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Literatur
Hans-Jürgen Hennig: "Burk der Neandertaler, Wolfskönigin Ardak und andere Geschichten"
Chance für die Zeit danach...
Buchtipp von Harry Popow
Liest man diesen außergewöhnlichen Titel vom Neandertaler, so mag man einerseits neugierig sein und sich fragen, wie wohl diese Bezeichnung für den Frühzeitmenschen in unsere heutige Zeit passt? Andererseits mag man auch etwas ungläubig den Kopf schütteln. Doch das Versprechen des Autors im Klappentext mag zunächst Aufmerksamkeit erzeugen: „Wer ungewöhnliche und fantasievolle Geschichten liebt, wird an diesem Buch seine Freude haben.“ Nun denn, das 101-seitige Werk lädt mit seinen fünfzehn Begebenheiten dazu ein, sich kurzweilig der guten oder auch ablenkenden Unterhaltung zu widmen.
Die erste Geschichte nennt sich „Ardak, die Wolfskönigin“. Sie versetzt den Leser in den Seelenzustand eines jungen Mannes. Dieser träumt von einer Frau, die sich plötzlich als Wölfin entpuppt, ihn als Mensch küsst, um dann von ihm zu fordern, er möge dreimal ihrer Spur folgen, wenn er sie denn als Mensch begehren wolle. Auf Seite 9 erfährt der Leser das Motiv dieses wunderschönen Mädchens: „Weil sie zu stolz war, einen einfachen Jäger zu heiraten, wurde sie in eine Wölfin verwandelt, und nur ein einfacher Jäger kann sie wieder von diesem Fluch erlösen.“
Ähnlich wie diese moralischen Fingerzeige findet man in nahezu allen 15 Kurzgeschichten. Es geht dem Autor um die gegenseitige Achtung und Hilfe, um Liebe, besonders auch die zur Natur, um Entdeckerfreuden, zum Beispiel um die Deutung der Sternbilder (S. 30), um die Fürsorge gegenüber kranken Tieren oder auch darum, wie sich aus Wölfen die Hunderasse entwickeln konnte...
Zunächst glaubt man, es handele sich um Menschen aus dem Altertum, die hier vorgestellt werden, denn darauf weisen u.a. die Örtlichkeiten wie Feuerstellen und Zeltunterkünfte hin. Die Bezeichnung von Gärten, Eisdiele, Ferienhaus, Wohnwagen, Fahrradtouren oder auch Supermarkt sagen etwas anderes aus.
Bis hierher mag der Leser den kleinen Episoden – begleitet von einem erhobenen moralischen Zeigefinger - durchaus wohlwollend zustimmen, erst recht den kleinen kritischen Seitenhieben gegenüber kulturlosem Benehmen, wie zum Beispiel weggeworfene Bierbüchsen im Park. (S. 21)
Doch der Autor hat sich mit mehr Tiefgang Zeit gelassen. Soll doch in unserer heutigen Zeit mit wiederholt drohender Kriegsgefahr jedermann in sich gehen und die Fragen der Menschlichkeit und Friedfertigkeit erneut und wiederholt durch den Kopf gehen lassen. Dazu bedient er sich eines seit über 30.000 Jahren ausgestorbenen frühzeitlichen Menschen: Des Neandertalers.
Es geschah in dunkler Nacht, da näherte sich dem Lagerfeuer, an der Gerd saß, eine merkwürdige Gestalt, in der man einen Obdachlosen vermutete, der sich aber mit gütigem Gesicht vorstellte: Burk, der Neandertaler. (S. 54) Wie es im Klappentext heißt, habe diese Begegnung Gerds Leben „für immer“ verändert.
