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Aktueller Online-Flyer vom 21. Dezember 2024  

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Globales
Zur Befreiung des KZ Auschwitz-Birkenau am 27.01.1945 und zur Beendigung der Belagerung von Leningrad am 27.01.1944
Dank der Roten Armee!
Von Elke Zwinge-Makamizile

Wir erinnern uns heute am 27. Januar an die Befreiung des KZ Auschwitz-Birkenau am 27.01.1945 und an das Ende der Belagerung Leningrads am 27.01.1944 - beides durch die Rote Armee. Der 27.01.1944 war das Ende einer Belagerung, die 871 Tage zuvor im September 1941 begann. Das faschistische Hitler-Regime wollte die symbolträchtige Stadt nicht erobern und besetzen – sondern durch eine Blockade langsam durch Hungertod strangulieren und vernichten. Es war ein Todesurteil ohne Beispiel in der Geschichte. Für dreieinhalb Millionen Menschen innerhalb des Belagerungsrings begann eine "Nacht ohne Ende".

Es gab Tage, da erfroren und verhungerten 6000 Menschen. Sie fielen einfach um, überall - auf Straßen, Krankenhausfluren, Hinterhöfen. Sanitätstrupps hielten mit der Bergung nicht Schritt. Die Bilanz war schauerlich. Als die Belagerung nach genau 871 Tagen, am 27. Januar 1944, beendet war, hatten rund 1,1 Millionen Leningrader ihr Leben verloren - verhungert, erfroren, verreckt im Hagel von 100.000 Fliegerbomben. Eine weitere Million Soldaten der Roten Armee starb bei der Verteidigung Leningrads. Nie hat eine Stadt Vergleichbares erlitten.

40 Grad Frost. Hunger und Delirium. Menschen aßen Katzen, Ratten, Sägemehl, Leim und Menschenfleisch, unvorstellbar!? Ich möchte einen Einschub machen mit dem Gedicht von Bertolt Brecht:
    Ein Pferd klagt an

    [...] Kaum war ich da nämlich zusammengebrochen
    Da stürzten aus den Häusern schon
    Hungrige Menschen, um ein Pfund Fleisch zu erben
    Rissen mit Messern mir das Fleisch von den Knochen
    Und ich lebte überhaupt noch und war gar nicht fertig
    mit dem Sterben.

    Aber die kannt‘ ich doch von früher, die Leute! [...]
    Einst mir so freundlich und mir so feindlich heute!
    Plötzlich waren sie wie ausgewechselt! Ach, was war
    mit ihnen geschehen?

    Da fragte ich mich: Was für eine Kälte
    Muß über die Leute gekommen sein!
    Wer schlägt da so auf sie ein
    Daß sie jetzt so durch und durch erkaltet?
    So helft ihnen doch! Und tut das in Bälde!
    Sonst passiert euch etwas, was ihr nicht für möglich haltet!
Trotz alledem. Es gab so etwas wie ein Wunder! Im belagerten Leningrad führten am 9. August 1942 völlig entkräftete Musiker Schostakowitschs 7. Sinfonie auf. Es spielten nur 15 Musiker, die von dem Leningrader Sinfonieorchester noch am Leben waren. Vor Schwäche konnten sich die Musiker kaum auf den Beinen halten, probten mit dem Dirigenten Karl Eliasberg unter Hunger und Schwäche bis zum 9. August 1942. Da erklang die Leningrader Sinfonie über viele Lautsprecher in der belagerten, schon zerstörten Stadt. Es war ein Fanal gegen die Barbarei und bestärkte den unglaublichen Lebenswillen zum Überleben des Menschlichen. Schostakowitsch sagte: "Meine Sinfonie Nr. 7 widme ich unserem Kampf gegen den Faschismus, unserem sicheren Sieg über den Feind und meiner Heimatstadt Leningrad."

Ich möchte auch hier einen Einschub machen, um an wenigen Beispielen die Bedeutung der Kultur als Stärkung der Widerstandskraft und der kulturellen Identifikation in existenziellen Zeiten der Geschichte zu nennen. Wie besonders die unvergessliche Aufführung der Leningrader Sinfonie. Welche Widerstandskraft bewirkte die Musik Theodorakis zur Zeit der Diktatur. Die Musik Victor Jaras nach dem Putsch in Chile ist unvergessen. Eine spanische Volkssängerin singt auf den Straßen Lieder und wird von der Inquisition verbrannt (in dem Film „Goya“ von Konrad Wolf). In afrikanischen Ländern zur Zeit des Kolonialismus ist die einheimische Musik verpönt, verspottet und wird unter brutalster Strafe untersagt. Selbst im heutigen Berlin wird bei Corona-Protesten Musik verboten.

