, das ist nämlich, dass, so groß auch der Horror sein mag, da Menschlichkeit ist, Mitgefühl... Und das darf man nicht aus den Augen verlieren. Was sie Julian antun, ist grauenvoll, aber es lässt in normalen Menschen, in Menschen mit menschlichem Mitgefühl, etwas erwachen, das unbedingte Bedürfnis, zu zeigen, dass sie voller Abscheu und Empörung sind, dass das nicht toleriert werden wird.
Stella Assange, Brüssel, 23. April 2022 (Foto: arbeiterfotografie.com)
Wisst ihr, ich bin in Südafrika aufgewachsen, und meine Eltern waren aktiv im Kampf gegen die Apartheid, und ich erinnere mich, dass ich als Kind zu Kundgebungen ging. Ich sang Lieder für die Freiheit und ich schrie: Befreit Nelson Mandela! Und Nelson Mandela war für 27 Jahre im Gefängnis, und ich sage euch, dass, nachdem 15 Jahre seiner Haft vergangen waren, Menschen dachten, er würde nie befreit, aber er wurde befreit, weil anständige Menschen kamen und für ihn eintraten. Sie standen auf, und sie schrieen für seine Freiheit, und sie sagten, sie hätten auch dann geschrieen, wenn sie die einzigen gewesen wären. Und ich kann euch sagen, auch wenn Nelson Mandela mittlerweile anerkannt ist und den Status eines Heiligen hat, so gab es während seiner Haftzeit viele Leute, die zusahen und nichts sagten, auch wenn nach seiner Entlassung alle auf einmal für ihn gekämpft haben wollten und sagten, sie seien anständig gewesen.
Es ist so, dass es ein paar anständige Menschen braucht, um den Weg aufzuzeigen und zu zeigen, wofür wir stehen, denn wir schaffen die Wirklichkeit um uns herum.
Als Julian das "Collateral Murder-Video" veröffentlicht hat, ehrte er das Andenken an die Menschen, die getötet worden waren. Als er die "Irak war logs" und die "Afghanistan war logs" veröffentlichte, ehrte er zehntausende Opfer, die nicht einmal anerkannt worden waren. Und diese Veröffentlichungen sind keine Angelegenheit der Vergangenheit, denn diese Verbrechen blieben ungesühnt, die Kriegsverbrecher wurden nie zur Rechenschaft gezogen.
Die Geschichte von Wikileaks ist einfach: einer, der veröffentlicht und sich dafür entscheidet, sich auf von Staaten begangene Verbrechen zu spezialisieren, auf Folter, auf das Töten Unschuldiger in Kriegen. Und diese Veröffentlichungen verärgerten die Supermacht USA so sehr, dass diese Rache nahm. Und sie kamen mit der geballten Macht und jedem Mittel, um diesen Mann zu zerstören, nicht nur diesen Mann, sondern das, wofür er steht: das Recht der Öffentlichkeit darauf, zu erfahren, wenn Staaten Verbrechen begehen.
Wenn wir Julian verteidigen, wenn ihr Julian verteidigt, verteidigt ihr nicht nur den Anstand und das Gedenken an all jene, die getötet wurden, sondern ihr verteidigt auch unser Recht auf eine Zukunft, in der wir frei sind, frei über Verbrechen zu sprechen, wenn sie von Staaten begangen werden.
Was Julian angetan wurde, ist ein Verbrechen. Das Gesetz wurde missbraucht, um ihn in Haft zu halten, Jahr für Jahr, dafür, dass er das Richtige tat. 3 Jahre in Belmarsh. Wann wird es enden? Wird es in Großbritannien enden, wo wird das Endspiel sein? In Großbritannien? Wird es noch möglich sein, Einspruch einzulegen? Aber schließlich wird es in Europa zu Ende gehen und genau deshalb bin ich hier. Europa kann Julian befreien, Europa muss Julian befreien, denn am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte wird Juliens Fall Rechtsprechung schreiben. Was dieser durchgehen lässt, wird über den Umfang der uns verbleibenden Pressefreiheit entscheiden, über unser Recht, an Informationen zu kommen, die im öffentlichen Interesse sind.
Wir befinden uns jetzt in einer Phase, in der Staaten viel mächtiger sind, als sie es noch vor 10 Jahren waren. Der Überwachungsstaat ist durchsetzt mit privaten Sicherheits- und Kapitalinteressen und mit denen der Tech-Giganten. Und unsere Freiheiten als normale Bürger werden in unglaublichem Umfang eingeschränkt. Alle unsere Freiheiten sind gebunden an Julians Freiheit.
Ich bitte euch alle, weiter für Julian zu kämpfen. Wir müssen diesen Kampf ständig neu erfinden, wir müssen unsere Solidarität zeigen. So schrecklich das, was Julian angetan wird, auch ist, so ist es dennoch für uns eine Möglichkeit, andere anständige Menschen ausfindig zu machen, Menschen, die an etwas glauben, die an die Freiheit glauben und die daran glauben, einen Mann zu verteidigen, der uns alle verteidigt.
Gerade bevor ich hier sprach, sprach ich mit Julian und ich sagte ihm, dass Menschen aus ganz Europa hier sind und auch Leute aus Brüssel, und von der unglaublichen Wärme, Fürsorglichkeit und Solidarität der Menschen hier und dass wir nicht die einzigen sind. Da sind Millionen in der ganzen Welt. Die andere Seite will uns glauben machen, dass es nicht so sei. Das ist ihr Angriff, und es ist nicht wahr. Wir sind Millionen anständiger Menschen, denn Julian hat so viele Menschen berührt, hat so vielen Kriegsopfern und Opfern von Menschenrechtsverletzungen eine Stimme gegeben, das kann niemand wegnehmen. Wir werden diesen Kampf gewinnen, wir müssen diesen Kampf gewinnen. Befreit Julian Assange!!!
Video vom Flashmob mit Stella Assange im Rahmen der Kundgebung für die Befreiung von Julian Assange, Brüssel, 23. April 2022:
Siehe auch:
Fotogalerie
EU Free Assange, Konzert/Kundgebung, Brüssel, 23. April 2022
Wir stehen zu Julian Assange!
Von Arbeiterfotografie
NRhZ 790 vom 04.05.2022
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=28050
Online-Flyer Nr. 792 vom 08.06.2022
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