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Aktueller Online-Flyer vom 28. März 2024  

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Krieg und Frieden
Aus der Quartalsschrift DAS KROKODIL, Ausgabe 43
Alles Theater mit de Gaulle
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann

Bezogen auf die Ukraine gibt es eine Aussage: „Dieser Konflikt hat Auswirkungen auf die Welt und auf Europa. Er wurde durch den Willen der Amerikaner und der NATO ausgelöst, und er wird von der Europäischen Kommission weitgehend aufrechterhalten.“ Das sagt Pierre de Gaulle, Enkel des französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle. Darauf kann es von Seiten derer, die dazu beitragen, dass diese und weitere Aussagen im deutschsprachigen Raum verbreitet werden, nur eine Erwiderung geben. Die lautet: "Natürlich sind dessen Positionen [also die von Pierre de Gaulle] weder auf Basis marxistischer Analyse, noch deckungsgleich mit unseren Auffassungen." Das ist ein wahrlich überwältigender Satz. Er schmückt das Angebot von weltnetz.tv, wo das Interview in deutscher Sprache präsentiert wird. Dieser Satz sollte fortan jedes Interview bereichern. Denn er gilt fast immer. Positionen verschiedener Personen sind fast nie deckungsgleich. Und der Satz erhebt diejenigen, die ihn nutzen, über die, die zu einer marxistischen Analyse nicht fähig sind. Endlich entsteht auf diese Weise eine Zweiklassengesellschaft – die der Fähigen und die der Unfähigen.

Sie kämpfen mit Schaum vor dem Mund, Seit an Seit: die deutschen Quantitätsmedien als Verkünder der politischen Zeitenwende und weite Teile der links-orientiert organisierten Friedensbewegung: "Der Russe" habe das Verbrechen des Angriffskrieges auf die Ukraine begangen. Punkt. So war es Anfang Dezember 2022 beim 29. Friedensratschlag in Kassel aus vielen Kehlen zu vernehmen. Selbst eine auf antifaschistische Standpunkte insistierende Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes in Persona Ulrich Schneider brachte keinen Gedanken an die faschistischen Umtriebe in der Ukraine mit ihren Hitler verehrenden Asow-Batallionen und der Bandera-Verehrung zustande. Völlig anders, mit einem humanistischen und kulturgeschichtlichen Weitblick äußert sich Pierre de Gaulle, Enkel des NATO-kritischen General Charles de Gaulle, der im Widerstand zu Hitler-Deutschland und dem Vichy-Regime in der Resistance wirkte. Pierre de Gaulle zerstreut am 16. Dezember 2022 im Interview mit der Leiterin der Vereinigung des französisch-russischen Dialogs in Paris, Irina Dubois, das Holzschnitt artig gezimmerte Feind-Bild des bösen und aggressiven Russen und wagt den Perspektiv-Wandel: „Ich denke, die öffentliche Meinung beginnt, sich des perversen Spiels und der Lügen der Amerikaner und insbesondere der NATO bewusst zu werden.“ Mit dem französischen Resistance-Kämpfer und Mitgestalter der UNO-Menschenrechtscharta, Stephane Hessel, ruft er aus: „Ich empöre mich und ich protestiere gegen diese intellektuelle Unehrlichkeit in der Ukraine-Krise, denn die Kriegsauslöser sind die Amerikaner und die NATO.“ Doch Vorsicht! Diese Sicht basiert nicht auf einer marxistischen Analyse.

Doch Schluss mit diesem Theater! Lassen wir Pierre de Gaulle noch mit einigen seiner Aussagen zu Wort kommen: „Die Amerikaner haben seit dem Vietnamkrieg und seit den darauf folgenden Wirtschaftskrisen, die insbesondere mit der Aufgabe des Goldstandards für den Dollar zusammenhingen, immer versucht, durch Gewalt und List diesen Verlust an Einfluss sowohl wirtschaftlich als auch politisch zu kompensieren... Ich habe Aussagen von kleinen Handwerkern erhalten, kleinen Geschäftsleuten, von Menschen, die unter dieser Situation leiden... was die Fortsetzung ihrer Tätigkeit völlig unmöglich macht und Hunderttausende Menschen in Europa in die Arbeitslosigkeit stürzen wird... Ich protestiere und bin empört, dass in Frankreich und Europa ein Bataillon mit dem Namen Asow verherrlicht wird, das die gleichen Embleme wie die Division 'Das Reich' verwendet! Meine Eltern haben gegen den Nationalsozialismus gekämpft, meine Großeltern, sie wurden sogar aus Gründen des Widerstands deportiert, und für mich ist es absolut skandalös, dass man heute Leute fördert, die im Dombass Massaker, Mord und Diskriminierung an der Bevölkerung verübt haben.“ (Quelle: globalbridge.ch und weltnetz.tv)


Veröffentlichung aus der Quartalsschrift DAS KROKODIL, Ausgabe 43 (Dezember 2022) – Grundsatzschrift über die Freiheit des Denkens – bissig – streitbar – schön und wahr und (manchmal) satirisch.



Mehr dazu und wie es sich bestellen lässt, hier: http://www.das-krokodil.com/


Online-Flyer Nr. 806  vom 01.02.2023

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