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Krieg und Frieden
Gerhard Hanloser im Organ des Friedensratschlags, Ausgabe 2/2023
Strandmüll im FriedensJournal
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
Was wäre, wenn das FriedensJournal, Organ des "Bundesausschusses Friedensratschlag", als "hässlicher Strandmüll" bezeichnet würde? Wäre das eine angemessene Form der Kritik? Wohl kaum! Aber es ist Gerhard Hanloser, der in einem FriedensJournal-Artikel mit dem Titel "Neue Friedensbewegte auf der Straße – Eine Reportage" über eine von der Demokratie-Bewegung organisierte Friedensdemonstration, davon schreibt, dass – nachdem sich die Linke mit den Grünen, der SPD und dem DGB aus dem Protest gegen den Krieg verabschiedet haben – "man sich kaum wundern" müsse, "dass die 'Spinner' zurückbleiben und wie hässlicher Strandmüll nach der Bewegungsflut in der Ebbe sichtbar werden". (1) Was ist das für ein Stil in einer Publikation aus der Friedensbewegung, Friedensbewegte aus der Demokratie-Bewegung mit dem Etikett "Spinner" und "hässlicher Strandmüll" zu versehen – und das in einem Moment, wo sich die Stärke der neuen Bewegung zeigt? Ein besonderes Augenmerk richtet Hanloser in seiner Reportage auf die Basisdemokratische Partei Deutschland (dieBASIS).
Der Artikel von Gerhard Hanloser trägt den neutral klingenden Titel "Neue Friedensbewegte auf der Straße – Eine Reportage", und er beginnt in einer Weise, dass die Leserinnen und Leser davon ausgehen können, es handele sich um eine objektive, wenn nicht gar wohlwollende Charakterisierung der neuen Protestbewegung. Doch es dauert nicht lange, und es tauchen – beiläufig eingestreut – diskreditierende Begriffe auf. Einem Aufkleber, auf dem die Friedenstauben "eine etwas dynamischere Variation der alten klassischen Friedenstaube der 1980erJahre" seien, dichtet Hanloser eine "militante Diktion" an. Und Hanloser lässt seine Leserschaft wissen, dass Demo-Teilnehmer "zusammengetrommelt" worden seien. Wen meint er damit? Hat der DGB am 1. Mai seine Mitglieder "zusammengetrommelt"? Nein! Der Begriff fällt in Zusammenhang mit der Grundrechte- und Demokratie-Bewegung. Es heißt: "vor allem: als Aufrufer fungiert eine Organisation namens FreiSein Freiburg. Vor zwei Jahren schaffte es diese Gruppe bis zu 7.500 Teilnehmer auf Demos gegen die Corona-Maßnahmen zusammenzutrommeln."
Bald kommt Gerhard Hanloser auf ein Mitglied der Basisdemokratischen Partei Deutschland (dieBASIS) zu sprechen. Er charakterisiert ihn wie folgt: "Eine Diskussion mit dem Mann ist schwer, er unterbricht ständig, hat eine durchgehend arrogant-belehrende Haltung, ist im Grunde desinteressiert am Gegenüber und unterstellt Dinge, die gar nicht im Gespräch gesagt wurden." Und dann geht seine diskreditierende Litanei weiter mit: "Er kommt mir vor wie der Prototyp des von Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey diagnostizierten autoritären Libertären, hart am Rande des Typus des 'Spinners', wie die beiden unter Rückgriff auf Adornos Persönlichkeitsanalysen des autoritären Charakters eine Unterform der aktuellen autoritären Rebellen, die voller projektiver und ressentimentgeladener Wut sind, nennen." Oliver Nachtwey ist ein herrschaftskonformer Soziologe, der kritische Stimmen mit der Vokabel "Verschwörungstheoretiker" ins Abseits zu stellen versucht. Wenn Gerhard Hanloser auf ihn positiv Bezug nimmt, lässt er damit erkennen, auf welcher Seite er steht.