Durch Burk erfahren die Menschen der heutigen Zeit von Verbrechen gegen die Menschlichkeit, von Kriegen und geklonten Menschen, von größenwahnsinnigen Leuten, die „im Auftrag von machtgierigen Monstern Gott spielen möchten“. (S. 60) Gerd nickte. Auch er hatte ähnliche Gedanken: „Wirtschaftswachstum, immer mehr, immer schneller und um jeden Preis, Kriege, die immer mit den gleichen Lügen begann, der Verfall von Kultur, von Werten, Sitten und Gebräuchen, bis hin zu einer Gesellschaft, in der es nur noch Arbeitsvieh und eine abgeschottete Elite gab; Endzeitszenario.“ (S. 62)
Doch Burk, der Neandertaler, spricht tröstende Gedanken aus: Es sei ein trauriges Thema, „wie schnell sich die Menschheit von ihren ureigensten, uralten Wurzeln entfernt hat.“ (…) „Die Welt, wie sie jetzt ist, wird es nicht mehr lange geben. Diese selbsternannte Weltelite ist dabei, alles zu zerstören. In ihrer unendlichen Gier begreift sie es nicht, und das Karussell dreht sich immer schneller. (...) „Die Große Mutter will den Menschen, die zu ihr stehen, eine zweite Chance geben, eine Chance für die Zeit danach.“ (S. 63)
Auf Seite 65 erfährt der Leser, dass Burk Gerds Familie und einige andere kurz vor dem Ende der alten Welt und nach dem Großen Sturm auf einen langen Weg zur Ebene der Großen Mutter gebracht hat, wo sie sich wohl fühlten und „völlig neue Erkenntnisse über die Natur“ gewinnen.
Doch der Neandertaler Burk macht darauf aufmerksam, dass der Weg sie noch weiter nach Osten führen müsse, dann bekäme die Menschheit eine zweite Chance. (S. 69/70)
Wer als Leser Nachdenklichkeit liebt, der kommt in diesem unterhaltsamen Werk auf seine Kosten, zumal der Autor einen guten Sprachstil pflegt. Somit nimmt Hans-Jürgen Hennig seine Leser mit auf die Reise ins Innere der menschlichen Seele und weist sie ohne erhobenen Zeigefinger auf die Möglichkeiten hin, sich vom Druck der Kapitalwelt und ihren Propagandalügen zu befreien.
Hans-Jürgen Hennig: Burk der Neandertaler, Wolfskönigin Ardak und andere Geschichten
Novum Pro, 2022, ISBN-10: 3991310678, ISBN-13: 978-3991310679, 104 Seiten, 11,60 Euro
Online-Flyer Nr. 794 vom 06.07.2022
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Hans-Jürgen Hennig: "Burk der Neandertaler, Wolfskönigin Ardak und andere Geschichten"
Chance für die Zeit danach...
Buchtipp von Harry Popow
Liest man diesen außergewöhnlichen Titel vom Neandertaler, so mag man einerseits neugierig sein und sich fragen, wie wohl diese Bezeichnung für den Frühzeitmenschen in unsere heutige Zeit passt? Andererseits mag man auch etwas ungläubig den Kopf schütteln. Doch das Versprechen des Autors im Klappentext mag zunächst Aufmerksamkeit erzeugen: „Wer ungewöhnliche und fantasievolle Geschichten liebt, wird an diesem Buch seine Freude haben.“ Nun denn, das 101-seitige Werk lädt mit seinen fünfzehn Begebenheiten dazu ein, sich kurzweilig der guten oder auch ablenkenden Unterhaltung zu widmen.
Die erste Geschichte nennt sich „Ardak, die Wolfskönigin“. Sie versetzt den Leser in den Seelenzustand eines jungen Mannes. Dieser träumt von einer Frau, die sich plötzlich als Wölfin entpuppt, ihn als Mensch küsst, um dann von ihm zu fordern, er möge dreimal ihrer Spur folgen, wenn er sie denn als Mensch begehren wolle. Auf Seite 9 erfährt der Leser das Motiv dieses wunderschönen Mädchens: „Weil sie zu stolz war, einen einfachen Jäger zu heiraten, wurde sie in eine Wölfin verwandelt, und nur ein einfacher Jäger kann sie wieder von diesem Fluch erlösen.“
Ähnlich wie diese moralischen Fingerzeige findet man in nahezu allen 15 Kurzgeschichten. Es geht dem Autor um die gegenseitige Achtung und Hilfe, um Liebe, besonders auch die zur Natur, um Entdeckerfreuden, zum Beispiel um die Deutung der Sternbilder (S. 30), um die Fürsorge gegenüber kranken Tieren oder auch darum, wie sich aus Wölfen die Hunderasse entwickeln konnte...