Zurück zu der Bedeutung von Musik und anderen Künsten in Leningrad. Denn selbst unter schwierigsten Bedingungen versahen Filmemacher ihre Arbeit. Ihre Aufzeichnungen dienten späteren Dokumentationen über die Blockade und gingen ein in sowjetische Spielfilme. Im heutigen St. Petersburg gibt es einen Gedenkfriedhof, den Piskarjowskoje-Gedenkfriedhof. Er ist eine Gedenkstätte für die Toten während der Blockade und Massenbegräbnisstätte für etwa 470.000 Personen.

Das Mahnmal wird von einer hohen Granitmauer umgeben. Dort ist ein Gedicht von Olga Bergholz, einer Überlebenden der Blockade, eingraviert:
    Hier liegen Leningrader.
    Hier liegen Bürger – Männer, Frauen und Kinder.
    Neben ihnen Soldaten der Roten Armee.
    Mit ihrem Leben.
    Verteidigten sie Dich, Leningrad.
    Die Wiege der Revolution.
    Nicht alle ihre edlen Namen können wir hier nennen.
    So viele sind es unter dem ewigen Schutz von Granit.
    Aber wisse, der du diese Steine betrachtest.
    Niemand ist vergessen und nichts wird vergessen.
Deshalb sind wir hier: Niemand ist vergessen und nichts wird vergessen. Es ist nicht vergessen: am 22.Juni 1941 beginnt der ungeheuerlichste Eroberungs-, Versklavungs- und Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion, den die moderne Geschichte kennt. Im Kriegsverlauf sterben zwischen 24 und 40 Millionen Bewohner der Sowjetunion durch die von Hitler geplanten und der Wehrmacht ausgeführten Massenverbrechen an der Zivilbevölkerung. Was für eine Nacht!

Es kam ein Morgen: 1945 rief eine erschütterte Weltgemeinschaft die UNO ins Leben. Sie schrieb die UNO-Charta als eingemeißelte Lehre aus Faschismus und Krieg. Präambel: "Wir, die Völker der Vereinten Nationen, sind fest entschlossen, künftige Geschlechter vor der Geißel des Krieges zu bewahren, die zweimal zu unseren Lebzeiten unsagbares Leid über die Menschheit gebracht hat."

Artikel 1: "Die Vereinten Nationen setzen sich folgende Ziele: den Weltfrieden und die internationale Sicherheit zu wahren, um Bedrohungen des Friedens zu verhüten und zu beseitigen, Angriffshandlungen und andere Friedensbrüche zu unterdrücken und internationale Streitigkeiten oder Situationen, die zu einem Friedensbruch führen könnten, durch friedliche Mittel nach den Grundsätzen der Gerechtigkeit und des Völkerrechts zu bereinigen oder beizulegen; freundschaftliche, auf der Achtung vor dem Grundsatz der Gleichberechtigung und Selbstbestimmung der Völker beruhende Beziehungen zwischen den Nationen zu entwickeln."

So soll es sein! Das internationale Recht als Garant der Zivilisation, als völkerrechtliches Schutzschild gegen alte und neue Seilschaften, gegen Kriegstreiberei und Feindbilder aller Art.

Deshalb sind wir hier, um zu erinnern, zu mahnen und zu fordern, dass die Politik des Westens die seitens der Politik (nicht der Bevölkerung) eine zunehmende Russlandfeindlichkeit zeitigt, diese zu beenden.

Die NATO-Aufrüstung und Kriegsmanöver gegen Russland sind brandgefährlich. Die Lehre aus zwei Weltkriegen kann und muss eine Politik der Entspannung und Kooperation sein. Gerade Deutschland ist aufgerufen, seine politische und moralische Verantwortung gegenüber Russland in reale Politik umzusetzen.

Wir, die Faschismus und Krieg im Sinne der UN-Charta als "Geißel der Menschheit" verurteilen und auf vielerlei Weise bekämpfen, danken der Roten Armee, die die größten Opfer für die Befreiung vom Hitlerfaschismus geleistet hat. Alle friedliebenden Menschen sagen Dank - nicht nur heute.


Die Berliner Freidenkerin Elke Zwinge-Makamizile hat diese Rede im Januar 2021 am Brandenburger Tor gehalten.



Online-Flyer Nr. 806  vom 01.02.2023

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