Immer wieder ist Hanlosers Artikel mit merkwürdigen Begriffen gespickt, die unterschwellig – wenn nicht gar offen – die Friedensaktivisten diskreditieren sollen. In der Aussage "Wir sind eine Menschheitsfamilie" auf dem zentralen Fronttransparent erkennt er "hippieske Töne". Zwei Frauen, die Plakate mit den Aufschriften "Hinterfrage alles" bzw. "Raus aus der NATO. Frieden mit Russland" mit sich führen, tragen mit seinen Worten "quietschbunte Mäntel". Ein Demonstrant, den er anspricht, antwortet – so seine Formulierung – "sehr glatt". Ein Demonstrant sei mit einer Russlandfahne "angerückt". Man "könnte es sich einfach machen" – so formuliert er mit scheinbarer Distanz – und die Demonstration als "Querfrontveranstaltung der rechtsoffenen 'Schwurbler' etikettieren".
Gerhard Hanlosers vernichtendes Fazit lautet: "Tatsächlich ist ja auch hier und an diesem Tag die Friedensforderung von Rechten, Verwirrten und Obskurantisten gehijackt worden. Verzweifelte und Suchende gesellten sich dazu. Doch dies ist nur ein Teil des viel größeren Dramas, das zu analysieren und abzuwenden der Mehrheit einer selbstzufriedenen und angepassten Milieu-Linken offensichtlich nicht gelingt." Wenn Gerhard Hanloser in aller Offenheit – den Herrschaftsmedien entsprechend – Begriffe wie "rechts" oder "verwirrt" verwendet, bedarf es keiner aufwendigen Enttarnung mehr. Für ihn ist es also – wie für die Kriegstreiber – ein Drama, wenn es den herrschenden Kreisen und ihren schein-linken Kräften nicht gelingt, der sich aus der Grundrechte- und Demokratie-Bewegung entwickelnde Friedensbewegung Herr zu werden.
Abschließend weist das FriedensJournal darauf hin, dass der Beitrag zuerst am 11.2.2023 bei Telepolis erschienen ist und er in Absprache mit dem Autor gekürzt wurde (2). Herausgekürzt ist z.B. Hanlosers verunglimpfende Bemerkung, dass die Aussage, Deutschland sei ein Vasall der USA, "rechts-souveränistisch" sei. Telepolis ist eine Online-Publikation, der ein herrschaftskritisches Image anhaftet, diesem aber oft nicht gerecht wird. Es stellt sich also die Frage, was die FriedensJournal-Redaktion veranlasst hat, diesen Beitrag ohne Not zu übernehmen. Und es stellt sich die Frage, wie es sein kann, dass dieser Beitrag in einem Organ der Friedensbewegung erschienen ist, das von jemandem verantwortet wird, der erklärt hat, die traditionelle und neue (aus der Grundrechte- und Demokratie-Bewegung hervorgegangene) Friedensbewegung zusammen führen zu wollen.
Fußnoten:
1 Artikel von Gerhard Hanloser im FriedensJournal, Ausgabe 2/2023 (März/April 2023)
Neue Friedensbewegte auf der Straße – Eine Reportage
https://www.frieden-und-zukunft.de/pdf/fj/FJ_2023-2_Web.pdf
2 Artikel von Gerhard Hanloser bei Telepolis, 11. Februar 2023
Krieg und Frieden: In einer kleinen Stadt
https://www.telepolis.de/features/Krieg-und-Frieden-In-einer-kleinen-Stadt-7491994.html
Siehe zu Gerhard Hanloser auch:
Was hat es mit Gerhard Hanloser und Peter Ullrich auf sich?
Doppelbödiges Spiel von Antideutschen?
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
NRhZ 729 vom 11.12.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=26438
Kongress der Neuen Gesellschaft für Psychologie (NGfP), Berlin, 8.-11.3.2018
Gesellschaft ohne Opposition?