Zunächst glaubt man, es handele sich um Menschen aus dem Altertum, die hier vorgestellt werden, denn darauf weisen u.a. die Örtlichkeiten wie Feuerstellen und Zeltunterkünfte hin. Die Bezeichnung von Gärten, Eisdiele, Ferienhaus, Wohnwagen, Fahrradtouren oder auch Supermarkt sagen etwas anderes aus.
Bis hierher mag der Leser den kleinen Episoden – begleitet von einem erhobenen moralischen Zeigefinger - durchaus wohlwollend zustimmen, erst recht den kleinen kritischen Seitenhieben gegenüber kulturlosem Benehmen, wie zum Beispiel weggeworfene Bierbüchsen im Park. (S. 21)
Doch der Autor hat sich mit mehr Tiefgang Zeit gelassen. Soll doch in unserer heutigen Zeit mit wiederholt drohender Kriegsgefahr jedermann in sich gehen und die Fragen der Menschlichkeit und Friedfertigkeit erneut und wiederholt durch den Kopf gehen lassen. Dazu bedient er sich eines seit über 30.000 Jahren ausgestorbenen frühzeitlichen Menschen: Des Neandertalers.
Es geschah in dunkler Nacht, da näherte sich dem Lagerfeuer, an der Gerd saß, eine merkwürdige Gestalt, in der man einen Obdachlosen vermutete, der sich aber mit gütigem Gesicht vorstellte: Burk, der Neandertaler. (S. 54) Wie es im Klappentext heißt, habe diese Begegnung Gerds Leben „für immer“ verändert.
Durch Burk erfahren die Menschen der heutigen Zeit von Verbrechen gegen die Menschlichkeit, von Kriegen und geklonten Menschen, von größenwahnsinnigen Leuten, die „im Auftrag von machtgierigen Monstern Gott spielen möchten“. (S. 60) Gerd nickte. Auch er hatte ähnliche Gedanken: „Wirtschaftswachstum, immer mehr, immer schneller und um jeden Preis, Kriege, die immer mit den gleichen Lügen begann, der Verfall von Kultur, von Werten, Sitten und Gebräuchen, bis hin zu einer Gesellschaft, in der es nur noch Arbeitsvieh und eine abgeschottete Elite gab; Endzeitszenario.“ (S. 62)
Doch Burk, der Neandertaler, spricht tröstende Gedanken aus: Es sei ein trauriges Thema, „wie schnell sich die Menschheit von ihren ureigensten, uralten Wurzeln entfernt hat.“ (…) „Die Welt, wie sie jetzt ist, wird es nicht mehr lange geben. Diese selbsternannte Weltelite ist dabei, alles zu zerstören. In ihrer unendlichen Gier begreift sie es nicht, und das Karussell dreht sich immer schneller. (...) „Die Große Mutter will den Menschen, die zu ihr stehen, eine zweite Chance geben, eine Chance für die Zeit danach.“ (S. 63)
Auf Seite 65 erfährt der Leser, dass Burk Gerds Familie und einige andere kurz vor dem Ende der alten Welt und nach dem Großen Sturm auf einen langen Weg zur Ebene der Großen Mutter gebracht hat, wo sie sich wohl fühlten und „völlig neue Erkenntnisse über die Natur“ gewinnen.
Doch der Neandertaler Burk macht darauf aufmerksam, dass der Weg sie noch weiter nach Osten führen müsse, dann bekäme die Menschheit eine zweite Chance. (S. 69/70)
Wer als Leser Nachdenklichkeit liebt, der kommt in diesem unterhaltsamen Werk auf seine Kosten, zumal der Autor einen guten Sprachstil pflegt. Somit nimmt Hans-Jürgen Hennig seine Leser mit auf die Reise ins Innere der menschlichen Seele und weist sie ohne erhobenen Zeigefinger auf die Möglichkeiten hin, sich vom Druck der Kapitalwelt und ihren Propagandalügen zu befreien.
Hans-Jürgen Hennig: Burk der Neandertaler, Wolfskönigin Ardak und andere Geschichten
Novum Pro, 2022, ISBN-10: 3991310678, ISBN-13: 978-3991310679, 104 Seiten, 11,60 Euro
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