(Passage: Panel Kritik des Neoliberalismus IV mit Dr. Werner Rügemer und Gerhard Hanloser)
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
NRhZ 651 vom 21.03.2018
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=24695
Online-Flyer Nr. 808 vom 17.03.2023
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Krieg und Frieden
Gerhard Hanloser im Organ des Friedensratschlags, Ausgabe 2/2023
Strandmüll im FriedensJournal
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
Was wäre, wenn das FriedensJournal, Organ des "Bundesausschusses Friedensratschlag", als "hässlicher Strandmüll" bezeichnet würde? Wäre das eine angemessene Form der Kritik? Wohl kaum! Aber es ist Gerhard Hanloser, der in einem FriedensJournal-Artikel mit dem Titel "Neue Friedensbewegte auf der Straße – Eine Reportage" über eine von der Demokratie-Bewegung organisierte Friedensdemonstration, davon schreibt, dass – nachdem sich die Linke mit den Grünen, der SPD und dem DGB aus dem Protest gegen den Krieg verabschiedet haben – "man sich kaum wundern" müsse, "dass die 'Spinner' zurückbleiben und wie hässlicher Strandmüll nach der Bewegungsflut in der Ebbe sichtbar werden". (1) Was ist das für ein Stil in einer Publikation aus der Friedensbewegung, Friedensbewegte aus der Demokratie-Bewegung mit dem Etikett "Spinner" und "hässlicher Strandmüll" zu versehen – und das in einem Moment, wo sich die Stärke der neuen Bewegung zeigt? Ein besonderes Augenmerk richtet Hanloser in seiner Reportage auf die Basisdemokratische Partei Deutschland (dieBASIS).
Der Artikel von Gerhard Hanloser trägt den neutral klingenden Titel "Neue Friedensbewegte auf der Straße – Eine Reportage", und er beginnt in einer Weise, dass die Leserinnen und Leser davon ausgehen können, es handele sich um eine objektive, wenn nicht gar wohlwollende Charakterisierung der neuen Protestbewegung. Doch es dauert nicht lange, und es tauchen – beiläufig eingestreut – diskreditierende Begriffe auf. Einem Aufkleber, auf dem die Friedenstauben "eine etwas dynamischere Variation der alten klassischen Friedenstaube der 1980erJahre" seien, dichtet Hanloser eine "militante Diktion" an. Und Hanloser lässt seine Leserschaft wissen, dass Demo-Teilnehmer "zusammengetrommelt" worden seien. Wen meint er damit? Hat der DGB am 1. Mai seine Mitglieder "zusammengetrommelt"? Nein! Der Begriff fällt in Zusammenhang mit der Grundrechte- und Demokratie-Bewegung. Es heißt: "vor allem: als Aufrufer fungiert eine Organisation namens FreiSein Freiburg. Vor zwei Jahren schaffte es diese Gruppe bis zu 7.500 Teilnehmer auf Demos gegen die Corona-Maßnahmen zusammenzutrommeln."
Bald kommt Gerhard Hanloser auf ein Mitglied der Basisdemokratischen Partei Deutschland (dieBASIS) zu sprechen. Er charakterisiert ihn wie folgt: "Eine Diskussion mit dem Mann ist schwer, er unterbricht ständig, hat eine durchgehend arrogant-belehrende Haltung, ist im Grunde desinteressiert am Gegenüber und unterstellt Dinge, die gar nicht im Gespräch gesagt wurden." Und dann geht seine diskreditierende Litanei weiter mit: "Er kommt mir vor wie der Prototyp des von Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey diagnostizierten autoritären Libertären, hart am Rande des Typus des 'Spinners', wie die beiden unter Rückgriff auf Adornos Persönlichkeitsanalysen des autoritären Charakters eine Unterform der aktuellen autoritären Rebellen, die voller projektiver und ressentimentgeladener Wut sind, nennen." Oliver Nachtwey ist ein herrschaftskonformer Soziologe, der kritische Stimmen mit der Vokabel "Verschwörungstheoretiker" ins Abseits zu stellen versucht. Wenn Gerhard Hanloser auf ihn positiv Bezug nimmt, lässt er damit erkennen, auf welcher Seite er steht.
Immer wieder ist Hanlosers Artikel mit merkwürdigen Begriffen gespickt, die unterschwellig – wenn nicht gar offen – die Friedensaktivisten diskreditieren sollen. In der Aussage "Wir sind eine Menschheitsfamilie" auf dem zentralen Fronttransparent erkennt er "hippieske Töne". Zwei Frauen, die Plakate mit den Aufschriften "Hinterfrage alles" bzw. "Raus aus der NATO. Frieden mit Russland" mit sich führen, tragen mit seinen Worten "quietschbunte Mäntel". Ein Demonstrant, den er anspricht, antwortet – so seine Formulierung – "sehr glatt". Ein Demonstrant sei mit einer Russlandfahne "angerückt". Man "könnte es sich einfach machen" – so formuliert er mit scheinbarer Distanz – und die Demonstration als "Querfrontveranstaltung der rechtsoffenen 'Schwurbler' etikettieren".
Gerhard Hanlosers vernichtendes Fazit lautet: "Tatsächlich ist ja auch hier und an diesem Tag die Friedensforderung von Rechten, Verwirrten und Obskurantisten gehijackt worden. Verzweifelte und Suchende gesellten sich dazu. Doch dies ist nur ein Teil des viel größeren Dramas, das zu analysieren und abzuwenden der Mehrheit einer selbstzufriedenen und angepassten Milieu-Linken offensichtlich nicht gelingt." Wenn Gerhard Hanloser in aller Offenheit – den Herrschaftsmedien entsprechend – Begriffe wie "rechts" oder "verwirrt" verwendet, bedarf es keiner aufwendigen Enttarnung mehr. Für ihn ist es also – wie für die Kriegstreiber – ein Drama, wenn es den herrschenden Kreisen und ihren schein-linken Kräften nicht gelingt, der sich aus der Grundrechte- und Demokratie-Bewegung entwickelnde Friedensbewegung Herr zu werden.
Abschließend weist das FriedensJournal darauf hin, dass der Beitrag zuerst am 11.2.2023 bei Telepolis erschienen ist und er in Absprache mit dem Autor gekürzt wurde (2). Herausgekürzt ist z.B. Hanlosers verunglimpfende Bemerkung, dass die Aussage, Deutschland sei ein Vasall der USA, "rechts-souveränistisch" sei. Telepolis ist eine Online-Publikation, der ein herrschaftskritisches Image anhaftet, diesem aber oft nicht gerecht wird. Es stellt sich also die Frage, was die FriedensJournal-Redaktion veranlasst hat, diesen Beitrag ohne Not zu übernehmen. Und es stellt sich die Frage, wie es sein kann, dass dieser Beitrag in einem Organ der Friedensbewegung erschienen ist, das von jemandem verantwortet wird, der erklärt hat, die traditionelle und neue (aus der Grundrechte- und Demokratie-Bewegung hervorgegangene) Friedensbewegung zusammen führen zu wollen.
Fußnoten:
1 Artikel von Gerhard Hanloser im FriedensJournal, Ausgabe 2/2023 (März/April 2023)
Neue Friedensbewegte auf der Straße – Eine Reportage
https://www.frieden-und-zukunft.de/pdf/fj/FJ_2023-2_Web.pdf
2 Artikel von Gerhard Hanloser bei Telepolis, 11. Februar 2023
Krieg und Frieden: In einer kleinen Stadt
https://www.telepolis.de/features/Krieg-und-Frieden-In-einer-kleinen-Stadt-7491994.html
Siehe zu Gerhard Hanloser auch:
Was hat es mit Gerhard Hanloser und Peter Ullrich auf sich?
Doppelbödiges Spiel von Antideutschen?
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
NRhZ 729 vom 11.12.2019
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=26438
Kongress der Neuen Gesellschaft für Psychologie (NGfP), Berlin, 8.-11.3.2018
Gesellschaft ohne Opposition?
(Passage: Panel Kritik des Neoliberalismus IV mit Dr. Werner Rügemer und Gerhard Hanloser)
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
NRhZ 651 vom 21.03.2018
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=24695
Online-Flyer Nr. 808 vom 17.03.2023
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